Das Startup Ecovative will Pilze als neues Bau- und Designmaterial etablieren. Dazu hat das Design-Unternehmen einer Methode entwickelt, um schädliche Kunststoffe durch eine Pilz-basierte Substanz zu ersetzen. Ein Aufzuchtset für Zuhause soll nun dafür sorgen, dass das Biomaterial sich als Plastikersatz verbreitet.
Dieses schaumartige Material wird aus landwirtschaftlichen Abfällen wie etwa Maisstroh und dem so gennannten Myzel hergestellt. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden als Pilze nur die sichtbaren Fruchtkörper bezeichnet. Das Mycel ist jedoch das feine, meist unsichtbare Geflecht aus Hyphen im Boden, das mit einem Wurzelsystem vergleichbar ist. Es wird genutzt, um Ziegel zu bauen, Lampenschirme wachsen zu lassen und ersetzt umweltschädliche Verpackungen. Selbst ein kleines Haus hat die Firma zur Demonstration der Material-Stabilität bereits gebaut.
Das Unternehmen hat nun eine Selbstanbau-Version der Pilze für zu Hause herausgebracht. Das Set enthält für knapp 15 Dollar alles, was man für eigene Schöpfungen aus Pilzmaterial braucht. Dazu gehören eine Tüte dehydriertes Pilzgeflecht, Mehl, Handschuhe, ein Formwerkzeug und einem Tasche als Brutkasten. Mit ein wenig Wasser und Mehl verwandelt sich das Myzel in ein flauschiges weißes Material, das sich mit den Werkzeugen formen und gestalten lässt.
Myzel sei ein unterschätztes Wunder-Material, berichten die Entwickler in einem Bericht des Technologie-Magzins Wired: „In jeder Schule oder Hochschule wird das Reich der Pilze häufig übergangen“, sagt Gordon MacPherson, ein Produkt-Designer bei Ecovative. „Wir denken, Myzel wird uns zum Chemieunternehmen der Zukunft machen. Wir glauben, die Zukunft ist biobasiert.“
Myzel wirkt wie eine sich selbst reproduzierender Leim, der verschiedene Arten von natürlichen Produkten binden kann. Im Fall von Ecovative wird das Myzel zu einem Material wie Maisstroh oder anderen Resten aus der Ernte hinzugefügt. Der Pilz kolonisiert das Produkt, und schafft ein feuchtes Material, das nach dem Trocknen stabil und belastbar ist. Ecovative konzentriert sich derzeit auf den Ersatz von Kunststoff-Verpackungsmaterial, aber das Mycel hat Anwendungen weit darüber hinaus.
Deshalb ist so etwas wie das „Grow It Yourself-Kit“ wichtig für das Unternehmen. Das Material in die Hände der Öffentlichkeit zu geben macht mehr Menschen mit dem Konzept vertraut und ist eine Form von Crowdsourcing zur Produktentwicklung. Entwickler MacPherson ist jedenfalls gespannt, was die Menschen damit designen. „Ich bin wirklich aufgeregt, weil ich nicht weiß, was Leute mit GIY machen werden“, so der Designer.