Technologie

Über TTIP: US-Rüstungs-Industrie will Medizin-Technik nach Europa liefern

Mit dem Freihandelsabkommen TTIP drängen die US-Rüstungs-Konzerne in die europäischen Märkte. Die Trennlinien zwischen dem „militärischen“ und „zivilen“ verschwimmen zunehmend. Der weltweit größte Waffenhersteller Lockheed Martin steht etwa in Verhandlungen mit Großbritannien, die Verwaltung der landesweiten Medizinsysteme zu übernehmen.
23.12.2014 00:26
Lesezeit: 1 min

Mit dem Freihandelsabkommen TTIP könnten die US-Rüstungs-Konzerne in Europa Fuß fassen. Der weltweit größte, Lockheed Martin, arbeitet momentan intensiv daran, sich in Großbritannien die Verwaltung der Medizinsysteme zu sichern. Der britische National Health Service traf sich vor kurzem mit interessierten Unternehmen –darunter auch Lockheed Martin, berichtet der Independent. Der Waffenhersteller drängt seit längerem in zivile Märkte. In den USA und Schweden ist Lockheed Martin seit einigen Jahren im Postdienstleistung-Sektor tätig.

Die Rüstungsindustrie hofft, dass sich durch TTIP noch mehr Märkte und Möglichkeiten auftun.

Die Aerospace and Defence Industries Association of Europe (ASD) - eine Dachorganisation der Waffenhändler - hat errechnet, dass mehr als die Hälfte der 24 Themen in der Anfangsphase der EU-US-Handelsgespräche Auswirkungen auf die Rüstungsindustrie hat. Ganz besonders interessant ist der Punkt „öffentliches Beschaffungswesen“ - eine andere Bezeichnung für das Anbieten von Waren an die Behörden. In einigen Fällen umfasst das auch hochwichtigen Dienstleistungen, die die Konzern leisten.

Für Cecilia Malmström, Handelskommissarin der EU, kein Grund zur Sorge: „Keine EU-Handelsabkommen beschränkt die Freiheit der EU-Mitgliedstaaten bei der Organisation ihrer öffentlichen Dienstleistungen“. Dennoch hat der britische Gesundheitsminister Frederick Curzon darauf bestanden, das Gesundheitswesen in die Verhandlungen zu TTIP mitaufzunehmen, berichtet die BBC. Es helfe den britischen Pharmakonzernen.

Eine Analyse der Europäischen Union für Sicherheitsstudien – einem vom Steuerzahler finanzierten Pro-Kriegs-Think-Tank – stellt fest, dass die Trennlinien zwischen dem „militärischen“ und „zivilen“ immer mehr verschwimmen. Es sei zwar unwahrscheinlich, dass etwa Kampfhubschrauber direkt unter die Bestimmungen zu TTIP fallen. Aber On-Board-Technologien, die aus dem zivilen Sektor stammen wie Sensorik oder Fahrwerk, können aufgenommen werden, zitiert David Cronin in seinem EUobserver-Blog aus der Studie.

Momentan liegen die Verhandlungen zu TTIP bis Februar auf Eis. Doch die Ablehnung gegen das Freihandelsabkommen steigt, insbesondere in Deutschland. Für Angela Merkel selbst ist TTIP alternativlos. Werde es nicht geschlossen, werde Europa von „ostasiatischen Staaten“ abgehängt, so die Bundeskanzlerin. Das Abkommen sei für Europa so wichtig wie die EU und der Nato-Doppelbeschluss. Zudem stehe man beim TTIP unter Zeitdruck.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...