Finanzen

Italien: Fast jeder zweite Jugendliche ist ohne Arbeit

Lesezeit: 2 min
08.01.2015 02:45
Premierminister Renzi gerät unter erheblichen Druck: Seit Monaten steigt die Arbeitslosigkeit. Fast jeder zweite Jugendliche ist ohne Job. Auch die älteren Arbeitnehmer finden immer schwerer Arbeit. Renzi drängt daher bei der EU auf die Erlaubnis, mehr Schulden machen zu dürfen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im November ist die Zahl der Arbeitslosen in Italien im Vergleich zum Vormonat erneut gestiegen. Wie die italienische Statistikbehörde (ISTAT) am Mittwoch mitteilte, kletterte die Arbeitslosenrate um 0,2 Prozent auf 13,4 Prozent. Damit ist die Arbeitslosenrate auf dem höchsten Wert seit Beginn der monatlichen Aufstellung der Daten im Januar 2004. Eurostat zufolge weisen derzeit nur 5 der insgesamt 28 EU-Länder eine höhere Arbeitslosenrate auf als Italien. Neben Griechenland als Schlusslicht gehören dazu Spanien, Ungarn, Portugal und Zypern. Vor allem aber in der Altersgruppe der 15 bis 24-Jährigen hat sich die Situation in Italien weiter verschärft. Hier liegt die Arbeitslosenrate bei 43,9 Prozent. Ein Plus von 0,6 Prozent gegenüber Oktober.

Die hohe Arbeitslosigkeit wird sich angesichts der wirtschaftlichen Lage des Landes nur langsam abbauen lassen. Im dritten Quartal des vergangenen Jahres fiel das italienische BIP um 0,1 Prozent, für das vierte Quartal erwartet die ISTAT ein ähnliches Ergebnis. Mit Blick auf die kommenden Monate rechnet die Behörde jedoch mit einer leichten Erholung. ISTAT zufolge könnte das „derzeit niedrige Ölpreisniveau“ einen „positiven, wenn auch nur moderaten Einfluss auf das Wachstum in Europa haben“. Das könnte sich auf die italienische Wirtschaft auswirken, von der eine „moderate Erholung“ auch durch die Inlandsnachfrage erwartet wird, so die Behörde. Die Bedingungen auf dem „Arbeitsmarkt bleiben dennoch schwierig“.

Romano Prodi, der ehemalige Präsident der EU-Kommission, sieht die derzeitige Entwicklung des Ölpreises eher skeptisch. „Der Absturz der Öl- und Gaspreise trifft zusammen mit den Effekten der Sanktionen, die die EU infolge der Krise in der Ukraine gegen Russland verhängt hat“, so Prodi. „Das russische Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr um etwa 5 % sinken, was in Italien zu einem Einbruch der italienischen Exporte nach Russland um 50 % führen wird.“

Vom Schuldenabbau hält die italienische Regierung angesichts der internen, wirtschaftlichen Schwierigkeiten im eigenen Land jedoch wenig. „Europa müsse sich mehr dem Wachstum und weniger dem Sparen widmen“, zitiert die italienische Nachrichtenagentur Agi den italienischen Premier Renzi.

Neben den wirtschaftlichen Herausforderungen steht Italien aber auch vor einem möglicher Weise  neuen politischen Weg. Erst kürzlich hatte der Präsident Italiens, Napolitano, seinen baldigen Rücktritt angekündigt. Ein Nachfolger ist noch nicht gefunden und auch noch kein genauer Termin bekannt. Im Gespräch ist tatsächlich auch EZB-Chef Mario Draghi. Der Mann, der zumindest mit dem geplanten Anleihenankauf indirekt sein Heimatland unterstützen wird. Und mit den so genannten 3-Jahres-Tender hatte die EZB vor ein paar Jahren vor allem auch den italienischen Banken aus der Not geholfen. Allerdings nur vorübergehend, wie sich beim letzten Stresstest zeigte.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...