Im November ist die Zahl der Arbeitslosen in Italien im Vergleich zum Vormonat erneut gestiegen. Wie die italienische Statistikbehörde (ISTAT) am Mittwoch mitteilte, kletterte die Arbeitslosenrate um 0,2 Prozent auf 13,4 Prozent. Damit ist die Arbeitslosenrate auf dem höchsten Wert seit Beginn der monatlichen Aufstellung der Daten im Januar 2004. Eurostat zufolge weisen derzeit nur 5 der insgesamt 28 EU-Länder eine höhere Arbeitslosenrate auf als Italien. Neben Griechenland als Schlusslicht gehören dazu Spanien, Ungarn, Portugal und Zypern. Vor allem aber in der Altersgruppe der 15 bis 24-Jährigen hat sich die Situation in Italien weiter verschärft. Hier liegt die Arbeitslosenrate bei 43,9 Prozent. Ein Plus von 0,6 Prozent gegenüber Oktober.
Die hohe Arbeitslosigkeit wird sich angesichts der wirtschaftlichen Lage des Landes nur langsam abbauen lassen. Im dritten Quartal des vergangenen Jahres fiel das italienische BIP um 0,1 Prozent, für das vierte Quartal erwartet die ISTAT ein ähnliches Ergebnis. Mit Blick auf die kommenden Monate rechnet die Behörde jedoch mit einer leichten Erholung. ISTAT zufolge könnte das „derzeit niedrige Ölpreisniveau“ einen „positiven, wenn auch nur moderaten Einfluss auf das Wachstum in Europa haben“. Das könnte sich auf die italienische Wirtschaft auswirken, von der eine „moderate Erholung“ auch durch die Inlandsnachfrage erwartet wird, so die Behörde. Die Bedingungen auf dem „Arbeitsmarkt bleiben dennoch schwierig“.
Romano Prodi, der ehemalige Präsident der EU-Kommission, sieht die derzeitige Entwicklung des Ölpreises eher skeptisch. „Der Absturz der Öl- und Gaspreise trifft zusammen mit den Effekten der Sanktionen, die die EU infolge der Krise in der Ukraine gegen Russland verhängt hat“, so Prodi. „Das russische Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr um etwa 5 % sinken, was in Italien zu einem Einbruch der italienischen Exporte nach Russland um 50 % führen wird.“
Vom Schuldenabbau hält die italienische Regierung angesichts der internen, wirtschaftlichen Schwierigkeiten im eigenen Land jedoch wenig. „Europa müsse sich mehr dem Wachstum und weniger dem Sparen widmen“, zitiert die italienische Nachrichtenagentur Agi den italienischen Premier Renzi.
Neben den wirtschaftlichen Herausforderungen steht Italien aber auch vor einem möglicher Weise neuen politischen Weg. Erst kürzlich hatte der Präsident Italiens, Napolitano, seinen baldigen Rücktritt angekündigt. Ein Nachfolger ist noch nicht gefunden und auch noch kein genauer Termin bekannt. Im Gespräch ist tatsächlich auch EZB-Chef Mario Draghi. Der Mann, der zumindest mit dem geplanten Anleihenankauf indirekt sein Heimatland unterstützen wird. Und mit den so genannten 3-Jahres-Tender hatte die EZB vor ein paar Jahren vor allem auch den italienischen Banken aus der Not geholfen. Allerdings nur vorübergehend, wie sich beim letzten Stresstest zeigte.