Finanzen

Türkei: Zentralbank senkt auf Druck von Erdogan den Leitzins

Lesezeit: 1 min
20.01.2015 16:34
Die Türkei senkt überraschend die Zinsen, obwohl das Land gegen eine Inflation kämpft. Die Türkei schließt sich damit der Politik der EZB an, die versucht, die Exporte durch eine Abwertung anzukurbeln. Die Schweizerische Nationalbank ist vergangene Woche aus diesem Zyklus ausgestiegen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Vor dem Hintergrund wachsenden Drucks aus der Politik hat die türkische Zentralbank ihren Leitzins gesenkt. Die Währungshüter kappten den Schlüsselzins am Dienstag auf 7,75 von 8,25 Prozent. Sie kündigten zugleich an, die Geldpolitik straff zu halten, bis sich der Ausblick für die immer noch hohe Inflation bessere. Der stellvertretende Regierungschef Numan Kurtulmus bezeichnete den Schritt als unzureichend. "Mit dieser Entscheidung ist es leider schwieriger geworden, die Zielmarke für Wachstum, Beschäftigung und Inflation zu erreichen", erklärte Kurtulmus über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Mit scharfen Worten hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Druck auf die Notenbank erst vor ein paar Tagen erhöht und eine rasche Zinssenkung zum Ankurbeln der Konjunktur gefordert. Eine spürbare Erholung der Wirtschaft könnte die Chancen der regierenden AK-Partei erhöhen, bei der Parlamentswahl im Juni eine Zweidrittel-Mehrheit zu erringen.

"Unsere Zentralbank bewegt sich nicht, während alle Welt die Zinsen senkt", hatte Erdogan kritisiert. Dies könne so nicht weitergehen. "Wenn nötig werde ich sie kommen lassen und das zur Sprache bringen", sagte er am vergangenen Freitag. Finansbank-Analyst Gokce Celik erklärte nun zur Zinssenkung: "Ob sie nur auf politischen Druck zurückgeht, ist schwer zu sagen." Denn es habe bei der Inflation jüngst eine Überraschung gegeben. Im Dezember sank die Jahresteuerung auf 8,17 Prozent von 9,15 Prozent im November. Die Zielmarke der Zentralbank sind fünf Prozent. Ob die berichteten Zahlen wirklich stimmen, ist nicht zu überprüfen.

Die Äußerungen der Regierung beschädigten auf jeden Fall die Glaubwürdigkeit der Notenbanker, fügte Celik hinzu. "Auch wenn sie es aus wirtschaftlichen Gründen getan haben - nach außen hin sieht es nicht so aus." Die Währungshüter selbst bezeichneten ihr Vorgehen als "maßvoll". Die Zentralbank hatte sich Anfang 2014 mit einer kräftigen geldpolitischen Straffung gegen den Kursverfall der heimischen Währung Lira gestemmt. Später senkten die Währungshüter den Schlüsselzins in mehreren Schritten. Die türkische Wirtschaft war im dritten Quartal 2014 mit plus 1,7 Prozent deutlich langsamer gewachsen als erwartet.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Flüchtlingswellen und Wirtschaftskrisen: Was ein Zerfall der Levante für Deutschland bedeuten würde
24.11.2024

Die Levante könnte sich zur Achillesferse Europas entwickeln, wenn sich der schwelende Konflikt zwischen Israel und Iran zu einem...

DWN
Panorama
Panorama Alarmierende Umfrage: Kriege und Klimakrise belasten Schüler in Deutschland
24.11.2024

Eine neue Umfrage zeigt: Viele Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind von Sorgen geplagt. Kriege, Klimakrise und Leistungsdruck...

DWN
Politik
Politik Nato-Generalsekretär trifft sich in Florida mit Trump
24.11.2024

Die zweite Amtszeit von Donald Trump wird in der Nato von vielen Alliierten mit Sorge gesehen. Schon vor dem Machtwechsel reist der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Leerstand in Innenstädten: Decathlon setzt auf Expansion gegen die Krise
24.11.2024

Leerstand prägt deutsche Innenstädte. Doch Decathlon sieht Chancen: Bis 2027 sollen mehr als 60 neue Filialen entstehen – viele davon...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Sonntagskolumne: The Rational Investor - warum Emotionen bei der Geldanlage schaden
24.11.2024

Als ich gehört habe, dass in einer Umfrage des ZDF vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 über 70 Prozent der Deutschen...

DWN
Politik
Politik Christian Lindners Vorwurf lautet: SPD strebt "Zerstörung" der Liberalen an
24.11.2024

Seit dem Bruch der Ampel-Koalition herrscht ein scharfer Ton zwischen SPD und FDP. Nun legt der entlassene Finanzminister nach. Die SPD...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW hält an Werksschließungen fest - Sparansage auch bei Bosch
24.11.2024

Im Streit um Einsparungen bei VW bleibt das Unternehmen hart: Die Kapazitäten sollen schnell runter. Die IG Metall reagiert in der...

DWN
Panorama
Panorama Sammelkarten als Wertanlage: Das Geschäft mit begehrten Karten
24.11.2024

Sammelkarten sind weit mehr als nur ein Zeitvertreib. Besonders seltene Karten erzielen zum Teil Rekordpreise. Was steckt hinter diesem...