Unternehmen

Deutsche Wirtschaft erwartet Einbruch der Russland-Exporte

Die Russland-Exporte werden 2015 um 15 Prozent beziehungsweise vier Milliarden Euro einbrechen, so der DIHK. Ein Grund für die Entwicklung sei der Rubel-Absturz. Dies sorge für Kaufkraftverluste der russischen Abnehmer.
29.01.2015 12:50
Lesezeit: 1 min

Die deutsche Wirtschaft rechnet in diesem Jahr mit weiteren milliardenschweren Einbußen im Russland-Geschäft. Die Exporte dürften um fast 15 Prozent oder knapp vier Milliarden Euro einbrechen, prognostiziert der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). „Davon werden insbesondere Spitzenexportbranchen wie die Automobilindustrie oder der Maschinenbau betroffen sein“, sagte DIHK-Außenhandelschef Volker Treier zu Reuters. Bereits 2014 waren die Ausfuhren um rund 20 Prozent gefallen.

Ein Grund für die Entwicklung ist der Kursverfall der Landeswährung Rubel. „Damit gehen enorme Kaufkraftverluste russischer Abnehmer einher“, sagte Treier. „Zudem entfaltet sich die Wirkung der dritten Sanktionsstufe der EU gegen Russland erst in diesem Jahr voll.“ Bislang habe der Warenaustausch zu einem großen Teil noch auf Verträgen basiert, die vor Verhängung dieser Sanktionen wegen der Ukraine-Krise geschlossen wurden. „Außerdem deutet das politische Umfeld derzeit kaum auf eine Lockerung der Sanktionen hin“, sagte der Experte.

Die EU erwägt sogar eine erneute Verschärfung. „Es gibt schon Sanktionen, und es sollte weitere geben“, fordert etwa der polnische Außenminister Grzegorz Schetyna. Zurückhaltender äußerte sich Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel: „Die Bundesregierung ist nicht der Überzeugung, dass wir jetzt sehr schnell Sanktionen neu formulieren sollten.“ Die Außenminister der EU-Länder beraten am Donnerstag über das weitere Vorgehen.

Für Abstriche im Handel mit Russland sorgen aber nicht nur die westlichen Strafaktionen, sondern auch die jüngste Absenkung der Bonität Russlands auf Ramschniveau durch Ratingagenturen. „Das wird auch die Finanzierungskosten für deutsche Russlandlieferanten erhöhen und damit die Geschäfte unlukrativer machen“, sagte Treier.

Der DIHK geht aber davon aus, dass die Einbußen im Russland-Geschäfte wettgemacht werden können. So habe der Maschinenbau dort zwar im Vorjahr rund 1,1 Milliarden Euro weniger eingenommen. Dem stehe aber ein Plus bei den Verkäufen in die USA, nach Großbritannien und nach China von 1,8 Milliarden Euro gegenüber. „In diesem Jahr liegen die Wachstumstreiber für den deutschen Export vornehmlich in den USA, aber auch in südostasiatischen Märkten und in Indien“, sagte Treier.

Russland gehörte für Deutschland lange Zeit zu den am schnellsten wachsenden Auslandsmärkten. Bis 2012 legten die Ausfuhren dorthin um bis zu 31 Prozent jährlich zu, ehe erst die schwache Konjunktur und dann die Ukraine-Krise für deutliche Rückgänge sorgten. Der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass das russische Bruttoinlandsprodukt 2015 um drei Prozent und 2016 um ein Prozent schrumpfen wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ultimatum statt Diplomatie: Moskaus Bedingungen für einen Friedensvertrag
03.06.2025

Russland hat nach tagelangen Forderungen nun sein Memorandum für eine Beendigung des Krieges in der Ukraine veröffentlicht. Im Grunde...

DWN
Technologie
Technologie Toyota hebt ab – Autobauer setzt auf Flugtaxi-Revolution in den USA
03.06.2025

Mitten in der Krise der deutschen Flugtaxi-Pioniere investiert Toyota hunderte Millionen in ein US-Start-up – und setzt auf eine Zukunft...

DWN
Politik
Politik Iran kurz vor der Atombombe – und der Westen schaut zu
03.06.2025

Trotz internationaler Warnungen treibt der Iran sein Atomprogramm unbeirrt voran – mit Uranmengen, die für den Bau mehrerer Bomben...

DWN
Politik
Politik Rechtsruck in Polen – schlechte Aussichten für Berlin?
02.06.2025

Polen hat einen neuen Präsidenten – und der Wahlausgang sorgt europaweit für Nervosität. Welche Folgen hat der Rechtsruck für Tusk,...

DWN
Politik
Politik Trump zieht Investoren ab – Europa droht der Ausverkauf
02.06.2025

Donald Trump lockt mit Milliarden und Zöllen Investoren zurück in die USA – Europa verliert an Boden. Bricht der alte Kontinent im...

DWN
Politik
Politik Plan von Klingbeil: Steuerentlastungen für Unternehmen – das sind die Details
02.06.2025

Die schwarz-rote Koalition will zeigen, dass sie Probleme angeht – auch die schwächelnde Wirtschaft. Finanzminister Lars Klingbeil will...

DWN
Technologie
Technologie Robotikbranche 2025 in schwieriger Phase – Umsatzrückgang droht
02.06.2025

Die deutsche Robotikbranche kämpft 2025 mit rückläufigen Umsätzen und schwankenden Rahmenbedingungen. Welche Teilbereiche sind...

DWN
Finanzen
Finanzen Biontech-Aktie hebt ab: Milliardenkooperation mit US-Pharmaunternehmen
02.06.2025

Die Biontech-Aktie erhält neuen Aufwind: Eine milliardenschwere Allianz mit Bristol-Myers Squibb weckt Hoffnung bei Anlegern und...