Politik

Chinas Schulden gefährden weltweites Finanzsystem

Die Gesamtverschuldung Chinas ist auf fast 30 Billionen Dollar gestiegen. Vor allem die hohe Konzentration der Schulden auf den Immobiliensektor und den hohen Anteil der Schattenbanken an den vergebenen Krediten sind gefährlich, warnt eine Studie.
09.02.2015 03:00
Lesezeit: 2 min

Chinas Gesamtverschuldung hat sich seit Beginn der Finanzkrise mit einem Anstieg von 7,4 Billionen Dollar auf 28,2 Billionen Dollar fast vervierfacht. Das entspricht 282 Prozent des BIP. Bleiben die Wachstumszahlen der Wirtschaft jedoch so niedrig, kann die Gesamtverschuldung Chinas im Jahr 2018 schnell auf 400 Prozent des BIPs ansteigen, heißt es in der aktuellen McKinsey Studie.

Besonders kritisch ist in diesem Zusammenhang die hohe Konzentration der Schulden auf den Immobiliensektor. „Wir schätzen, dass fast die Hälfte der Schulden der chinesischen Haushalte, Unternehmen und Regierungen direkt oder indirekt etwas mit dem Immobiliensektor zu tun hat“, so die Autoren. „Die Konzentration auf die Immobilienbranche stellt eine erhebliche Gefahr dar.“ Die Regierung pumpte viel Geld in die Industrie, es entstand ein regelrechter Boom, dessen Blase zu Platzen droht. Seit 2008 sind die Immobilienpreise in 40 chinesischen Städten um 60 Prozent gestiegen, in Shanghai und Shenzhen sogar noch stärker.

Die Schwäche im Immobiliensektor könnte damit die Zahl der faulen Kredite in den Bilanzen der Banken rapide ansteigen lassen. Das wiederum wäre auch für Europas Banken spürbar. So haben beispielsweise europäische Banken gegenüber China offene, risikobehaftete Forderungen in Höhe von 362,762 Milliarden Dollar, wie der aktuelle Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zeigt (Stand Juni 2014). Forderungen, die die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIS) als Forderungen nach dem letztlichen Risiko bemisst (ultimate risk basis). Für deutsche Banken sind das Mitte des Jahres Forderungen in Höhe von 40,66 Milliarden Dollar (fast 32 Milliarden Euro), bestätigte die BIS den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

Die Staatsverschuldung Chinas liegt derzeit bei etwa 25 Billionen Dollar. Hier spielen unter anderem auch die Kredite der lokalen Regierungen eine große Rolle. Diese stiegen seit dem Investitionsprogramm von 2009 auf 2,9 Billionen Dollar. JP Morgan schätzt die Schulden sogar auf 3,36 Billionen Dollar. Vor allem die regionalen Regierungen waren für Investitionen in Infrastrukturprojekte, sozialen Wohnungsbau und ähnliches verantwortlich. Allein dafür haben sich Schulden im Umfang von 1,7 Billionen Dollar angesammelt.

Die geringen Einnahmen der lokalen Regierungen haben dazu geführt, dass mittlerweile 40 Prozent der Regierungen ihre Schulden mit Landverkäufen begleichen. Und allein 20 Prozent der neu aufgenommenen Schulden werden genutzt, um ältere Kredite zu bezahlen. Der sich verlangsamende Immobilienmarkt erschwert es den lokalen Regierungen zunehmend, ihre Kredite zu bedienen. Standard & Poor’s betonte im November 2014, dass die Hälfte der Regierungen in den chinesischen Provinzen, unter dem „Investment-Grade“ wären, wenn sie durch eine Agentur bewertet würden.

Würden die lokalen Regierungen nicht mehr in der Lage sein, ihre Raten zu begleichen, wäre dies im gesamten Bankensektor spürbar, so die McKinsey Studie. Die China Development Bank hat an lokale Regierungen Kredite in Höhe von 600 Milliarden Dollar vergeben und die vier größten kommerziellen Banken Chinas etwa 300 Milliarden Dollar. Mehr als ein Drittel der Kredite haben die lokalen Regierungen aus dem Schattenbankensystem. Insgesamt sind von den Gesamtschulden Chinas etwa ausstehende Schulden in Höhe von 6,5 Billionen Dollar ausgegebene Kredite von Schattenbanken. Das System der Schattenbanken ist seit Beginn der Finanzkrise um 36 Prozent gestiegen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Zinssenkung: Drückt Fed-Chef Powell den Notrufknopf?
21.04.2025

Das Risiko, dass im Finanzsystem etwas ausbrennt, wächst zunehmend. Sollte dies eintreten, könnte die US-Notenbank gezwungen sein, eine...

DWN
Panorama
Panorama Vererbter Reichtum: Der jüngste Milliardär der Welt ist ein 19-jähriger Deutscher
21.04.2025

In der Regel dauert es viele Jahre, oft Jahrzehnte, bis Menschen ein Milliardenvermögen aufbauen – meist durch harte Arbeit,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalbeschaffung: So erkennen Sie Lügen im Vorstellungsgespräch
21.04.2025

Fast jeder vierte Bewerber schummelt im Lebenslauf oder beim Vorstellungsgespräch – die Dunkelziffer könnte noch höher sein....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU investiert Milliarden in eigene KI-Gigafabriken: Brüssel will Abhängigkeit von US-Datenmonopolen beenden
21.04.2025

Die Europäische Kommission plant eine industriepolitische Offensive von historischer Dimension: Mit bis zu 20 Milliarden Euro sollen...

DWN
Politik
Politik Tech-Milliardäre planen libertäre Parallelstadt – und haben Grönland im Visier
21.04.2025

US-Tech-Milliardäre planen eine eigene Stadt – mit Grönland als möglichem Standort. Hinter dem Projekt stehen Namen wie Peter Thiel...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lohntransparenz: geheimes Gehalt - das letzte große Tabu?
21.04.2025

Ein dänischer Berater teilt sein Gehalt auf LinkedIn – und löst eine Welle an Reaktionen aus. Warum bleibt das Thema Gehalt in Europa...

DWN
Panorama
Panorama Die bestbezahlten Bank-CEOs in Europa: Auf der Liste steht ein Deutscher
21.04.2025

Im Jahr 2024 war Sergio Ermotti, CEO von UBS, der bestbezahlte Bank-CEO Europas mit einem Gesamteinkommen von 15,6 Millionen Euro. Auf der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine-Krieg: Frieden zwischen Ukraine und Russland kann neue Aktienrallye in Europa auslösen
20.04.2025

Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas leidet in besonderem Maße unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Hohe...