Finanzen

Ukraine: Notenbank erhöht Leitzins auf 30 Prozent

Die ukrainische Notenbank hat ihren Leitzins um 10,5 Prozentpunkte erhöht. So soll der Geldmarkt wieder stabilisiert werden. Dem Land fehlt der Zugang zu den internationalen Finanzmärkten. Die Notenbank-Chefin warnt vor den negativen Folgen der „Panik am Devisenmarkt“.
03.03.2015 14:59
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die ukrainische Zentralbank kämpft mit einer drastischen Zinserhöhung gegen den Absturz der Landeswährung. Der Leitzins werde von 19,5 auf 30,0 Prozent angehoben, kündigt sie am Dienstag in Kiew an. Erst Anfang Februar wurde der Leitzins von 14 auf 19,5 Prozent erhöht.

Zentralbank-Chefin Valeria Gontarewa begründete den Schritt „mit der stark gestiegenen Inflationsgefahr wegen der negativen Folgen der Panik am Devisenmarkt“. Die heimische Hryvnia hat in diesem Jahr die Hälfte ihres Wertes verloren, nachdem sie schon 2014 um rund 50 Prozent abgewertet hatte. Dadurch werden Importe teuer, was wiederum die Inflation verstärkt.

Um den Wechselkurs zu stützen, müssen ukrainische Unternehmen weiterhin 75 Prozent ihrer in ausländischen Währungen erzielten Gewinne verkaufen. Gontarewa will den Kurs durch diese Maßnahmen „rasch“ auf 20 bis 22 Hryvnia bringen. Zu Wochenbeginn mussten für einen Dollar noch fast 25 Hryvnia bezahlt werden. Je höher der Leitzins, desto attraktiver wird eine Währung für Investoren.

Die Währungskrise verschärft die innenpolitischen Spannungen in Kiew deutlich. Die ukrainische Hryvnia ist innerhalb von zwei Tagen um 13 Prozent abgestürzt. Die Notenbank verbietet daher ukrainischen Banken Devisenkäufe, um gegen den Währungsverfall im Land vorzugehen. Das Vorgehen ist offenbar nicht mit der Regierung abgesprochen.

Premier Jazenjuk kritisiert die Notenbank-Chefin dafür scharf und verlangt ihre Absetzung. Parteiübergreifend wurden bereits mehr als 100 Unterschriften gesammelt. Der Geheimdienst soll gegen Gontarewa wegen Hochverrats ermitteln.

Gontarewa vermutet, dass die Inflation in der Ukraine noch auf 26 Prozent ansteigen wird. Auslöser dieser Entwicklung sei die anstehende Erhöhung der Energie-Preise. Diese wurde vom IWF im Gegenzug für Kredite gefordert.

Mittlerweile musste die Notenbank sogar die größte Bank der Ukraine bereits mit einem Kredit stützen. Die „Privatbank“ des Oligarchen Igor Kolomoiski verfügt über 15 Prozent der Gesamtaktiva des ukrainischen Banksektors, gab die Notenbank zur Begründung. Daher wurde ein Liquiditäts-Kredit von umgerechnet 62 Millionen Euro bereitgestellt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...

DWN
Panorama
Panorama EU-Prüfer sehen Schwächen im Corona-Aufbaufonds
10.05.2025

Milliarden flossen aus dem Corona-Topf, um die Staaten der Europäischen Union beim Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie zu unterstützen....