Politik

Sparkassen müssen auf EZB-Politik reagieren

Die Sparkassen müssen wegen der Zinspolitik der EZB reagieren und werden die Zahl der Filialen reduzieren. Trotzdem sollen die Kunden auch weiter in der Fläche bedient werden.
12.03.2015 13:41
Lesezeit: 1 min

Nach einem stabilen Jahr stellen sich Deutschlands Sparkassen auf schwierige Zeiten ein. «Wenn der Zins in der Eurozone praktisch abgeschafft ist, dann bleibt das mittelfristig nicht ohne Auswirkungen auf die Zinsüberschüsse», sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, am Donnerstag in Frankfurt. Während für 2015 ein «solides Geschäftsergebnis» zu erwarten sei, müssten sich die Institute ab 2016 auf eine Durststrecke einstellen. Spürbare Kosteneinsparungen seien in den nächsten Jahren unvermeidlich.

Das bedeute nicht, dass Filialnetz (14 874) und Mitarbeiterzahl (240 100) radikal ausgedünnt werden müssten, betonte Fahrenschon: «Wir werden an unserer Präsenz in der Fläche festhalten.» Die Sparkassen würden «auch in Zukunft das dichteste Netz vorhalten». Da jedoch Kunden klassische Bankgeschäfte zunehmend online oder per Smartphone erledigen, brauche es mehr Beratung statt des reinen Service vor Ort. Mitarbeiter müssten stärker «zum Scout der Kunden in der digitalen Welt» werden, sagte DSGV-Vorstandsmitglied Ludger Gooßens. Statt klassischer Geschäftsstellen seien dabei auch mehr Sparkassenbusse oder Kooperationen mit dem örtlichen Handel denkbar.

Im vergangenen Jahr steigerten die bundesweit 416 (Vorjahr: 417) Sparkassen den Vorsteuergewinn nach vorläufigen Zahlen auf insgesamt 4,9 (4,6) Milliarden Euro - unter anderem dank historisch niedriger Vorsorge für Problemkredite und Zuwächsen im Wertpapiergeschäft. Unter dem Strich stand wie in den beiden Vorjahren ein Jahresüberschuss von 2,0 Milliarden Euro.

Trotz Mini-Zinsen legten Sparer im vergangenen Jahr weitere 20,2 Milliarden Euro bei Sparkassen an, die Einlagen erhöhten sich auf 836,7 Milliarden. Mehr als die Hälfte davon (54 Prozent) sind allerdings Gelder, die Kunden kurzfristig umschichten könnten.

Fahrenschon bekräftigte seine Forderung nach staatlicher Unterstützung für Sparer. So müsse etwa die «bürokratische Last» bei der Wertpapierberatung vermindert werden, um Aktien und Aktienfonds als Alternative in Zeiten extrem niedriger Sparzinsen zu fördern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...