Italien ist innerhalb der EU der zweitgrößte und weltweit der viertgrößte Handelspartner Russlands. Deshalb gehört Italien zu den Ländern, die am größten unter den Russland-Sanktionen leiden. Auf dem russischen Markt sind neben dem Auto-Bauer Fiat noch weitere 500 italienische Unternehmen operativ tätig, berichtet der Economist. Italien deckt 15 Prozent seines Öl-Bedarfs und 30 Prozent seines Gas-Bedarfs aus Russland. Zudem sind Russen begeisterte Käufer von italienischen Luxus-Produkten und die Anzahl der russischen Touristen in Italien hat sich von 2008 auf 2013 fast verdoppelt.
Aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Russland-Sanktionen sind die italienische Exporte von zehn Milliarden Dollar im Jahr 2013 auf 8,8 Milliarden Dollar im Jahr 2014 gefallen. Der italienische Lederwaren-Hersteller Piquadro, der über zehn Geschäfte in Russland verfügt, meldet für 2014 im Vorjahres-Vergleich einen Einnahmen-Rückgang von 40 Prozent. Das Mode-Unternehmen Roberto Cavalli erwartet für das aktuelle Jahr im Vorjahres-Vergleich einen Export-Rückgang nach Russland von 20 Prozent.
All das sind schlechte Nachrichten für den italienischen Premier Matteo Renzi, da sein Land ohnehin in einer tiefen Wirtschafts-Krise steckt, die auch politische Risiken in sich birgt. Die Lega Nord, welche die Russland-Sanktionen scharf kritisiert, gewinnt an Zulauf. Wenn Renzi politisch überleben möchte, kann er ohnehin nicht auf Kollisions-Kurs gegen Russland gehen.
Bei seinem Moskau-Besuch Anfang März wich Renzi deutlich von der harten westlichen Linie gegen Russland ab. Der italienische Premier lud Kreml-Chef Putin ein, am 10. Juni auf der Expo in Mailand den Tag Russlands zu eröffnen. Putin sagte, dass Russland mit Italien in den Bereichen „Energiesektor, Maschinenbau und Atomindustrie” enger zusammenarbeiten wolle (Video am Anfang des Artikels).