Auf der italienischen Halbinsel Salento in Apulien sollen eine Million Jahrhunderte alte Oliven-Bäume gefällt werden. Sie sind am Xylella fastidiosa bacterium, welches 2013 von Amerika auf den europäischen Kontinent eingeschleppt wurde, erkrankt. Die EU-Kommission meldet, dass mindestens zehn Prozent der elf Millionen Olivenbäume in Lecce infiziert seien. Der von der Kommission genehmigte Kahlschlag soll am Montag beginnen. Doch die Xylella-Bakterien bedrohen auch Weinberge und Zitrusfrüchte in Südeuropa. „Die Franzosen sind absolut erschrocken, weil die Xylella-Bakterien auch die Weinindustrie beeinträchtigen könnte“, zitiert der EU Observer einen anonymen EU-Beamten. Auch Spanien gilt als Gefährdungsgebiet.
Ein Sprecher der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sagte der BBC, dass trotz eines umfassenden Berichts, der im Januar veröffentlicht wurde, eine Reihe von Unsicherheiten bleiben würden. Im Detail sterben die Oliven-Bäume durch Austrocknung aus. Ausgelöst wird dieser Prozess durch ein Insekt, das Flüssigkeit aus den Bäumen saugt. „Sogar Bäume, die keinerlei Symptome aufzeigen, können das Bakterium in sich tragen. Das macht die Lage sehr kompliziert. Ein Kahlschlag dürfte nicht ausreichen, um das Problem zu beheben“, sagt der EFSA-Sprecher.
Doch eine lokale Aktions-Gruppe namens Peacelink zweifelt den EFSA-Bericht, der von der EU-Kommission in Auftrag gegeben wurde, an. Peacelink argumentiert, dass nicht das Xylella fastidiosa bacterium, sondern eine Pilzinfektion Schuld am Baumsterben sei. Dabei stützt sich Peacelink sich auf Forschungsergebnisse der Universität Foccia. In einem Brief an den EU-Kommissar für Gesundheit und Ernährungs-Sicherheit, Vytenis Andriukaitis, berichtet die Gruppe davon, wie sie 500 Oliven-Bäume behandelt habe. Diese hätten sich anschließend erholt. Deshalb sei ein „völliger“ Kahlschlag unnötig. Doch die EU-Kommission hält an dem Vorhaben fest. Italien ist nach Spanien der zweitgrößte Olivenöl-Erzeuger innerhalb der EU.