Die ersten LED-Glühlampen mit dem „Wundermaterial“ Graphene sollen in den kommenden Monaten auf den Markt kommen. Wissenschaftler der Universität Manchester haben die dimmbaren Glühbirnen entwickelt, die eine Schicht aus Graphene für die Wärmeableitung verwenden. Diese so genannte 2D-Material besteht aus einer nur wenige Atome dicken Schicht aus Kohlenstoff, das jedoch stärker ist als Stahl und Hitze sowie Elektrizität hervorragend leitet. Weitere Einsatzmöglichkeiten für das Material seien etwa leichtere Flugzeuge, flexible Bildschirme und leichtere Batterien.
Der Uni-Vizepräsident Bailey erklärte in einem Interview mit der BBC, dass die Graphene-LEDs im Vergleich zu normalen LEDs 10 Prozent weniger Energie verbrauchen, niedrigere Herstellungskosten haben und zudem länger halten. Das Design hingegen soll dabei dem der klassischen Glühbirne nachempfunden werden.
Damit bieten die Briten eine umweltfreundlichere Alternative zu den unbeliebten Energiesparlampen. Trotz mangelnden Nutzens und massiven Widerstands aus der Bevölkerung wurden diese 2013 verpflichtenden als Ersatz für konventionelle Glühbirnen eingeführt, hauptsächlich dank dem beherzten Lobbyismus des damaligen Umweltministers Sigmar Gabriel. Die Lampen stehen seither wegen der grünen Lichtfarbe, vor allem jedoch wegen ihres Quecksilbergehalts in der Kritik. Dieses hochgiftige Metall steht unter anderem im Verdacht, Autismus bei Kindern auszulösen. Der investigative Journalist Dan Olmsted ist sich nach jahrelanger Recherche sicher, dass Quecksilber eine entscheidende Rolle bei den steigenden Zahlen von Autismus spielt.
Die neuen Graphene-LED-Lampen sollen nun eine Möglichkeit bieten, die von der EU verordneten Energiesparlampen zu ersetzen. „Die Leute sind erstaunt darüber, wie schnell wir das auf den Markt bringen. Manchmal dauert es zwanzig Jahre, bis eine solche neue Entwicklung tatsächlich heraus kommt“, so Bailey.
Graphene wurde an der britischen Universität 2004 erstmals isoliert. Der Graphene-Mitentdecker Konstantin Novoselov bekam dafür den Nobelpreis verleihen. Für die Herstellung der LEDs hat die Universität eigens eine Ableger-Firma namens Graphene Lighting gegründet sowie einen kanadischen Investor für die Vermarktung gewonnen. Zudem hat die Universität Manchester kürzlich ein Nationales Graphene Institut (NGI) für 120 Mitarbeiter aufgebaut.
Im Wettbewerb um die Erst-Vermarktung des neuen Materials haben demnach auch China und Südkorea bereits Millionen Dollar in die Suche nach praktischen Anwendungsmöglichkeiten investiert. Allerdings sei es immer noch schwierig, Graphen in großen Mengen herzustellen, obwohl eine Reihe von Unternehmen dies versuchen. Zudem machen neue Entwicklungen in der Nano-Material-Forschung wie etwa Schwarzer Phosphor dem Wundermaterial bereits Konkurrenz.