Finanzen

Geheimnisvolle Gewinne: Niemand weiß, wer SNB-Aktien kauft

Lesezeit: 1 min
11.04.2015 01:14
Der Börsendienst Bloomberg hat irrtümlich die Übernahme von zahlreichen Aktien an der Schweizerischen Nationalbank durch einen US-Großinvestor genannt. Bloomberg war bereits in der Vergangenheit durch dubiose Praktiken ins Gerede gekommen. Die SNB geht davon aus, dass die Dividende der Grund für den Kursanstieg ist.
Geheimnisvolle Gewinne: Niemand weiß, wer SNB-Aktien kauft

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Aktie der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erzielte am Donnerstag enorme Gewinne. Kurz nach 15 Uhr kletterte sie um 17 Prozent. Diesen Stand von 1248 Franken erreichte sie zuletzt im August 2011 kurz vor der Euro-Mindestkurs-Festlegung. Kurz vor Börsenschluss war die SNB-Aktien acht Prozent im Plus.

Wer so massiv gekauft hat, ist nicht bekannt. Allerdings berichtete der Tagesanzeiger über einen bislang unbekannten Großaktionär: Transamerica Series Trust, ein Investmentfonds, der zum US-Lebensversicherer Transamerica gehört. Die Züricher Zeitung bezieht sich auf den US-Nachrichtendienst Bloomberg. Über die niederländische Aegon sollte demnach  TST seit dem 30. September 2014  genau 19.463 Aktien an der SNB halten - was 19,46 Prozent entspricht. Dennoch wir Transamerica bislang nicht als Aktionär in den Unterlagen der Schweizer Börse genannt – obwohl dies ab einer Grenze von drei Prozent verpflichtend ist.

Die SNB meinte gestern auf Anfrage des Tagesanzeigers, dass sie nicht wisse, wer hinter dem Kursanstieg steckt. Aufgrund der speziellen Gesetzgebung ist der Spielraum für private SNB-Aktionäre gering. Daher vermutet ein SNB-Sprecher, dass der Kauf mit der Dividende zusammenhängen könnte.

Doch am Samstag klärte sich auf, dass es sich nicht um TST handelt: Nach Veröffentlichung dieses Artikels meldete der Tagesanzeiger, dass es sich um eine Falschmeldung von Bloomberg handelte. Bloomberg hatte Transamerica Series Trust als Großaktionär benannt, später wieder aus der Liste der SNB-Aktionäre gelöscht.

Vor wenigen Tagen gab die SNB bekannt, dass sich ihr Eigenkapital innerhalb eines Monats um 50 Milliarden Franken verringert hatte. Die Eigenkapitalquote fiel dadurch auf unter sieben Prozent. Das ist weniger als die systemrelevanten Banken zurückstellen müssen.

Vor zwei Jahren geriet Bloomberg wegen dem Umgang mit Kundendaten massiv in die Kritik. Über die Bloomberg-Computerterminals, die als Standleitung zu den Aktienmärkten funktionieren, wurden massenhaft Daten aufgezeichnet, etwa welche Bank, Hedgefonds oder Trader sich wann und wie oft eingeloggt und für welche Finanzprodukte er sich interessiert hat. Die Journalisten von Bloomberg News konnten diese wertvollen Informationen einsehen.

Publik wurde der Fall durch Goldman Sachs: Ein Bloomberg-Journalist sprach einen Mitarbeiter auf einen anderen Kollegen an. Er vermutete einen Jobwechsel, weil sich besagter Kollege seit längerem nicht mehr in dem Bloomberg-Dienst eingeloggt hatte. Den Kunden war zuvor nicht klar, dass die Daten von den mehr als 4000 Bloomberg-Journalisten eingesehen werden konnten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....