Politik

Ukraine: Verheerende Waldbrände bedrohen Tschernobyl-Ruine

Lesezeit: 1 min
30.04.2015 02:13
In der Nähe der Tschernobyl-Ruine wütet seit Dienstag ein Waldbrand. Der Brandherd befindet sich nur wenige Kilometer entfernt von einem Atommüll-Lager. Premier Arseni Jazenjuk sieht dennoch keinen Grund zur Beunruhigung.
Ukraine: Verheerende Waldbrände bedrohen Tschernobyl-Ruine

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

In der Nähe der Ruine des ukrainischen Atomreaktors Tschernobyl wütet seit Dienstag ein schwerer Waldbrand, der auf den Reaktor übergreifen könnte. „Einen derartigen Brand haben wir seit 1992 nicht erlebt. Der Brandherd ist etwa 20 Kilometer vom Reaktor und fünf Kilometer von verscharrtem Atommüll entfernt“, zitiert Bloomberg Innenminister Arsen Awakow. Insgesamt sei eine Fläche von etwa 400 Hektar Wald von den Flammen erfasst worden. Mehr als 200 Helfer waren im Kampf gegen das Feuer im Einsatz. Der ukrainische Premier Arseni Jazenjuk sagt, dass es keinen Grund zur Panik geben würde. Es sei alles unter Kontrolle. Doch offenbar unterschätzt die Regierung die kontinuierliche Gefahr für den Atomreaktor durch immer wiederkehrende Waldbrände.

17 Ökologen hatten im Februar eine Studie mit dem Titel „Fire evolution in the radioactive forests of Ukraine and Belarus: future risks for the population and the environment“ veröffentlicht. Dort gehen sie auf die Gefahren ein, die durch die Waldbrände in der Ukraine, aber auch aus in Weißrussland entstehen.

„Die Wälder in Osteuropa sind durch große, stark brandgefährdete Flächen gekennzeichnet. Seit 1986 hat es eine positive Korrelation zwischen extremen Brandereignissen und Trockenheit in den beiden kontaminierten Regionen gegeben“, so die Ökologen. Aufgrund des Klimawandels werden sich die brandanfälligen Flächen in der Nähe von Tschernobyl vergrößern, was zu einer weiteren Kontamination führen werde. „Intensive Brände in den Jahren 2002, 2008 und 2010 haben zur Freisetzung von Cäsium-137 in Richtung Süden geführt. Die kumulative Menge des über Europa freigesetzten Cäsiums-137, entsprach acht Prozent des abgeschiedenen Cäsiums-137 kurz nach der Tschernobyl-Katastrophe“, berichten die Wissenschaftler.

In Tschernobyl war im April 1986 ein Reaktor explodiert und hatte zur größten Atomkatastrophe in der Geschichte der Atomenergie geführt. Der Reaktor ist von einem zunehmend brüchigen Beton-Sarkophag umgeben, der bis 2016 durch einen neuen Sarkophag ersetzt werden soll.

Die EU und weitere 41 Länder haben bisher etwa 1,5 Milliarden Euro aus Steuergeldern  in den Sarkophag-Bau des Kernkraftwerks Tschernobyl beigesteuert. Zu Beginn des Projekts im Jahr 2007 beliefen sich die geschätzten Kosten auf 622 Millionen Euro und hatten sich anschließend auf 1,54 Milliarden Euro erhöht. Den Bauauftrag erhielt das französische Konsortium Novarka.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik Putin fördert intensivere Geschäftspartnerschaften mit China
18.05.2024

Putin hat während seines Staatsbesuchs in China eine Stärkung der wirtschaftlichen Kooperation betont und die Sanktionen des Westens...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Überraschende Wende: China nicht mehr Deutschlands Top-Handelspartner
18.05.2024

Für eine beträchtliche Zeit war die Volksrepublik Deutschland der primäre Handelspartner. Jetzt besteht die Möglichkeit, dass China...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nike schnappt Adidas die Nationalmannschaft weg: Der DFB kennt keine Gnade
18.05.2024

Über 70 Jahre waren sie eine Einheit – die deutsche Nationalmannschaft in ihren Adidas-Trikots und ihren Schuhen mit den drei Streifen....

DWN
Finanzen
Finanzen Günstiger Urlaub? Versteckte Kosten, die Sie unbedingt im Blick haben sollen!
18.05.2024

Sie haben Ihren Sommerurlaub bestimmt schon geplant und freuen sich darauf, eine schöne Zeit am Strand zu verbringen und sich zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Schulden-Restrukturierung: Ukraine braucht weitere Zugeständnisse von internationalen Investoren
18.05.2024

Die Ukraine will möglichst schnell ihre Finanzierung über den Kapitalmarkt neu aufstellen. Es geht um bereits am Markt platzierte...

DWN
Politik
Politik Für immer beschützt von Uncle Sam? Warum Europa nicht mehr auf die Hilfe der USA zählen sollte
18.05.2024

Sinkt das Interesse der USA an Europa? Für Jahrzehnte galt es als gesichert, dass die Vereinigten Staaten von Amerika Westeuropa vor...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Klimawandel führt zu weniger Ertrag und Qualität bei Reis
18.05.2024

Japanische Forscher wollten herausfinden, wie sich der Klimawandel auf die Reisernte auswirkt. Dafür haben sie mehrere Szenarien...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWN-Kommentar: 4-Tage-Woche und Work-Life-Balance - das ist doch ein unternehmerischer Alptraum!
17.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...