Gemischtes

USA: Selbstfahrende Lkw für den Verkehr zugelassen

Lesezeit: 2 min
06.05.2015 15:04
Daimler hat die ersten selbstständig fahrenden Lastwagen mit Zulassung für den Straßenverkehr vorgestellt. Der deutsche Autobauer bringt die Lkw zunächst nur auf amerikanische Straßen, weil hier Regeln für eine Zulassung lockerer sind. Der Lkw-Weltmarktführer arbeite jedoch daran, die Technik auch nach Deutschland zu bringen.
USA: Selbstfahrende Lkw für den Verkehr zugelassen

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

In der Wüste nahe Las Vegas kündigt Daimler-Lkw-Chef Wolfgang Bernhard eine Weltpremiere an: Die erste Zulassung selbstfahrender Lastwagen im öffentlichen Straßenverkehr. Präsentation und Testfahrt auf dem US-Highway 15 sind nur der Anfang.

Künftig dürfen zwei autonom fahrende Lastwagen des zur US-Tochter Daimler Trucks North America gehörenden Lkw-Herstellers Freightliner Nevadas Verkehrsnetz regulär nutzen. High-Tech-Ausstattung wie Radarsensoren und Stereokameras sowie Assistenzsysteme wie Abstandsregler sollen für Sicherheit sorgen. „Damit haben wir einen Meilenstein erreicht“, sagt Bernhard. Das nächste Ziel sei, die Technik in Deutschland zu testen. „Die Vorbereitungen laufen.“

Im vergangenen Sommer hatte Daimler hierzulande bereits einen autonomen Lkw vorgeführt - allerdings auf einem abgesperrten Teilstück der A 14 bei Magdeburg. Doch zum Erstaunen des US-Fachpublikums setzte der Autoriese dann auf Amerika. Das hat gute Gründe. Auf privaten Fabrikgeländen sind selbstfahrende Nutzfahrzeuge zwar schon längst Realität. Im öffentlichen Straßenverkehr ist das rechtlich aber noch unvorstellbar - zumindest in Deutschland.

In den USA sind die Regeln hingegen lockerer. So unterscheidet Nevada nicht einmal zwischen Test- und Normalbetrieb. Bis der Roboter-Truck Alltag wird, dauert es aber auch dort noch lange. „Es bleibt unser Ziel, den Highway Pilot Mitte des kommenden Jahrzehnts in Serienfahrzeugen anbieten zu können“, sagt Daimler-Trucks-Manager Martin Daum.

Als eines der wichtigsten Argumente für autonomes Fahren gilt die hohe Unfallgefahr durch menschliches Versagen. Studien beziffern die Verkehrstoten in den USA auf 31 000 und in Europa auf 26 000 pro Jahr. Die BeratungsfirmaRoland Berger geht davon aus, dass Automatisierte Fahrsicherheits-Kontrollsysteme die bei Lkws häufigen Auffahrunfälle um mehr als 70 Prozent verringern können.

Für die Wirtschaft hätte es ebenfalls große Auswirkungen, wenn sich autonome Lastwagen durchsetzen würden. Ein Großteil des Transportwesens - in den USA über 70 Prozent - wird mit Lastwagen abgewickelt. Durch digitale Vernetzung würden Verkehrshindernisse wie Staus antizipiert und Routen automatisch angepasst. Die Spritkosten könnten so laut Studien um acht bis 14 Prozent gesenkt werden.

Der zweitgrößte Kostenfaktor im Truck-Geschäft sind die Gehälter. „Der Fahrer wird aber noch mindestens für die nächsten zehn Jahre in der Kabine mit dabei sein“, heißt es in der Analyse von Roland Berger. „Die Fahrer hätten mehr Zeit für produktive Arbeit wie die Planung der nächsten Auslieferung - oder ganz einfach Freizeit.“

„Der Fahrer bleibt Chef in seinem Fahrzeug“, betont auch Daimler. Durch die Entlastung vom Fahren müssen werde der Beruf vielmehr stark aufgewertet. In den USA sind die Trucker-Jobs zudem nicht sehr begehrt, so dass viele Unternehmen in Zukunft Probleme bekommen könnten, genügend Arbeiter zu finden - der Autopilot käme gelegen.

Die Technologie nütze der Gesellschaft in vieler Hinsicht, meint Experte Gary Silberg von der Management-Beratung KPMG. Sogenannter „Road Stress“ - durch Anspannung beim Fahren verursachte psychische Belastung - werde dadurch gelindert. Die größte Hürde sei mangelnde Akzeptanz. Autonomes Fahren könne Unfälle nicht ganz verhindern. „Wird die Menschheit einem Roboter erlauben, einen Menschen zu töten?“, fragt Silberg. „Nichts ist perfekt und irgendwann wird es dazu kommen.“

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Politik
Politik ARD-Chef Gniffke: „Wir werden für eine Erhöhung der Rundfunkbeiträge kämpfen“
06.06.2023

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk will den Beitrag ab 2024 erhöhen – trotz Gesamteinnahmen von über 8 Milliarden Euro im Jahr....

DWN
Immobilien
Immobilien US-Banken verkaufen eilig Gewerbeimmobilien-Kredite
06.06.2023

Auch wenn Kreditnehmer ihre Rückzahlungen pünktlich geleistet haben, wollen große US-Banken Hunderte von Millionen Dollar an...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ende der Rezession „nicht absehbar“: Industrieaufträge fallen erneut
06.06.2023

Die Auftragslage der deutschen Industrie war auch im April enttäuschend. Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession fest – und...

DWN
Marktbericht
Marktbericht Staudamm in der Ukraine schwer beschädigt: Sprengung oder Beschuss?
06.06.2023

In der von Russland kontrollierten Region Cherson ist ein wichtiger Staudamm schwer beschädigt worden. Kiew und Moskau machten sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Der große Schuldenerlass wirft seinen Schatten voraus
05.06.2023

Angesichts stark steigender Schulden erwarten einige Analysten einen großen Schuldenerlass. Möglich sei, dass dieser global ausfällt....

DWN
Politik
Politik Ukraine-News Mai 2023: Der Ukraine läuft die Zeit davon
31.05.2023

Das Ende der Waffenlieferungen für die Ukraine rückt unaufhaltsam näher, sagen Beamte in den USA und Europa. Damit droht Kiew der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Die teuersten Städte Europas: Deutschland ist nicht dabei
06.06.2023

Der starke US-Dollar hat den Index in einer Economist-Studie verzerrt. Verschiedene russische Städte kletterten nach oben, insbesondere...

DWN
Ratgeber
Ratgeber Weniger volatil: Lohnen sich Dividendenaktien?
06.06.2023

Dividendenaktien gelten als Stabilitätsanker in angespannten Börsenzeiten. Lohnt sich ein Investment?