Deutschland

Insider: Henkel will Shampoo-Hersteller Wella übernehmen

Lesezeit: 2 min
09.06.2015 19:09
Der Konsumgüterkonzern Henkel will den Shampoo-Hersteller Wella für fünf bis sieben Milliarden Dollar übernehmen. Sollte der Deal gelingen, wäre dies der größte Zukauf von Henkel in seiner rund 140-jährigen Firmengeschichte.
Insider: Henkel will Shampoo-Hersteller Wella übernehmen

Der Konsumgüterkonzern Henkel greift Insidern zufolge nach dem Shampoo-Hersteller Wella und steht damit vor dem größten Zukauf seiner rund 140-jährigen Firmengeschichte. Henkel habe eine verbindliche Offerte für die zum US-Unternehmen Procter & Gamble (P&G) gehörende Haarpflegesparte Wella vorgelegt, die fünf bis sieben Milliarden Dollar wert sein könne, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Auch der Finanzinvestor KKR habe ein Gebot eingereicht. Henkel sei aber der wahrscheinlichere Käufer.

Durch die Übernahme würde der Düsseldorfer Konzern seine bisher kleinste Sparte Körperpflege - zu der Marken wie Schwarzkopf, Syoss und Fa gehören - erheblich stärken. Die Hälfte seines Umsatzes erzielt Henkel bisher mit Klebstoffen, knapp 30 Prozent mit Waschmitteln. Ein Sprecher des Düsseldorfer Konzerns lehnte am Dienstag einen Kommentar ab. Henkel hatte immer wieder deutlich gemacht, dass der Konzern auf der Pirsch nach Übernahmezielen ist. Bis zu 4,5 Milliarden Euro könne der Hersteller von Pritt und Persil dafür aufbringen, sagte Finanzchef Carsten Knobel erst im März. Konzernchef Kasper Rorsted sprach dann bei der Hauptversammlung im April von einer „großen Finanzkraft“ für Zukäufe. Aufsichtsratschefin Simone Bagel-Trah betonte, dass sich Henkel bei den Konsumgütern noch besser aufstellen wolle. Der Konzern hatte 2014 mit seiner Körperpflege-Sparte einen Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro eingefahren, der operative Gewinn des Geschäftsbereichs lag bei 421 Millionen Euro.

Nach Wella hatte Henkel schon einmal seine Fühler ausgestreckt. Vor über zehn Jahren wollten die Düsseldorfer den Darmstädter Konkurrenten schlucken, doch schnappte ihnen der US-Gigant Procter & Gamble damals das Unternehmen für mehr als sechs Milliarden Euro vor der Nase weg. Jetzt könnte Henkel doch noch zum Zuge kommen. Den letzten großen Milliarden-Kauf hatte Henkel 2008 gestemmt, damals stärkten die Düsseldorfer ihre Klebstoffsparte. Zuletzt hatte Henkel seine Einkaufstour mit einer kleineren Übernahme fortgesetzt. Für 220 Millionen Euro übernahm der Konzern Waschmittelmarken in Australien und Neuseeland.

Mit einer Wella-Übernahme könnte Henkel seine Körperpflegesparte vor allem das Geschäft in Nordamerika und den Wachstumsmärkten etwa in Südamerika ankurbeln. Die Analysten der Rating-Agentur Fitch erklärten, bei einem Kaufpreis von bis zu fünf Milliarden Euro werde das "A"-Rating des Dax-Konzerns nicht unter Druck geraten - dies könne sich aber ändern, wenn die Düsseldorfer deutlich mehr für Wella zahlen müssten. Die Rating-Agentur Standard & Poor's bewertet die Henkel-Verbindlichkeiten ebenfalls mit „A“, Moody's mit „A2“.

Henkel strebt bis Ende 2016 einen Nettoumsatz von 20 Milliarden Euro an, die Hälfte davon soll aus Wachstumsmärkten rund um den Globus kommen. 2014 hatte Henkel einen Umsatz von 16,4 Milliarden Euro erreicht - mit Wella könnte ein großer Sprung gelingen.

Der Konsumgüterriese P&G will sich von Geschäftsbereichen rund um die Körperpflege trennen. Der US-Konzern Coty, der Parfüm für Modemarken wie Calvin Klein oder Marc Jacobs herstellt, habe eine verbindliche Offerte für das Duftstoff- und Kosmetikgeschäft von P&G abgegeben, sagten die Insider. Auch der Investor Clayton Dubilier & Rice LLC habe für das Kosmetik-Geschäft geboten, hieß es. Ein Verkauf könnte P&G rund drei Milliarden Dollar in die Kassen spülen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

DWN
Immobilien
Immobilien Pfandbriefbanken: Höhepunkt der Immobilienkrise liegt noch vor uns
07.12.2023

Die Finanzmärkte wetten darauf, dass die EZB die Zinsen bald wieder senkt. Dies dürfte auch Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ökonom warnt: Deutschland droht Zusammenbruch seiner Wertschöpfung
07.12.2023

Der Schock über die Ergebnisse der jetzt vorgestellten PISA-Studie 2022 ist groß, Deutschland gleitet in eine tiefe Bildungskrise. Über...

DWN
Politik
Politik EU-Finanzminister wollen Reform der Schuldenregeln beschließen
07.12.2023

Am Freitag wollen sich die EU-Finanzminister auf eine Reform der Schuldenregeln verständigen. Der jüngste Vorschlag aus Spanien stellt...

DWN
Finanzen
Finanzen Ökonomen erwarten baldige Zinssenkung durch EZB
07.12.2023

Nicht nur die Märkte erwarten, dass die EZB die Zinsen bereits im zweiten Quartal 2024 wieder senken wird, sondern auch die von Reuters...

DWN
Finanzen
Finanzen EuGH: Schufa-Score darf nicht maßgeblich für Kreditwürdigkeit sein
07.12.2023

Egal ob beim Mietvertrag, dem Handyanbieter oder dem Stromversorger: Mit einem schlechten Schufa-Score hat man oft wenig Chancen. Nun hat...

DWN
Finanzen
Finanzen Berliner Finanzamt bekämpft Steuerkriminalität im Internet-Handel
07.12.2023

Das Finanzamt in Berlin-Neukölln ist ab sofort für sämtliche ausländische Unternehmen zuständig, die keinen Firmensitz hier haben. Es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Industrie drosselt Produktion fünften Monat in Folge
07.12.2023

Die deutsche Industrie hat ihre Produktion bereits den fünften Monat in Folge gedrosselt. Das Minus war überraschend. Eine Rezession ist...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Rekord-Ölproduktion der USA fordert OPEC+ heraus
06.12.2023

Die USA produzieren dieses Jahr so viel Rohöl wie nie zuvor. Dies erschwert die Bemühungen der OPEC+, mit Förderkürzungen die Preise zu...