Gemischtes

Odenwald: Ausgerissener Zirkus-Elefant tötet Spaziergänger

Ein aus dem Zirkus ausgerissener Elefant hat in Odenwald in Baden-Württemberg einen Rentner bei einem Spaziergang getötet. Der Elefant hatte schon früher mehrfach Menschen verletzt. Die Tierschutzorganisation Peta hatte vor dem Unglück gewarnt - war aber von den Behörden nicht gehört worden.
13.06.2015 15:34
Lesezeit: 1 min

Ein ausgerissener Zirkuselefant hat am Samstag in einer Stadt im Odenwald einen Spaziergänger angefallen und getötet. Der 65-Jährige aus Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis wurde nach Angaben der Polizei am frühen Morgen von dem 34 Jahre alten Afrikanischen Elefanten angegriffen. Der Mann war demnach sofort tot. Wie das Tier aus dem Zelt entwich und warum es den Spaziergänger angriff, war zunächst unklar. Die Kriminalpolizei übernahm die Ermittlungen.

Die 34 Jahre alte Elefantenkuh tritt nach Angaben der Polizei in dem Zirkus unter dem Namen Benjamin auf, wird aber auch Baby genannt. Die Tierrechtsorganisation Peta bezeichnete den Vorfall als «absehbares Unglück», vor dem sie schon seit Jahren gewarnt habe. Benjamin habe bereits bei mehreren Unfällen Menschen schwer verletzt. «Das wird jetzt natürlich überprüft», sagte ein Polizeisprecher.

Die Ehefrau des Getöteten sagte der Polizei, ihr Mann sei wie üblich gegen 5 Uhr aufgestanden und spazieren gegangen, um Pfandflaschen und Dosen einzusammeln. Als er nicht zur gewohnten Zeit zurückkehrte, machte sich die 65-Jährige auf die Suche nach ihm. In der Nähe des Zirkusses sah sie mehrere Streifenwagen, dort fand sie dann ihren toten Mann. Der Zirkus gastiert in rund 100 Metern Entfernung vom Fundort der Leiche.

Die Polizei schloss zunächst Fremdverschulden nicht aus. Ersten Ermittlungen zufolge war das Zelt, in dem das Tier untergebracht war, unbeschädigt. «Der Elefant kann sich nicht selber rauslassen. Also bleibt: Wurde er rausgelassen oder war er nicht richtig eingesperrt?», sagte ein Polizeisprecher. Fraglich bleibe auch, warum das Tier in Rage geriet. Nach dem Unglück hatte ein Zirkus-Mitarbeiter das Tier beruhigt und zurück ins Zirkuszelt gebracht. Der Angriff war von einem Anwohner beobachtet und der Polizei gemeldet worden.

Peta hatte sich nach eigenen Angaben wegen der Gefährlichkeit des Tieres bereits an das Innenministerium, das Umweltministerium, die Regierungspräsidien und zahlreiche Veterinärbehörden in Baden-Württemberg gewandt - mit der Aufforderung, das Tier aus dem Zirkus zu nehmen. Die Organisation kündigte nun an, Strafanzeigen wegen fahrlässiger Tötung gegen Behörden und Zirkusverantwortliche zu erstatten. «Elefanten und andere Wildtiere werden im Zirkus gequält und misshandelt – das macht sie zu tickenden Zeitbomben», erklärte Peter Höffken, Wildtierexperte bei PETA Deutschland, in einer Mitteilung.

Peta fordert ein Verbot von Tieren im Zirkus. Die Unterbringung in kleinen Gehegen, die Transporte sowie die von Gewalt und Zwang geprägte Dressur führten zu Verhaltensstörungen, Krankheiten und oftmals zu einem frühen Tod, sagen Peta-Experten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...