Die Deutsche Post will ihre mit Gewinnrückgängen kämpfende Frachtsparte nicht loswerden. “Die Frachtsparte ist ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Geschäfts”, sagte Finanzchef Larry Rosen am Donnerstag im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters: “Wir haben in diesem Geschäft eine sehr gute Zukunft.” Die Sparte leidet unter scharfem Wettbewerbsdruck und den Folgen eines umfassenden Umbaus, der nicht rund läuft und deshalb auf dem Prüfstand steht.
Im schlimmsten Fall drohe eine Abschreibung von 300 Millionen Euro, sagte Rosen. “Wir haben bis jetzt 300 Millionen Euro für die Umstellung aktiviert. Die Chance, dass wir das alles abschreiben müssen, ist sehr gering.” Aber auch im kommenden Jahr könnten noch Kosten für die Umstellung fällig werden: “Weitere Projektkosten für die Umstellung könnten auch 2016 anfallen.” Der operative Gewinn der Sparte, die knapp ein Viertel des Konzernumsatzes einfährt, war im zweiten Quartal erneut eingebrochen.
Weitere Belastungen kommen durch einen Tarifvertrag auf den Konzern zu. Die Post und die Gewerkschaft Verdi hatten sich neben einer Verlängerung des Schutzes vor betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2019, auf eine Einmalzahlung von 400 Euro zum 1. Oktober, eine Lohnerhöhung um zwei Prozent im Jahr 2016 und eine Erhöhung von 1,7 Prozent ein weiteres Jahr später geeinigt. Rosen zufolge werden die Kosten für die Einmalzahlung im Bereich eines mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrags liegen. Die Lohnerhöhungen belasteten in den Folgejahren.
Die Post hatte in dem Tarifkonflikt auch darauf gesetzt, neue Gesellschaften gegen Verdi zu verteidigen, die im Mittel rund 20 Prozent niedrigere Löhne zahlen als sie unter dem Dach des Mutterkonzern vereinbart sind. Dort steigt die Zahl der Beschäftigten: “Aktuell sind bereits 6700 Mitarbeiter in den neuen Gesellschaften, das Ziel von 10.000 Mitarbeitern bis 2020 in den neuen Gesellschaften werden wir in jedem Fall erreichen.”
Mit Interesse verfolgt Rosen zudem die Prüfung der Übernahmepläne des US-Konkurrenten FedEx für die niederländische TNT Express durch die EU-Kommission. Diese will die milliardenschweren Pläne genau ansehen. Sollte die EU-Kommission die Konkurrenten zur Sicherung des Wettbewerbs zum Verkauf von Geschäften zwingen, könnte die Post aktiv werden, kündigte Rosen an. Große Übernahmen schloss er zwar erneut aus. Denkbar seien aber kleinere und mittelgroße Zukäufe.