USAID lahmgelegt – medizinische Versorgung zusammengebrochen
In einem aufsehenerregenden Interview mit der Financial Times greift Bill Gates seinen langjährigen Rivalen Elon Musk frontal an – und beschuldigt ihn, durch die drastische Kürzung von US-Entwicklungshilfemitteln Millionen Menschenleben zu gefährden. Hintergrund ist die faktische Stilllegung der amerikanischen Behörde USAID, die bis vor Kurzem als zentrales Instrument der US-Außenpolitik im Bereich der humanitären Hilfe galt.
Gates, der sein Milliardenvermögen zunehmend in globale Philanthropie investiert, spart nicht mit drastischen Worten: „Das Bild des reichsten Mannes der Welt, der die ärmsten Kinder der Welt tötet, ist nicht schön“, erklärt er im Interview – eine direkte Attacke auf Musk, dessen „Department of Government Efficiency“ (DoGE) die Mittelstreichungen vorangetrieben hatte.
Seit Februar ist die Entwicklungshilfebehörde laut Medienberichten praktisch stillgelegt. Zahlreiche Mitarbeiter wurden entlassen, Programme gestoppt. Laut Gates habe dies unmittelbare humanitäre Folgen: Medikamente verderben ungenutzt in Lagerhäusern, Impfkampagnen sind zum Erliegen gekommen. Krankheiten wie Masern, HIV und Polio kehren zurück – in Regionen, die jahrzehntelang mühsam stabilisiert wurden.
Die Kritik wiegt schwer, denn USAID galt seit seiner Gründung 1961 als strategisches Instrument amerikanischer Außenpolitik – oft umstritten, aber entscheidend für das US-Image als globale Ordnungsmacht. Die plötzliche De-facto-Schließung könnte geopolitische Machtvakuums schaffen – vor allem in Afrika, Südostasien und Teilen des Nahen Ostens.
Gates kündigt Milliardenoffensive an – Rückzug seiner Stiftung bis 2045
Während Musk schweigt, erhöht Gates nun selbst den Einsatz: Er kündigt an, in den kommenden zwei Jahrzehnten sein gesamtes Vermögen für wohltätige Zwecke auszugeben – über 200 Milliarden Dollar sollen in globale Gesundheit, Bildung und Entwicklungszusammenarbeit fließen. Ziel sei es, die Gates Foundation bis 2045 vollständig abzuwickeln. Zum Vergleich: In den letzten 25 Jahren investierte die Stiftung rund 100 Milliarden Dollar.
Gates’ Vermächtnis ist klar: Kaum etwas an seine Kinder vererben, alles für seine Vision einer „besseren Welt“ einsetzen. Doch auch er muss einräumen, dass sein privates Engagement die Einschnitte bei USAID nicht kompensieren könne: Allein 2024 belief sich deren Haushaltsvolumen auf 44 Milliarden Dollar.
Ideologische Kluft zwischen Tech-Milliardären – Musk schweigt
Der Konflikt zwischen Gates und Musk ist nicht neu, doch die ideologische Kluft zwischen beiden hat sich deutlich vertieft. Während Gates den Staat als zentrale Instanz zur Förderung globaler Gerechtigkeit sieht, steht Musk für radikalen Individualismus, Effizienz und Eigenverantwortung – auch in geopolitischen Fragen.
Der Vorwurf, Sparmaßnahmen hätten tödliche Konsequenzen, ist Sprengstoff. Weder Musk noch sein umstrittenes Regierungsprojekt DoGE haben sich bislang zu den Anschuldigungen geäußert.
Der Streit offenbart mehr als persönliche Animositäten – er wirft ein Schlaglicht auf den tiefen Strukturkonflikt im digitalen Kapitalismus: Wer entscheidet über globale Prioritäten – demokratisch legitimierte Institutionen oder einzelne Superreiche? Und was bedeutet „Effizienz“, wenn sie auf Kosten von Menschenleben geht?