Einbruch bei den Verkaufszahlen – besonders in Europa
Tesla hat im ersten Quartal weltweit massiv an Verkaufsdynamik verloren. Besonders dramatisch ist der Rückgang in Europa, wo sich die Zulassungszahlen in Ländern wie zum Beispiel Dänemark halbiert haben. Im ersten Quartal wurden dort nur noch 1.549 Teslas verkauft – im Vorjahr waren es 3.556. Ein Rückgang von 56 Prozent.
Gleichzeitig beginnt sich in Europa ein Imageproblem für Tesla abzuzeichnen. Die politische Nähe von Elon Musk zu Donald Trump stößt bei vielen Kunden auf Ablehnung. In sozialen Netzwerken machen Aufkleber auf Tesla-Modellen mit der Aufschrift „Elon ist scheiße!“ die Runde – ein Symbol für den Vertrauensverlust.
Umsatz bricht ein – Subventionen stützen das Ergebnis
Noch gravierender ist die Entwicklung in der Bilanz. Im ersten Quartal 2025 sanken die Umsätze gegenüber dem ohnehin schwachen Vorjahreszeitraum um 9 %. Im Vergleich zu Q1 2023 beträgt der Rückgang sogar 17 %. Beim Kerngeschäft – dem Verkauf von Elektroautos – ist der Umsatz in nur zwei Jahren um 30 % eingebrochen.
Der operative Gewinn (EBIT) sank um 66 % auf nur noch 399 Millionen Dollar. Ohne staatliche Subventionen in Höhe von 595 Millionen Dollar hätte Tesla bereits tiefrote Zahlen geschrieben. Und selbst das war für viele Analysten keine Überraschung mehr: JP Morgan sprach in einer Stellungnahme von einer „schneller als erwarteten Verschlechterung des fundamentalen Geschäfts“.
Produktlinie veraltet – China macht Druck
Ein zentrales Problem ist Teslas veraltete Produktpalette. Die Modelle S, X, 3 und Y stammen aus den Jahren 2012 bis 2020. In der Automobilindustrie gelten Produkte, die länger als sieben Jahre ohne Modellwechsel auf dem Markt sind, als veraltet – in China liegen die Innovationszyklen inzwischen bei zwei Jahren.
Tesla setzt derweil weiter auf Updates bestehender Modelle, anstatt echte Neuheiten zu präsentieren. Der Cybertruck, als große Innovation angekündigt, verkauft sich deutlich schlechter als erwartet. Das Portfolio wirkt alt – und das in einer Branche, in der Frische zählt.
Tesla fehlt, wo der Markt wächst
In Europa fehlt Tesla vor allem in einem Segment: bezahlbare Kleinwagen. Genau dort findet derzeit das meiste Marktwachstum statt. Während chinesische Hersteller mit günstigen Modellen vordringen, bleibt Tesla außen vor.
Hinzu kommt, dass viele europäische Leasinggesellschaften massive Wertverluste ihrer Tesla-Flotten hinnehmen mussten – durch aggressive Preissenkungen von Tesla selbst. Der Wiederverkaufswert ist eingebrochen, das Vertrauen vieler Fuhrparkbetreiber verloren.
Politische Nähe zu Trump – eine Belastung für die Marke
Elon Musks enge Verbindung zur Trump-Regierung hat weltweit für Irritationen gesorgt. Während sich Musk in der Vergangenheit als unabhängiger Querdenker inszenierte, tritt er nun offen als Unterstützer von Donald Trump auf – und sitzt in mehreren beratenden Gremien der republikanischen Administration.
Selbst CFO Vaibhav Taneja sprach bei der Präsentation der Quartalszahlen von einer „ungerechtfertigten Feindseligkeit“ gegenüber der Marke – ein klarer Hinweis darauf, dass Tesla zunehmend als politisch wahrgenommen wird. In einem europäischen Markt, der stark von Klimapolitik und staatlicher Förderung geprägt ist, könnte das fatal sein.
Produktionsumstellungen und Handelskrieg bremsen zusätzlich
Tesla verweist auf technische Umstellungen als Grund für die schwachen Verkaufszahlen. Im Februar und März sei die Produktion in allen vier Fabriken weltweit umgestellt worden, was zu erheblichen Ausfällen geführt habe. Vor allem das Modell Y – Teslas Bestseller – war zeitweise kaum lieferbar.
Zudem trifft der Handelskrieg die Energiesparte von Tesla hart. Die für Großbatterien benötigten Maschinen kommen aus China und unterliegen inzwischen Zöllen von bis zu 145 %. Auch bei den humanoiden Robotern Optimus machen Exportrestriktionen der chinesischen Regierung die Beschaffung seltener Erden schwieriger.
Die Zukunft bleibt Science-Fiction – vorerst
Trotz aller Rückschläge bleibt Elon Musk überzeugt: Tesla wird das wertvollste Unternehmen der Welt – wenn selbstfahrende Taxis und Roboter Realität werden. In diesem Sommer sollen erste fahrerlose Modelle in Austin, Texas, starten. Bis 2026 will Musk einen Marktanteil von 99 % im Bereich autonomer Taxis in den USA erreichen.
Noch ambitionierter ist sein Plan für Optimus: Bis 2030 will Tesla eine Million humanoide Roboter pro Jahr produzieren. Die britische Bank HSBC warnt jedoch: Ein Roboterpreis von 20.000 Dollar würde – bei einer Stückzahl von einer Milliarde – dem Sechsfachen des britischen BIP entsprechen. „Woher soll dieses Geld kommen?“, fragt Analyst Michael Tyndall trocken.
Musk ist Tesla – Tesla ist Musk
Dass Musk der Mittelpunkt des Unternehmens ist, steht außer Frage. Doch genau das wird zunehmend zum Problem. Musk ist Genie, Marke, Risiko und Hoffnungsträger zugleich. Analysten wie Dan Ives von Wedbush mahnen, dass Tesla „eine schreckliche Show“ abliefere, seit Musk sich stärker politisch engagiert.
Selbst glühende Befürworter des Unternehmens müssen einräumen: Die Aktie lebt nicht von der Realität, sondern von der Vision. Die Bewertung entspricht dem Hundertfachen des erwarteten Gewinns – ein Niveau, das sich nur mit blindem Vertrauen in Elon Musk erklären lässt.
Tesla kämpft an allen Fronten – und hofft auf Wunder
Tesla steht unter Druck – technologisch, finanziell und politisch. Der Konzern hat keine echten Produktneuheiten, kämpft mit einem angeschlagenen Image, einem rückläufigen Absatz und steigender Konkurrenz aus China und Europa.
Was bleibt, ist ein Versprechen – eine leuchtende Zukunft mit Robotern, Taxis ohne Fahrer und einer Welt, in der alles „Made by Tesla“ ist. Doch wie die britische Bank Barclays nach den jüngsten Zahlen feststellte: „Die Fundamentaldaten sind schwach, aber das Storytelling ist stark.“
Für Investoren ist Tesla damit vor allem eines: eine Wette auf Elon Musk. Und wie jede Wette – hochriskant.