Politik

Japan gedenkt der 70.000 Toten des Atombombenabwurfs auf Nagasaki

Sie haben unvorstellbare Höllenqualen erlitten und sind zu Mahnern für Frieden in der Welt geworden: Drei Tage nach dem 70. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima warnen auch die Opfer von Nagasaki vor einer umstrittenen Militärreform in Japan.
09.08.2015 15:16
Lesezeit: 1 min

Mit einem Appell zum Pazifismus haben die Überlebenden des Atombombenabwurfs vor 70 Jahren auf die japanische Stadt Nagasaki der Opfer gedacht. Nagasakis Bürgermeister Tomihisa Taue mahnte, Japan dürfe niemals vom Prinzip «Nie wieder Krieg» abweichen. Er bezog sich damit auf eine umstrittene Militärreform, die die japanische Regierung des Ministerpräsidenten Shinzo Abe auf den Weg gebracht hat. Die Mehrheit der Japaner lehnt die Reform ab und befürchtet eine Abkehr vom Pazifismus der Nachkriegszeit.

Um 11.02 Uhr (Ortszeit), dem Zeitpunkt, als am 9. August 1945 die von einem US-Bomber abgeworfene Atombombe «Fat Man» über der Stadt explodierte, legten die rund 6700 Teilnehmer der Gedenkveranstaltung eine Schweigeminute ein. Allein in Nagasaki wurden damals etwa 70 000 Menschen durch direkte Einwirkung getötet, 75 000 weitere verletzt.

Beim Gedenken an die Opfer des Atombombenabwurfs auf Hiroshima vor drei Tagen hatte der rechtskonservative Abe Japans bisherige drei Prinzipien nicht erwähnt, wonach Japan weder Atomwaffen produziert, besitzt, noch auf eigenem Boden erlaubt. Nach Kritik daran erwähnte Abe sie in seiner Erklärung beim Gedenken in Nagasaki wieder.

Papst Franziskus bezeichnete die Atombombenabwürfe auf Nagasaki und Hiroshima als «fortdauernde Mahnung an die Menschheit», so die dpa. «Auch nach so viel Zeit ruft dieses tragische Ereignis noch immer Schrecken und Abscheu hervor. Es ist zum Symbol der maßlosen Fähigkeit des Menschen zur Zerstörung geworden, wenn er von den Fortschritten der Wissenschaft und Technik einen falschen Gebrauch macht», sagte er am Sonntag nach dem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. Die Atombombenabwürfe mahnten die Menschen dazu, Krieg, Atombomben und jede Massenvernichtungswaffe abzulehnen.

An der Gedenkfeier in Nagsaki nahmen Abgesandte aus mehr als 70 Ländern teil, darunter auch US-Botschafterin Caroline Kennedy. Überlebende des nuklearen Infernos in Nagasaki übten scharfe Kritik an Japans geplanter Militärreform. Die Sicherheitsgesetze, die derzeit im Parlament abschließend debattiert und von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt werden, sollen Japan erstmals seit Kriegsende Militäreinsätze an der Seite der USA im Ausland ermöglichen. «Die Regierung will dieses Land in die Lage versetzen, Krieg zu führen», sagte Hirotami Yamada vom Verband der Überlebenden des Atombombenabwurfs.

Bei der Gedenkfeier drei Tage zuvor in Hiroshima hatten Überlebende bei einem Treffen mit Abe diesen aufgefordert, die geplante Militärreform «sofort» rückgängig zu machen.

Die Amerikaner hatten am 9. August 1945 eine Atombombe auf die Großstadt abgeworfen, nachdem drei Tage zuvor Hiroshima durch eine Atombombe mit geringerer Sprengkraft verwüstet worden war. Unter dem Eindruck der Zerstörungen kapitulierte das Kaiserreich Japan am 15. August.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...