„Diese und weitere Pilotfabriken werden der heimischen Wirtschaft helfen, sich rasch und wirksam auf die Herausforderungen der Industrie 4.0 vorzubereiten", sagte die damalige Technologieministerin Doris Bures vor gut einem Jahr. Die Pilotfabrik wurde nun in dieser Woche in der Wiener Seestadt eröffnet. „Die Pilotfabrik ist ein realitätsnahes Modell einer Fabrik - eine Laborsituation mit realen industriellen Maschinen und Logistiksystemen“, so die TU Wien, die das Projekt mit mittlerweile 20 Unternehmen betreut. „Pilotfabriken bieten eine echte, aber neutrale industrielle Forschungs- und Entwicklungsumgebung, in der ohne Störung einer laufenden Produktion entwickelt und getestet werden kann.“
Die Pilotfabrik startet im Technologiezentrum aspern IQ, wo der „researchTUb“, ein gemeinsames Labor von TU Wien, Wirtschaftsagentur Wien und Wien 3420 sitzt. In den kommenden zwei Jahren will das Technologieministerium in Österreich drei weitere Pilotfabriken errichten. Bis 2017 soll zu der ersten Pilotfabrik auch noch in unmittelbarer Nähe eine Fabrikhalle entstehen.
„Wien hat in den vergangenen Jahren seinen Ruf als weltweit angesehener Innovationsstandort gestärkt und ausgebaut“, sagte der Wiens Bürgermeister Michael Häupl. Das sei ein Ergebnis der guten Zusammenarbeit der Stadt Wien mit den Wiener Unternehmen und Forschungseinrichtungen. „Es ist also eine geradezu logische Folge, dass die Pilotfabrik in der Seestadt Aspern in Wien aus der Taufe gehoben wird.“
Insgesamt werden Investitionen in Höhe von vier Millionen Euro in die Pilotfabrik fließen. Zwei Millionen übernimmt das Bundesministerium, der Rest wird von der TU und den Unternehmen getragen. Zu den beteiligten Unternehmen zählen unter andere, Siemens Österreich, GGW Gruber und EMCO. „Österreichs Produktionsbetriebe brauchen Räume, in denen sie neue Methoden gemeinsam mit kompetenten Forscherinnen und Forschern entwickeln und testen können“, sagte Bundesminister Alois Stöger. „Dazu schaffen wir Pilotfabriken, hier wird sich die Zukunft der österreichischen Industrie entscheiden."
Ein Teil der Fabrik beschäftigt sich mit der so genannten „variantenreichen Serienfertigung“, die es dem Kunden ermöglichen soll, individuelle Einzelstücke vom Fließband zu erhalten. Individualisierte 3D-Drucker bilden ebenfalls einen Schwerpunkt der Fabrik. „Es geht um die Entwicklung von Prototypen und Produkttechnologien, Verfahrenstechnologien und -prozessen bis zur Marktreife. An realen Industriemaschinen und Logistiksystemen können Studierende und WissenschaftlerInnen neue Entwicklungen testen und Forschungsprojekte umsetzen ohne eine laufende Produktion zu stören“, sagt die TU-Rektorin Sabine Seidler.
Die Idee des Ministeriums und der TU Wien ist gar nicht so ungewöhnlich. So entsteht im US- Bundesstaat New Mexico ein privat finanziertes Test-Zentrum für Innovationen: Center for Innovation, Testing and Evaluation (CITE). Als Repräsentation der modernen Stadt soll CITE es den Kunden ermöglichen, die Vorteile und die Kosten der von ihnen vorgeschlagenen Innovationen und Technologien ausgiebig und ungestört unter realen Bedingungen zu testen – ohne dabei von Menschen gestört zu werden oder das Leben echter Stadtbewohner zu stören.