Die Deutsche Bank gibt ihr Investmentbanking in Russland auf. Bis zum Jahresende soll das einst mit großen Hoffnungen gestartete Geschäft eingestellt werden, das der größten deutschen Bank zuletzt mehr Ärger als Ertrag eingebracht hat. Mit dem Teil-Rückzug sollten Komplexität, Kosten, Risiken und Kapitalaufwand reduziert werden, teilte die Bank am Freitag mit. Damit fallen rund 200 der 1300 Stellen in Russland weg, wie zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Die Kunden würden statt aus Moskau künftig aus internationalen Finanzzentren wie Frankfurt und London betreut. Im Zahlungsverkehr und der Exportfinanzierung will die Bank in Russland präsent bleiben. Auch reiche Kunden sollen weiterhin betreut werden.
Die Deutsche Bank hatte es mit dem Ausstieg offenbar eilig. Er ist die erste strategische Maßnahme, die der neue Co-Chef John Cryan verkündet hat - noch bevor er Ende Oktober seine Umbau-Pläne für die Bank vorstellen will. Deutschlands größtes Geldhaus kämpft in Russland mit einer Geldwäsche-Affäre. Russische Kunden werden verdächtigt, über die Bank Schwarzgeld im Wert von mindestens sechs Milliarden Dollar gewaschen zu haben. Die Bank will ihre verbleibenden Kunden von außerhalb Russlands betreuen.
Die Deutsche Bank hatte jahrelang vom Öl-Boom in Russland profitiert und ihr Investmentbanking deutlich ausgeweitet. Doch die Aussichten haben sich eingetrübt. Die westlichen Sanktionen gegen Russland lähmten die Wirtschaft, und der fallende Ölpreis trieb das Land in eine Rezession. Dazu kam der Geldwäsche-Fall, der die ohnehin in zahlreiche Rechtstreitigkeiten verwickelte Bank zusätzlich unter Druck setzte. Das US-Justizministerium und die für eine strikte Gangart bekannte New Yorker Finanzaufsicht DFS ermitteln ebenso wie die Bank selbst. Sie hat gegen mehrere Mitarbeiter in Moskau disziplinarische Maßnahmen eingeleitet.
Russland-Chef Jörg Bongartz war nach neun Jahren bereits aus Moskau abgezogen worden. Er soll sich künftig von Frankfurt aus um Kunden in Mittel- und Osteuropa kümmern.
Das Institut ist seit Monaten im Umbruch und will sich unter Cryan vor allem auf Europa, USA und Asien konzentrieren. Daher stehen Insidern zufolge neben Russland auch das Geschäft in Südamerika und Afrika zur Disposition. Bereits beschlossen sei der Rückzug aus sechs weiteren Ländern: Finnland, Dänemark, Norwegen, Malta, Peru und Neuseeland.