Indiens Exporte sind im September im Vergleich zum Vorjahresmonat um 25 Prozent auf 21,84 Milliarden Dollar zurückgegangen. Damit brach die Exportquote den zehnten Monat in Folge ein. Indien verfügt über die drittgrößte Wirtschaft Asien und diese wird hauptsächlich durch die starke Binnennachfrage auf den Beinen gehalten. Doch das Land bekommt auch die Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums zu spüren. China hat ebenfalls mit Export- und Importrückgängen zu kämpfen.
„Wir sehen keine Anzeichen für eine Belebung der Exporte in naher Zukunft (…) Wir können froh sein, wenn die Einnahmen aus dem Export im Gesamtjahr von 265 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 270 Milliarden Dollar steigen“, sagt der Generaldirektor der indischen Export-Organisationen, Ajay Sahai. Doch die Regierung in Neu Delhi ist trotzdem etwas erleichtert, weil das Handelsdefizit im September im Vergleich zum Vormonat von 12,5 Millionen Dollar auf 10,48 Dollar zurückgegangen ist. Auslöser dieser Verbesserung sind die Rückgänge bei den Gold- und Ölimporten.
Doch der indische Finanzminister Arun Jaitley zeigt sich optimistisch. „Das indische BIP will per Dezember 2015 mehr als 7,5 Prozent betragen. Indirekte Steuerumsätze zeigen einen positiven Trend und all diese positiven Indikatoren unterstreichen die ökonomische Wiederbelebung Indiens“, zitiert die Economic Times Jaitley. Im zweiten Quartal des aktuellen Jahres hatte das BIP im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sieben Prozent zugelegt.
Jaitley sagt, dass die Schwerpunkte der Regierung auf der Rationalisierung der Subventionen und der Rekapitalisierung der Banken liegen. Zudem sollen die Investitionen in die Infrastruktur und in die Bewässerungswirtschaft getätigt werden, um die Produktionskapazität der Agrarwirtschaft anzuheben. Obwohl 55 Prozent der Inder in der Agrarwirtschaft beschäftigt sind, trägt die Agrarwirtschaft nur 15 Prozent zum BIP des Landes bei.
Die Asian Development Bank (ADB) hatte im Juli ihre Wachstumsprognose für Asien vorgelegt. Statt je 6,3 Prozent für 2015 und 2016 erwarten die Volkswirte nun 5,8 Prozent und 6 Prozent für die beiden Jahre. Ausschlaggebend für diese Einschätzung sind die Wachstumsschwächen der zwei größten Volkswirtschaften Asiens, China und Indien. Der Anteil der Schwellenländer am weltweiten BIP des aktuellen Jahres wird nach einer Prognose des IWF bei 40,29 Prozent liegen. Der Anteil der Industrieländer soll 59,71 Prozent betragen.
Der US-Ökonom Srinivas Thiruvadanthai erklärte im Gespräch mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten die Beziehung zwischen der EU und den Schwellenländern: „Wenn die Schwellenländer schwächeln, trifft das auch die Eurozone. Denn dann kommt es zu einem Export-Rückgang aus der Eurozone in die Schwellenländer. Eine der Hauptstärken der Eurozone ist ihre gute Handelsbilanz. Ein Export-Rückgang würde Europa Probleme bereiten. Auch die USA würden unter einem Rückgang des Wirtschafts-Wachstums der Schwellenländer leiden. Doch ich muss hier erwähnen, dass die USA auf jeden Fall als letztes betroffen wären.“
Dennoch warnt der IWF die Fed vor einer Zinserhöhung - vor allem wegen der Schwellenländer.