Politik

Slowenien nervös: Flüchtlinge drängen nach Norden

Lesezeit: 1 min
26.10.2015 16:06
An der slowenisch-österreichischen Grenze ist die Lage aufgeheizt. Österreichische Soldaten unterstützen mittlerweile die slowenische Militärpolizei. Die Flüchtlinge warten ohne jede Infrastruktur auf die Einreise nach Österreich.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

An der slowenisch-österreichischen Grenze ist die die Lage „prekär“ und „aufgeheizt“, meldet die Kleine Zeitung vor Ort. Mittlerweile unterstützen österreichische Soldaten die slowenische Militärpolizei. Die Flüchtlinge würden ohne jede Infrastruktur und dicht gedrängt auf die Einreise nach Österreich warten, viele von ihnen müssen im Freien übernachten.

Peter Zschunke von der dpa meldet:

„Am kleinen Grenzfluss Sutla zeigt sich in diesen Tagen das ganze Versagen Europas. Ohne jede Absprache schickt Kroatien die Menschen über die Grenze. Seitdem Ungarn vor gut einer Woche auch die Grenze zu Kroatien dichtgemacht hat, ist das kleine Slowenien zum Transitland für Zehntausende von Flüchtlingen geworden. „Wir haben hier völliges Chaos“, sagt Simona Potočar vom kirchlichen Hilfswerk Adra Slovenija. „Die Menschen kommen ganz erschöpft und ausgehungert an.“

Die Einsatzkräfte sind angespannt. In Brežice gingen am Mittwoch mehrere Zelte in Flammen auf, als Flüchtlinge gegen die Zustände dort protestierten. Das zweite Lager in Dobova, an der jetzt gesperrten Straße nach Rigonce gelegen, ist von Soldaten und Polizisten abgeriegelt. Ein Soldat sagt, dort sei es am Morgen zu Protesten gekommen.

Über dem Lager an der Kirche hängen am Morgen dichte Rauchschwaden. Die Flüchtlinge haben Feuer entzündet, um sich vor der Herbstkälte zu schützen. Männer und allein reisende Frauen hätten im Freien übernachten müssen, erklärt die Helferin Potočar. Der Platz in einer Halle habe nur für die Familien ausgereicht.“

Slowenien soll binnen einer Woche 400 Grenzschutzbeamte aus anderen EU-Staaten erhalten. Sloweniens Ministerpräsident Miro Cerar hat zuvor vor einem Auseinanderbrechen der EU gewarnt.

Auf der anderen Seite der Grenze warten momentan rund 5000 Flüchtlinge in der Sammelstelle im österreichischen Spielfeld auf ihren Weitertransport in Notunterkünfte. Jeden Tag werden weitere tausende Flüchtlinge erwartet. Es gibt zu wenig Notquartiere, die Stimmung sei momentan aber noch friedlich, so die Kleine Zeitung. Am Freitag sind allerdings aus der maßlos überfüllten Sammelunterkunft rund 1000 Flüchtlinge ausgebrochen und Richtung Deutschland marschiert.

Die Teilnehmer des EU-Spitzentreffens verpflichteten sich am Wochenende allerdings darauf, die Politik des Durchwinkens von Flüchtlingen zu beenden: Das ist allerdings eine rein theoretische Verpflichtung, weil sie von niemandem kontrolliert werden kann. Zudem werden die Obergrenzen für Flüchtlingen abgelehnt.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Moldau und Georgien: Reif für die EU?
27.07.2024

Moldau und Georgien wurden lange in der deutschen Öffentlichkeit kaum beachtet. Erst durch den Ukrainekrieg rückten beide Länder...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...