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Daimler steigt ins österreichische Finanzgeschäft ein

Das Geschäft für Daimler in Österreich läuft gut. Um das Wachstum fortzusetzen, startet das Unternehmen nun die Mercedes-Benz-Bank in Österreich. Damit können erstmals auch Kredite vergeben werden. Das könnte angesichts angeschlagener nationaler Banken ein wachsendes Geschäft werden.
09.11.2015 10:41
Lesezeit: 2 min

Die Zahl der großen deutschen Unternehmen, die ihre Aktivitäten auf dem österreichischen Markt ausweiten, wächst. Mitte August hatte die Deutsche Post angekündigt, in Österreich bis 2016 ein eigenes Paketnetzwerk aufzubauen. Nun will Daimler in Österreich expandieren. Dafür hat das Unternehmen die Welcome Finanzdienstleistungsgruppe der Wiesenthal Autohandels AG gekauft. Dadurch kann Daimler neben dem bereits bestehenden Leasing- und Versicherungsgeschäft nun auch Kredite an Kunden und Autohäuser vergeben.

„Daimler-Händler in ganz Österreich können ihren Kunden ab dem ersten Quartal 2016 eine breitere Palette an Finanzdienstleistungen offerieren und zudem ihren eigenen Fahrzeugbestand über die Bank finanzieren“, so Daimler mit Blick auf die Welcome Bank, die im Zuge der Expansion zur Mercedes-Benz-Bank umfirrmiert wurde. „Wir investieren in Österreich als für uns wichtigen Wachstumsmarkt. Bis 2020 wollen wir unser hiesiges Portfolio auf rund eine Milliarde Euro verdoppeln“, sagte Franz Reiner, im Vorstand der Daimler Financial Services AG. Dabei spiele die neue Mercedes-Benz Bank eine wesentliche Rolle.

Die Zahl der Neuzulassungen von Daimler-Automobilen wächst trotz allgemein rückläufiger Zahlen. Das Leasinggeschäft wuchs im vergangenen Jahr um 12 Prozent. Der Start der Mercedes-Benz-Bank in Österreich soll das Wachstum stützen. In Zeiten des Abschwungs in China und den noch nicht absehbaren Konsequenzen der Abgas-Affäre für die deutsche Automobilindustrie, kann ein besseres Geschäft in Österreich zumindest einen kleinen Puffer produzieren.

Praktisch für die Mercedes-Benz-Bank könnte in diesem Zusammenhang auch die angespannte Lage des österreichischen Bankensystems sein. Die Raiffeisen Gruppe, die Heta und die Bank Austria sind nur ein paar der nationalen Banken, die in den vergangenen Monaten ihre Sparprogramme verstärken mussten. Der Bankenexperte des Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), Franz Hahn schätzt sogar, dass durch Filialschließungen, Fusionen und Auslagerungen in den kommenden vier bis fünf Jahren mehr als ein Drittel der Bankenjobs in Österreichs Banken verschwinden könnten. Die neuen Stresstests, die Frankenaufwertung und die Schwierigkeiten diverser Tochterfirmen in Osteuropa haben zu der Krise im österreichischen Bankensystem genauso beigetragen wie das viel zu große Filialsystem.

Hier kann die Mercedes-Benz-Bank ansetzen. Mit der Möglichkeit, nun auch Kredite in Österreich vergeben zu können, könnte die Zahl der Autoverkäufe weiter steigen. So sind die potentiellen Kunden zumindest nicht auf das Wohlwollen der nationalen Banken angewiesen. „Weltweit finanziert oder verleast Daimler Financial Services derzeit rund 3,5 Millionen Pkw, Transporter, Lkw und Busse“, so Daimler. Der Gesamtwert aller Verträge soll im September 2015 bei 111 Milliarden Euro gelegen haben. Im vergangenen Jahr soll jeder achte Euro, den Daimler verdiente aus der Finanzdienstleistungssparte gekommen sein.

Daimler hat sich bereits auch in anderen Bereichen breiter aufgesetzt. So arbeitet ein Gemeinschaftsunternehmen um Daimler derzeit an der Frage nach der Energiespeicherung in Akkus von gebrauchten Elektroautos. Nahe Dortmund soll dafür ein Batteriespeicher mit einer Kapazität von 13 Megawatt entstehen. Damit soll nach eigenen Angaben theoretisch der Strombedarf von einer Stadt mit rund 85.000 Einwohnern für eine Stunde gedeckt werden können.

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