Politik

Lateinamerika-Gipfel: Spanien bittet ehemalige Kolonien um Finanzhilfe

Es ist eine Ironie der Geschichte. Nach Jahrhunderten der Ausbeutung bittet der spanische Premier Mariano Rajoy nun die ehemaligen Kolonien um Investments in Spanien. Rajoy weigert sich nach wie vor, das EU-Rettungsprogramm in Anspruch zu nehmen.
19.11.2012 10:49
Lesezeit: 1 min

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Die Suche nach Geldgebern in Spanien geht weiter. Die Regierung Mariano Rajoys scheint fest dazu entschlossen, zuerst alle anderen Mittel und Wege auszureizen, bevor die Hilfe der EU ESM in Anspruch genommen wird. Nun hat das Land seine ehemaligen Kolonien in Lateinamerika um finanzielle Hilfe in Form von Investitionen gebeten. „Spanien empfängt lateinamerikanische Investitionen mit offenen Armen“, sagte Rajoy auf dem iberoamerikanischen Gipfel in Cadiz.

Die Investitionsaufforderung Rajoys in der spanischen Region Cadiz kann fast schon als hochmütig empfunden werden: In der Hafenstadt wurden einst die Schätze der Inka und Azteken nach Spanien eingeführt. Auch der spanische König erhofft sich Sympathien bei den ehemaligen Kolonien und appelliert an dessen Patriotismus: „Unsere Augen sind auf Euch gerichtet, wir brauchen mehr Lateinamerika“, sagte Juan Carlos bereits am Freitag einem Bericht von ap zufolge.

Spanien hat in der Lateinamerikanischen Krise vor zehn Jahren viel in die Region investiert und hofft jetzt auf entsprechende Gegenleistungen. Die lateinamerikanische Wirtschaft wächst derzeit im Vergleich zur Weltwirtschaft stark. Die Prognosen für nächstes Jahr sehen nach Angaben des IWF noch besser aus, demnach soll die Wirtschaftsleistung von 3,2 Prozent in diesem auf knapp vier Prozent nächstes Jahr anwachsen.

Der Kontinent befindet sich jedoch unter enormem Reformdruck seitens des IWF. Der internationale Kreditgeber und Förderer wird zunehmend zum Forderer bei der Umorganisierung der lateinamerikanischen Behörden. IWF-Chefin Lagarde fordert eisernen Sparwillen von Argentinien und droht dem Land sogar mit dem Ausschluss aus dem IWF (mehr hier). Investitionen in Spanische Staatsanleihen sind vor diesem Hintergrund eine riskantes Vorhaben.

Vielmehr wird es nach der Meinung von Luis Alberto Moreno, Präsident der Interamerikanischen Entwicklungsbank, vermehrt zu einer Immigration von Fachkräften nach Lateinamerika kommen, „denn es gibt einen Fachkräftemangel in Lateinamerika“. Wie CNBC berichtet, sind die spanischen Bemühungen um Investitionen aus Lateinamerika zu erhalten ein Anzeichen dafür, dass das Land seiner Führungsrolle in Lateinamerika nicht mehr aufrecht erhalten kann.

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