Politik

Putin verstärkt den Druck: Langstrecken-Bomber gegen den IS

Lesezeit: 2 min
17.11.2015 18:36
Russland intensiviert seine Militärschläge gegen den IS: Erstmals setzte die russische Luftwaffe am Dienstag Langestrecken-Bomber ein. Die russische Armee-Führung meldet die Befreiung von 80 Dörfern. Gemeinsam mit Frankreich und Deutschland könnte Russland die Befreiung der Region vom IS gelingen.
Putin verstärkt den Druck: Langstrecken-Bomber gegen den IS
Eine Tu-160 beim Einsatz gegen den IS am Dienstag. (Foto: EPA/RUSSIAN DEFENCE MINISTRY PRESS SERVICE)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Schulterschluss Russlands mit Frankreich findet seinen Ausdruck in einer Intensivierung des Militär-Einsatzes. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu teilte am Dienstag mit, dass erstmals 12 strategische Langstrecken-Bomber vom Typ Tu-22 zum Einsatz gekommen seien. Die Maschinen hätten am Vormittag Ziele des IS in Raqqah bombardiert. Andere Verbände hätten zur selben Zeit Einsätze gegen Ziele bei Aleppo und bei Idlib geflogen. Schoigu sagte laut TASS, Russland habe die Frequenz der Flüge verdoppelt und werde diese Frequenz beibehalten. Die Maschinen seien nach ihren Einsätzen an ihre Basis-Stationen zurückgekehrt und würden für die nächste Welle vorbereitet. Unterstützt wurden die Maschinen von Verbänden, die vom Luftwaffenstützpunkt Hmeymim aus Angriffe flogen.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die verstärkten Einsätze angeordnet, nachdem der russische Geheimdienst zu der Erkenntnis gelangt war, dass der Abschuss einer russischen Passagiermaschine über dem Sinai ein Terror-Akt des IS gewesen sei.

Generalstabschef Walerie Gerasimow sagte am Dienstag, dass die Angriffe sehr präzise gewesen seien und nur der Infrastruktur des IS gegolten hätten. Eine unabhängige Bestätigung dieser Mitteilung liegt nicht vor. Gerasimow berichtete laut TASS jedoch, dass die syrische Armee mit Unterstützung der Russen 80 Dörfer in einem Umkreis von 500 Quadratkilometern von der Herrschaft des IS befreit habe. Die Regierungstruppen hätten dieses Gebiet das erste Mal seit vier Jahren unter ihre Kontrolle bringen können.

Russland kämpft derzeit als einzige Weltmacht mit Entschlossenheit gegen den IS. Die US-Armee hat Munition an „moderate Rebellengruppen“ transportiert, welche auf dem Seeweg nach Syrien gebracht wurden. Viele dieser Gruppen werden von der Türkei unterstützt, etliche gehören zur Terror-Gruppe al-Kaida.

Der US-Kongress hatte am Montag massive Militär-Lieferungen an Saudi-Arabien freigegeben. Die Saudis unterstützen seit Jahren Terror-Gruppen in der Region und wollen vor allem den Iran an einer stärkeren Rolle hindern.

Die USA beteiligen sich nach den Worten von Außenminister John Kerry an dem Militäreinsatz der Türkei zur Abriegelung der noch offenen 98 Kilometer Grenze des Landes zu Syrien. 75 Prozent der Grenze im Norden Syriens seien bereits abgeriegelt, sagt Kerry. Diese Strategie könnte dazu dienen, die Russen daran zu hindern, dem IS sowie den in der Region operierenden Militärberatern der Türkei und der USA den letzten Rückzugsraum zu nehmen. Militärisch befinden sich Russen, Iraner und Syrer auf dem Vormarsch: So wurde der iranischen Nachrichtenagentur Fars zufolge ein strategisch wichtiger Ort in der Nähe des Flughafens Kweires erobert.

Die von Deutschland unterstützten Peschmerga kämpfen ebenfalls mit demselben Kriegsziel wie Russland – nämlich der Einkesselung des IS zwischen Syrien und dem Irak. Daher hat Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier auch einen Nato-Einsatz in der Region als falsch bezeichnet, weil durch die entstehende Chaos die Einkesselung des IS gefährdet wäre.

Gelingt diese Einkesselung jedoch, wäre für die Türkei das Kriegsziel einer Abtrennung einer ganzen Region von Syrien mit einer Flugverbotszone kaum noch zu erreichen. Daher fordert die Türkei den Einsatz von Bodentruppen. Als Nato-Land operiert die Türkei hier mit der Unterstützung des Pentagon, das ebenfalls auf Bodentruppen drängt. Bisher hat sich US-Präsident Barack Obama jedoch geweigert, einem solchen Einsatz zuzustimmen, im Gegenteil: Er traf sich in Antalya mit Russlands Präsident Putin. Bei dem Gespräch wurde offenbar vereinbart, dass die militärische Kooperation weiter verstärkt wird.

Wenn es den Russen gelingt, ihre Angriffe mit den Franzosen zu koordinieren, würde eine neue Allianz entstehen, die über enorme Schlagkraft gegen den IS verfügt. Es ist anzunehmen, dass Obama in diese Strategie eingebunden ist – sehr zum Ärger der US-Militärs und Neocons. Diese wissen, dass die Befreiung der Region vom IS durch die Moskauer Intervention Russlands Position in der Region auf lange Zeit massiv stärken würde.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
07.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freie Lehrstellen erreichen kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Der Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionsschreck Deutschland: Internationale Investoren meiden deutsche Projekte
07.05.2024

Ausländische Unternehmen haben im vergangenen Jahr immer weniger in Deutschland investiert. Die Anzahl der Projekte ausländischer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten lassen erneut Zinssenkungsfantasie aufkommen
07.05.2024

Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte verbleiben im Spannungsfeld wechselnder Indikatoren hinsichtlich des zukünftigen Zinspfads...

DWN
Politik
Politik Israels Armee nähert sich dem Grenzübergang von Rafah
07.05.2024

Israels Regierung bleibt bei der geplanten umfangreichen Offensive gegen Rafah bestehen, während die Hamas einer Waffenruhe zustimmt -...

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...