Technologie

Microsoft, Adobe, Apple: Deutschland prüft Schadenersatz

Wegen massiver Sicherheitslücken will Bundesinnenminister de Maiziére Schadensersatzansprüchen gegen US-Software-Hersteller wie Microsoft und Co prüfen. Die Anzahl kritischer Schwachstellen in Standard-IT-Produkten haben sich demnach massiv erhöht, die Hersteller reagierten jedoch immer langsamer oder gar nicht. PC-Hersteller raten wegen „Tonnen von Fehlern“ von der Nutzung neuer Software wie Windows 10 ab.
20.11.2015 01:26
Lesezeit: 2 min

Bundesinnenminister Thomas de Maizière und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) haben schwere Vorwürfe gegen die großen US-Software-Hersteller erhoben. „Die Anzahl kritischer Schwachstellen in Standard-IT-Produkten hat sich gegenüber den bereits hohen Werten in den Vorjahren im Jahr 2015 noch einmal massiv erhöht“, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Jahresbericht zur IT-Sicherheit in Deutschland. Weil einige Software-Hersteller aber immer langsamer oder bei älteren Produkten gar keine Sicherheits-Updates anböten, zeigte sich de Maizière auch offen für die Prüfung von Schadensersatzansprüchen.

Hintergrund ist, dass einige Firmen laut BSI wegen des wachsenden internationalen Wettbewerbsdrucks dazu übergehen, sich bei nicht als gravierend erachteten Schwachstellen immer mehr Zeit dabei zu lassen, die Nutzer auf Gefahren hinzuweisen und ihnen Updates für die Beseitigung der Schwachstellen anzubieten. Dies schaffe angesichts der weltweiten Nutzung der Standardprodukte wie etwa Internetbrowsern immer mehr Angriffsflächen für Cyber-Attacken, sagte BSI-Präsident Michael Hange. Die Gefährdungslage im Bereich Software schätzt das dem Bundesinnenministerium unterstehende BSI deshalb als hoch ein.

Besonders schlecht schneiden in der BSI-Aufstellung für kritische Schwachstellen die Produkte Adobe Flash, Microsoft Internet Explorer, Apple Mac OS X und Microsoft Windows ab. Bei ihnen wurde bis September 2015 jeweils weiter mehr als 100 kritische Schwachstellen registriert. „Das ist nicht gut - insbesondere wegen der steigenden Zahl der Schadprogramme“, sagte de Maizière . „Es ist das Recht eines Kunden und Nutzers eines Softwareproduktes, vom Hersteller erwarten zu können, dass regelmäßig ein Sicherheits-Update zur Verfügung gestellt wird.“

Besonders kritisch ist dabei auch aus sich der PC-Hersteller das neue Windows Betriebssystem: PC-Hersteller raten ihren Kunden bei Problemen per Hotline, Windows 10 nicht zu benutzen. Bei den Herstellern Dell und HP werde Kunden von der Support-Hotline drastisch von einem Upgrade abgeraten. Nicht selten werden Kunden, die Windows 10 bereits nutzen, dazu aufgefordert und angeleitet, das Programm wieder zu deinstallieren und wieder auf die Vorgängerversion umzusteigen, so ein Bericht des US-Magazins Laptop Mag.

Demnach habe die Vielzahl von Kundenanrufen mit W-10-Problemen bei dem Hersteller den Eindruck vermittelt, es gebe „Tonnen von Fehlern“ in dem Programm. Daher bestätigt Dell dem Magazin auch auf Nachfrage, dass man bei einigen Fehlern lieber gleich zum Downgrade rate statt zur einzelnen Problembehandlung. HP sieht das ähnlich, schließlich gehe es für den Kunden nur darum, den PC wieder zum Laufen zu bekommen.

Auch Schadenersatzansprüche gegen Software-Hersteller, die in den USA bereits diskutiert werden, seien laut Innenminister „ein sehr interessanter Gedanke. Ich kann dem viel abgewinnen“, sagte de Maizière. Man müsse aber nun zunächst prüfen, ob solche Schadenersatzansprüche nicht bereits nach dem deutschen Produkthaftungsrecht gestellt werden könnten.

Das BSI pocht darauf, dass Hersteller über den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte Verantwortung für deren Sicherheit übernehmen müssten. Vor allem Großkunden sollten bei Lieferverträgen verbindliche Fristen durchsetzen, innerhalb der Software-Anbieter entdeckte Schwachstellen beseitigt haben müssen.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Panorama
Panorama Deutschland "kaputt": Münchaus düstere Prognose für die Wirtschaft
22.02.2025

Deutschland steckt in der Krise – und es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der deutsch-britische Autor Wolfgang Münchau sieht das Land...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kündigung rechtssicher zustellen: So vermeiden Sie teure Fehler
22.02.2025

Wie Sie eine Kündigung korrekt übermitteln – von der persönlichen Übergabe bis zum Gerichtsvollzieher. Welche Methoden wirklich...

DWN
Panorama
Panorama Kaffee bald Luxus? Wie durch ein EU-Gesetz, Abholzung und das Wetter die Preise explodieren
22.02.2025

Der Preis für Kaffee ist an den Börsen in den letzten fünf Jahren um das Vierfache gestiegen. Die Ursachen für die Rekordpreise, die...

DWN
Technologie
Technologie Mobilfunk Bahn: Empfang unterwegs verbessert sich endlich
22.02.2025

Wer im Zug telefoniert oder surft, stößt oft auf Funklöcher und langsames Internet. Jetzt verbessert eine neue Technik die Verbindung...

DWN
Politik
Politik 630 Sitze, 29 Parteien, 4.506 Kandidaten: Zahlen zur Wahl
22.02.2025

Die Bundestagswahl 2025 bringt große Veränderungen mit sich: weniger Kandidaten, ein neues Wahlrecht und eine alternde Wählerschaft. Wer...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl 2025: Mittelstand fordert Bürokratieabbau
22.02.2025

Der Mittelstand sieht sich von überbordender Bürokratie, hohen Steuern und steigenden Energiekosten ausgebremst. Vor der Bundestagswahl...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Feuer, Flamme und viel kaltes Wasser: Preussischer Whisky aus der Uckermark
21.02.2025

In der Uckermark brennt Cornelia Bohn ihren eigenen Whisky – als erste Frau weltweit mit eigener Destillerie. Die ehemalige DDR-Bürgerin...