Politik

Frankreich: Armee hofft auf neuen Patriotismus

Die französische Armee registriert nach den Anschlägen ein gestiegenes Interesse am Beruf des Soldaten. Das Heer will wegen seiner neuen Aufgaben 15.000 Rekruten anheuern, tut sich aber offenbar schwer, diese zu finden.
20.11.2015 08:51
Lesezeit: 1 min

Die öffentlich-rechtliche Nachrichtenagentur AFP meldet ein gestiegenes Interesse der Franzosen an ihrer Armee. Das französische Heer will in diesem Jahr 15.000 Rekruten anheuern, insbesondere für den Einsatz zur Stärkung der inneren Sicherheit. Nach dem Angriff auf die Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" im Januar war das Interesse an einem Job beim Militär gestiegen - allerdings nur zeitweise.

Nun hofft die Armee, dass sie nach den Anschlägen in Paris neue Mitarbeiter findet: So soll die Zahl der Besucher auf der Rekrutierungs-Website der französischen Streitkräfte deutlich gestiegen seit. Seit vergangenem Freitag wurden täglich 1400 Besucher auf sengager.fr registriert, fast sieben Mal so viele wie üblich. "Die Menschen fragen sich: 'Wie können wir uns nützlich machen?' Wir sehen, wie Werte wie die Flagge und andere Nationalsymbole wieder wichtig werden", sagt ein Mitarbeiter der Rekrutierungsabteilung der AFP.

In Frankreich wurde der Wehrdienst 1996 abgeschafft. Bei ihren Besuchen auf der Rekrutierungs-Website hinterlassen viele Besucher Namen und E-Mail-Adresse, ein erster Kontakt, mit dem sie ihr Interesse kundtun.

Die Armee hat seit Charlie Hebdo umfangreiche Aufgaben im Inland übernommen. Am Donnerstag wurde der Ausnahmezustand bis Ende Februar verlängert, weshalb die Soldaten gebraucht werden.

Die damit verbundenen Mehrausgaben werden vom Steuerzahler bezahlt. Präsident Francois Hollande hatte in Versailles unmissverständlich klargemacht, dass "an die Stelle des Stabilitätspakts nun der Sicherheitspakt" treten werde. Frankreich hält sich seit Jahren nicht mehr an den Stabilitätspakt. Die EU-Kommission hat nach den Anschlägen signalisiert, dass die Defizit-Kriterien für Frankreich nicht mehr binden sind. Zugleich sucht Frankreich nach einer Vergemeinschaftung der Schulden.

Es ist anzunehmen, dass der deutsche Steuerzahler über kurz oder lang die Folgen der Aufrüstung in Frankreich wird mitfinanzieren müssen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...