Finanzen

Niedriger Ölpreis und Zins-Wende drücken die Kurse

Lesezeit: 2 min
21.12.2015 21:50
Goldman Sachs hält einen Ölpreis von 20 Dollar für möglich. Die Aktienmärkte reagierten am Montag negativ auf die Entwicklung. Allerdings dürften die Kursverluste auch die Folge der Zinswende sein. Die Fed kündigt an, die Zinsen nun schrittweise weiter erhöhen zu wollen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die anhaltende Talfahrt der Ölpreise hat den Anlegern an den europäischen Aktienmärkten am Montag die Stimmung verhagelt. Der Dax gab seine Gewinne von bis zu 1,8 Prozent ab und schloss mit 10.491,77 Punkten ein Prozent im Minus. Der EuroStoxx50 fiel um 1,5 Prozent auf 3213,01 Punkte. "Die Umsätze sind mau, die Unsicherheit aber sehr groß", sagte ein Händler. "Das mit der Jahresendrally wird wohl nichts mehr." Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um 2,3 Prozent auf 36,05 Dollar je Barrel (159 Liter) und kostete damit so wenig wie zuletzt im Juli 2004. Belastend wirkte sich zudem der Anstieg des Euro auf über 1,09 Dollar aus. Damit verschlechtern sich die Chancen der europäischen Exportbranche.

Dies löste vor allem auch an der Wall Street Sorgenfalten aus, wo viele große Ölkonzerne gelistet sind. Denn sie müssen sich durch den Preisverfall auf schrumpfenden Gewinne einstellen. Ohnehin liegen Dow-Jones - und S&P500 - anders als der Dax und der EuroStoxx50 - derzeit leicht unter ihren Schlussstände von 2014 und hatten am Freitag rund zwei Prozent eingebüßt. Die Erholung verlor rasch an Schwung, so dass zum europäischen Handelsschluss der Dow-Jones-Index und der S&P500 nur noch knapp im Plus lagen - nach anfänglichen Gewinnen von fast einem Prozent.

Seit Sommer 2014 sind die Ölpreise auf Talfahrt. Doch während sich Autofahrer hierzulande über Dieselpreise von unter einem Euro freuen können, wird der Preisverfall an der Börse als schlechtes Omen für die Konjunktur gesehen. Schließlich spiegele er ja aktuell auch eine sinkende Nachfrage und damit schrumpfende Wirtschaftsaktivität wider, erklärte ein Händler.

Auslöser für den aktuellen Kursrutsch ist Börsianern zufolge die wieder gestiegene Zahl der Ölbohrungen in den USA. Die Ölförderer kämpfen seit nunmehr über einem Jahr mit allen Mitteln um ihre Marktanteile. Dabei geht es ihnen darum, die Konkurrenten mit höheren Förderkosten wie die Schieferöl-Produzenten aus den USA vom Markt zu verdrängen. Mit dem Sturz unter den Tiefstand aus dem Finanzkrisen-Jahr 2008 hat der Preisverfall aber eine neue Dimension erreicht. Die Analysten von Goldman Sachs halten 2016 einen Preis von 20 Dollar je Barrel (159 Liter) US-Leichtöl WTI für möglich.

Doch auch die Zinswende wirkte sich, wie erwartet, negativ auf die Kurse aus. Die US-Notenbank Federal Reserve könnte nach Einschätzung ihres Mitglieds Dennis Lockhart in den kommenden Monaten bei jeder zweiten Sitzung des zuständigen Gremiums eine Zinserhöhung beschließen. Die von der Fed in Aussicht gestellte behutsame Anhebung bedeute kaum einen Zinsschritt bei jedem Treffen des Offenmarktauschusses, sagte der Präsident der Federal Reserve von Atlanta am Montag einem örtlichen Radiosender. Das geplante Tempo entspreche eher einer Anhebung bei jeder zweiten Zusammenkunft. Die Fed hatte vergangene Woche erstmals seit fast zehn Jahren den Leitzins erhöht. Die nächsten Zins-Sitzungen sind im Januar und März.

Insgesamt trifft sich der Offenmarktausschuss acht Mal im Jahr. Mit seiner Prognose von einem Zinsschritt bei jeder zweiten Sitzung liegt Lockhart im Rahmen der Erwartungen seiner Kollegen: In ihren aktuellen Prognosen gehen die Währungshüter im Mittel von drei bis vier Zinsschritten im kommenden Jahr aus und veranschlagen für Ende 2016 einen Satz von 1,375 Prozent. Am vergangenen Mittwoch hob die Fed die Zinsspanne auf 0,25 bis 0,5 Prozent an. Zuvor hatte der Schlüsselsatz sieben Jahre nahe null gelegen.

Stark unter Druck war nach den Parlamentswahlen der Leitindex der Börse Madrid. Erstmals seit dem Ende der Franco-Diktatur in den 70er Jahren schafften es weder Konservative noch Sozialisten, sich eine Mehrheit zu sichern. Sowohl die links-populistische Bewegung Podemos als auch die Bürger-Plattform Ciudadanos mischen nun als neue Kräfte mit, was die Regierungsbildung erschweren dürfte. Vor allem die Bankenwerte gerieten unter Druck: BBVA und Banco Santander verloren je rund fünf Prozent.

In Stockholm stiegen Ericsson dagegen um drei Prozent. Der Telekom-Ausrüster legte seinen Patentstreit mit Apple bei. In London schob Übernahmephantasie die Aktien des Fernsehsenders ITV um drei Prozent an.

In New York profitierten Disney


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...