Politik

Ukraine beschließt Haushalt, um Pleite zu vermeiden

Die Regierung in Kiew hat in der Nacht den Haushalt für 2016 durch das Parlament gepeitscht. Realistisch ist das Budget nicht. Aber es macht den Weg frei für neue Kredite des IWF und deer europäischen Steuerzahler.
25.12.2015 15:49
Lesezeit: 1 min

Das ukrainische Parlament hat die Voraussetzung für die Auszahlung weiterer Kredite des Internationalen Währungsfonds geschaffen. In der Nacht zum Freitag billigten die Abgeordneten den Haushalt für 2016. Der Fonds hatte dies zur Bedingung für die Bereitstellung der nächsten dritten Kredittranche im Umfang von 1,7 Milliarden Dollar gemacht. Zuvor waren noch mehrere Gesetzesänderungen verabschiedet worden. Die Lohnsteuer wurde auf 22 Prozent gesenkt. Die Steuern auf Tabak, Benzin und Alkohol wurden drastisch erhöht. Einige vor einem Jahr eingeführte Steuern, mit denen der Staatshaushalt neue Einnahmen hätte erzielen sollen, wurden wegen Erfolglosigkeit wieder abgeschafft.

Die Abgeordneten beschlossen die Gesetze erst weit nach Mitternacht, weil sonst die nächste Kredit-Tranche des IWF gefährdet wäre. Ob die nun verabschiedeten Gesetze den Vorgaben der Gläubiger tatsächlich entsprechen, ist noch unklar. Möglicherweise muss da Parlament vor Jahreswechsel noch einmal tagen, um die Gesetze zu justieren.

Jahrelange Misswirtschaft, Korruption und der Konflikt mit prorussischen Separatisten im Osten des Landes haben die Ukraine an den Rand der Staatspleite getrieben. Der IWF verlangt von der Ukraine, einen Haushalt in Einklang mit den Richtlinien des Fonds zu verabschieden. Zunächst war unklar, ob die Regierung in Kiew dieser Forderung mit dem Etat für 2016 nachgekommen ist. Er sieht zumindest wie vom IWF vorgesehen vor, die Verschuldung auf 3,7 Prozent der Wirtschaftsleistung zu reduzieren. Die Ukraine hat allein in diesem Jahr bereits fast zehn Milliarden Dollar vom Währungsfonds und anderen internationalen Geldgebern zur Aufbesserung ihrer Finanzen erhalten.

Doch auch unter den vom IWF und den europäischen Steuerzahlern finanzierten Programmen hat sich wenig gebessert: Die Korruption ist immer noch gravierend. Zuletzt hatte US-Vizepräsident Joe Biden eine Umkehr verlangt.

In der Regel führen Kredite und Förderungen aus dem Ausland in bereits korrupten Staaten dazu, dass die lokalen Netzwerke sich an den Fördergeldern bedienen und ihr Geschäftsmodell der Realität so anpassen, dass sie die Gelder aus dem Ausland in ihre Kanäle leiten können.

Der IWF verlangt, dass die Schulden der Ukraine unter 3,7 Prozent des jährlichen BIP blieben. Mit Kosmetik ist dies vermutlich möglich, realistisch kann dieser Wert angesichts des wirtschaftlichen Desasters nicht erreicht werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...