Politik

Österreich fordert von Deutschland Ende der Willkommenskultur

Lesezeit: 1 min
15.01.2016 00:56
Deutschland schickt ohne Vorwarnung an Österreich Flüchtlinge zurück. Die Österreicher sind ratlos, was sie tun sollen. Ein Sprecher des Landes Oberösterreich sagte: „Von Deutschland wäre es nur fair, wenn sie sagen würden, dass die Willkommenskultur beendet wird.“

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die österreichischen Behörden bekommen nach eigenen Angaben Deutschlands verschärfte Grenzkontrollen zunehmend zu spüren. Täglich würden rund 200 Migranten von Deutschland über die Grenze zurückgeschickt, sagte ein Sprecher der Polizei des Bundeslandes Oberösterreich am Donnerstag. Diese würden in Österreich zwar registriert, danach aber großteils sich selbst überlassen. Es würden Fingerabdrücke genommen und überprüft, ob es sich um Gesuchte handle. Danach kämen sie wieder frei. „Was sollten wir sonst tun? Wir haben keine rechtliche oder moralische Grundlage, sie einzusperren.“ Der Sprecher ergänzte: „Von Deutschland wäre es nur fair, wenn sie sagen würden, dass die Willkommenskultur beendet wird.“

Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann hat sich bisher der Politik der offenen Grenzen von Angela Merkel angeschlossen. Nachdem Dänemark und Schweden ihre Grenzen dichtgemacht haben, ist Österreich das einzige Land in der EU, das noch den Vorgaben von Merkel folgt. Die Folge: Die FPÖ liegt in allen Umfragen vorn und hatte zahlreiche Regionalwahlen gewonnen. In Oberösterreich ist die FPÖ nun trotz jahrelanger Ausgrenzung Teil der Koalition mit der ÖVP. Im Burgenland, dem Grenzland zu Ungarn, koalieren SPÖ und FPÖ.

Im Dezember wies Deutschland nach Angaben der österreichischen Polizei 1564 Flüchtlinge zurück. Im Januar seien es bis Mitte des Monats 1638 gewesen. „Von den täglich 2000 bis 3000 einreisenden Flüchtlingen werden von Deutschland rund zehn Prozent zurückgewiesen“, sagte der Polizeisprecher. Darunter seien Migranten, die keine oder keine gültigen Reisedokumente bei sich hätten sowie Menschen, die nicht direkt in Deutschland Asyl beantragen wollten, sondern in Schweden oder Dänemark.

Die deutsche Bundespolizei erklärte, einem Migranten werde die Einreise verweigert, wenn die Voraussetzungen dafür nicht vorlägen und kein Asylantrag gestellt werde. Unter anderem auf Grundlage des Schengener Abkommens werde Person zurücküberstellt. Derzeit würden täglich Einreisen im zweistelligen oder niedrigen dreistelligen Bereich verweigert.

Damit weniger Flüchtlinge überhaupt bis nach Österreich kommen, forderte die österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leitner ein gemeinsames Vorgehen mit Deutschland direkt an der slowenisch-kroatischen Grenze. Es liefen Gespräche mit dem deutschen Amtskollegen Thomas de Maizière. Ein Sprecher der Kärntner Polizei bestätigte im Wesentlichen Angaben aus einem „Spiegel“-Bericht, wonach Österreich an der Grenze zu Slowenien seit Jahresbeginn rund 1700 Menschen abgewiesen hat. „Das kommt ungefähr hin.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....