Politik

Neue Revolution verhindern: Putin rechnet mit Lenin ab

In Russland könnte es bald zu inneren Unruhen kommen. Ihren Ausgang könnten die Unruhen in Tschetschenien nehmen und dann die gesamte Föderation erfassen. Doch Putin macht deutlich, dass es keine Neuauflage der Oktoberrevolution geben wird.
23.01.2016 02:07
Lesezeit: 2 min

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In Russland könnten schon bald innere Unruhen stattfinden, die sich über die gesamte Föderation ausbreiten könnten. Ausgangspunkt der Unruhen könnte Tschetschenien sein. Dort regiert der Kreml-treue Präsident Ramzan Kadyrow, der eine Söldnerarmee betreibt, um die Region zu kontrollieren.

In Tschetschenien haben die Behörden am Freitag eine Massendemonstration für Präsident Ramzan Kadyrow organisiert. An der Kundgebung, für die Beamte, Arbeiter und Studenten freigestellt wurden, nahmen rund 100.000 Menschen teil, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Demonstranten hielten Plakate hoch mit Aufschriften wie „Unsere Kraft liegt in der Einheit“ oder „Ich bin für Kadyrow“. Zuvor war in sozialen Netzwerken die Parole ausgegeben worden „Kadyrow, Stolz Russlands“. Am Dienstag hatte Kadyrow neue Drohungen gegen Kreml-Gegner ausgesprochen. Die Kritiker von Staatschef Wladimir Putin bezeichnete er als eine „Bande von Schakalen“, die davon träumten, „unseren Staat zu zerstören“.

Er kündigte an, die „Feinde des Volkes“ in der Psychiatrie behandeln zu lassen. Namentlich erwähnte der Tschetschene den Radiosender Echo Moskau und die Tageszeitung „RBK“. Die Inhalte von Echo Moskau werden vom Chefredakteur Alexej Wenediktow bestimmt, der ein persönlicher Freund des im Exil lebenden russischen Oligarchen Wladimir Gussinski, des in die Ukraine ausgewanderten Journalisten und Putin-Gegners Jewgeni Kisseljow und des Kreml-Kritikers Wiktor Schenderowitsch, berichtet Russland Aktuell. Die Tageszeitung RBK hingegen gehört ebenfalls in die Medienlandschaft der Putin-Gegner. Die RBK berichtete erstmals über den angeblichen Einsatz von russischen Soldaten in der Ost-Ukraine.

Putin hatte zuvor den Leiter des Kurtschatow-Instituts für Atomforschung, Michail Kowaltschuk, der Lenin ausdrücklich gelobt hatte, scharf kritisiert. „Lenin hat eine Atombombe unter das Gebäude gelegt, das Russland heißt, und die ist dann explodiert“, zitiert der Standard Putin. Die Sicht des Kreml-Chefs auf die Oktoberrevolution 1917 ist eindeutig. Er sieht darin einen Putsch gegen den Staat, um Russland zu schwächen. Im Jahr 2014 sagte er bei einer Diskussion mit russischen Jugendlichen im Rahmen des „Camps am Seliger See“ in der Nähe von Moskau, dass Russland im Jahr 1917 „von innen heraus erschütterte wurde“. Diese Erschütterung führte dazu, dass der Staat kollabierte und sich selbst geschlagen geben musste. Den Bolschewisten unter Lenin warf er „Verrat an den Nationalinteressen Russlands“ vor. „Es waren in aller erster Linie die Bolschewisten, die ihr Vaterland geschlagen sehen wollten, während heldenhafte russische Soldaten und Offiziere ihr Blut an den Fronten des Ersten Weltkriegs vergossen“, zitiert The New Yorker Putin.

Lenin hatte nach der Oktoberrevolution im Jahr 1918 mit Deutschland den Friedensvertrag von Brest-Litowsk geschlossen und zog sich aus dem Ersten Weltkrieg zurück. In der Folgezeit kam es zu inneren Unruhen in Russland, die zu einem Bürgerkrieg führte, der bis zum Jahr 1922 anhalten sollte.

Putin argwöhnt seit längerem, dass das Ausland versuchen könnte, eine Revolution in Russland anzuzetteln. Die Gefahr ist nicht zu unterschätzen, weil die wirtschaftliche Lage wegen der Rohstoff-Baisse rapide schlechter wird. Vor allem aber fürchtet Putin, dass es zu einem islamistischen Aufstand kommen könnte. Ausgangspunkt dafür könnte Tschetschenien sein. Die Sorge um die innere Stabilität Russlands ist einer der Hauptgründe, warum Putin sich militärisch in Syrien engagiert. Er muss mit der Infiltration durch Islamisten rechnen, die sich mit Putin-Gegnern verbünden könnten und das Land mit vergleichsweise einfachen Mitteln ins Chaos stürzen könnten.

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