Politik

Gabriel: Deal mit Saudi-Arabien wird fortgesetzt

Lesezeit: 1 min
25.01.2016 17:57
Sigmar Gabriel verteidigt trotz Kritik ein Rüstungs-Geschäft mit Saudi-Arabien. Deutschland soll der saudischen Marine Schnellboote liefern. Da es sich um „defensive Güter“ handle, gebe es keinen Grund für einen Stopp, so Gabriel. Saudi-Arabien ist der engste Verbündete Deutschlands in der Region.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Trotz der Ankündigung einer strengeren Rüstungsexportpolitik sieht Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel derzeit keinen Anlass für den Stopp eines Schnellboot-Geschäfts mit Saudi-Arabien. Die Patrouillen-Boote für die saudi-arabische Marine seien bereits „in der Produktion“, so eine Sprecherin von Gabriels Ministerium.

Ausschlaggebend für Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien sei die Frage, ob es sich um Angriffswaffen wie etwa Kampfpanzer oder Gewehre handele oder um „defensive Güter, die eben nicht geeignet sind, die eigene Bevölkerung zu unterdrücken oder aggressiv gegen Nachbarstaaten vorzugehen“, sagte die Sprecherin.

Offenbar stuft das Ministerium die Patrouillenboote für Saudi-Arabien in die erste Kategorie ein: Das Königreich benötige sie zum Küstenschutz, zum Schutz von Seeanlagen und im Einsatz gegen Piraterie, sagte die Ministeriumssprecherin. Sie betonte, dass die Boote momentan gebaut würden, eine Ausfuhr derzeit aber nicht anstehe.

Die Grünen-Wehrexpertin Agnieszka Brugger kritisierte Gabriels Haltung. „Statt immer neuer großer Ankündigungen sollte der Vizekanzler die verantwortungslosen Waffendeals mit Saudi-Arabien endlich beenden“, sagte Brugger zu Spiegel Online. Das Boot-Geschäft hat demnach ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro.

In der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage Bruggers verwies Gabriels Ministerium darauf, dass die Bundesregierung eine „restriktive Rüstungsexportpolitik“ verfolge. Sie halte sich an die „strengsten Regeln für Rüstungsexporte, die es in der Bundesregierung je gab“. Die Regierung werde die weitere Entwicklung in Saudi-Arabien genau verfolgen „und wie bisher im Rahmen ihrer Genehmigungspraxis berücksichtigen“, heißt es in der Antwort, die AFP vorlag.

Saudi-Arabien hatte zuletzt mit der Hinrichtung von 47 Menschen internationale Kritik auf sich gezogen. Unter den Hingerichteten war ein schiitischer Geistlicher, was eine schwere Krise im Verhältnis mit dem Iran auslöste. Saudi-Arabien ringt mit dem Iran um die Vorherrschaft am Golf. Die saudi-arabische Luftwaffe fliegt Angriffe im Jemen, die UN hat Hinweise von Kriegsverbrechen, da dabei offenbar Streubomben eingesetzt wurden.

Saudi-Arabien will vor dem Hintergrund der Spannungen in der Region seine Flotte modernisieren. Im Oktober hatte die US-Regierung in diesem Zusammenhang den Verkauf von vier Kriegsschiffen für umgerechnet rund zehn Milliarden Euro an Saudi-Arabien gebilligt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Politik
Politik Chaos und Dutzende Tote in Mosambik nach Wahlergebnis
26.12.2024

Seit der Verkündung des Wahlsiegs der Regierungspartei kommt es zu immer blutigeren Unruhen. Demonstranten befreien Gefangene und...

DWN
Immobilien
Immobilien In Life-Science-Immobilien investieren: Tipps für den Einstieg in die neue Assetklasse
26.12.2024

Immobilien in der Life-Sciences-Branche sind höchst spezialisiert und komplex - und für Investoren ein besonders spannender...

DWN
Politik
Politik Biden setzt Zeichen: Todesurteile werden zu lebenslangen Haftstrafen umgewandelt
25.12.2024

Der scheidende US-Präsident Joe Biden positioniert sich klar gegen die Todesstrafe auf Bundesebene. Sein Nachfolger Donald Trump vertritt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft DWN-Interview: Hat Deutschlands Bergbau eine Zukunft?
25.12.2024

Deutschlands Bergbau steckt in einer kritischen Phase: Das Land verfügt über wertvolle Rohstoffe und ist in Bergbautechnologien führend....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Klimaneutralität Deutschland: Wie der Ländervergleich die Fortschritte zeigt
25.12.2024

Deutschland muss seine Bemühungen zur Erreichung der Klimaziele des Pariser Abkommens intensivieren. Laut einer Bertelsmann-Studie...

DWN
Politik
Politik Auf einmal haben alle Ideen! Wahlkampfversprechen: Was die Parteien zu Steuern, Rente, Klima planen
25.12.2024

Die Wahlkampfprogramme der deutschen Parteien werden erst am kommenden Dienstag offiziell vorgestellt. Die Grundthemen und Positionierungen...

DWN
Politik
Politik CO2-Preis steigt - was das beim Tanken und Heizen bedeutet
25.12.2024

Das neue Jahr könnte mit höheren Preisen an der Tankstelle beginnen. Das liegt an einem steigenden CO2-Preis. Ab 2027 könnte sich dieser...

DWN
Technologie
Technologie KI-Wettlauf: Wie Europa den Anschluss an die Welt verliert
25.12.2024

Europas Wettbewerbsfähigkeit steht vor einer existenziellen Herausforderung. Während künstliche Intelligenz (KI) eine technologische und...