Finanzen

Europas Börsen stürzen ab, Bank-Aktien schwer unter Druck

Lesezeit: 3 min
11.02.2016 13:09
Krisenstimmung an Europas Börsen: Der Dax stürzte am Donnerstag zwischenzeitlich unter 8.700 Punkte. Zudem schmieren die Aktien der Deutschen Bank und Commerzbank ab. Der Dollar gibt deutlich nach, der Ölpreis bricht ein.
Europas Börsen stürzen ab, Bank-Aktien schwer unter Druck
Der Dax in der Fünf-Tages-Übersicht. (Grafik: ariva.de)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Ausverkauf an den Aktienmärkten geht in eine neue Runde: Investoren warfen am Donnerstag vor allem Finanzpapiere in hohem Bogen aus ihren Depots und flohen in vermeintlich sichere Häfen wie Gold oder den japanischen Yen. „Es herrscht Panikstimmung an den Börsen“, sagte Andreas Paciorek vom Brokerhaus CMC Markets. Viele Anleger fürchten inzwischen, dass die Weltwirtschaft ins Straucheln gerät, sich Kreditausfälle häufen und die Finanzwirtschaft deshalb Probleme bekommt.

Angeführt von deutlichen Verlusten bei der Deutschen Bank und der Commerzbank rutschte der Dax zeitweise um 3,5 Prozent auf 8699 Zähler und damit den tiefsten Stand seit Oktober 2014 ab. Seit Wochenbeginn hat der Leitindex bereits mehr als sechs Prozent verloren. Der EuroStoxx50 gab um bis zu 4,2 Prozent nach.

Aktien der Deutschen Bank fielen in der Spitze um knapp acht Prozent, die Commerzbank um sieben Prozent. Der europäische Bankendindex ging um 6,6 Prozent in die Knie und notierte auf dem tiefsten Stand seit dreieinhalb Jahren. Besonders hart traf es Titel von Societe Generale, die sich um bis zu 15 Prozent verbilligten. Hohe Kosten für Rechtsstreitigkeiten drückten auf den Gewinn der zweitgrößten französischen Bank, die Prognose der Analysten wurde knapp verfehlt. Anteilsscheine der Schweizer Großbank Credit Suisse sackten um fast neun Prozent auf den tiefsten Stand seit 25 Jahren ab. Deutsche Bank und Commerzbank haben seit Jahresbeginn 30 beziehungsweise 20 Prozent an Wert verloren.

Die Sorge um den Zustand der Weltkonjunktur hat sich in den vergangenen Wochen mehr und mehr verschärft. Sowohl die Zahlen aus China als auch den USA enttäuschten. Anleger setzen inzwischen darauf, dass die US-Notenbank bei der geplanten Straffung ihrer Geldpolitik nicht allzu sehr aufs Tempo drücken wird. US-Notenbank-Chefin Janet Yellen hatte bei ihrer Anhörung vor dem Repräsentantenhaus am Mittwoch keine konkreten Hinweise gegeben, wann weitere Zinserhöhungen anstehen könnten. Die Fed hatte den US-Leitzins im Dezember erstmals seit rund zehn Jahren wieder angehoben - auf 0,25 bis 0,5 Prozent.

Der Dollar gab zu anderen wichtigen Währungen deutlich nach. Anleger steuerten vor allem den Yen an - zur japanischen Landeswährung fiel der Dollar um zwei Prozent auf 111,02 Yen und markierte damit den tiefsten Stand seit Ende Oktober 2014. Der Euro kletterte zeitweise auf ein Vier-Monats-Hoch von 1,1355 Dollar.

Gefragt war Gold. Der Preis für das Edelmetall stieg in der Spitze um 2,7 Prozent auf 1229,40 Dollar je Feinunze - der höchste Stand seit Mai vergangenen Jahres. „Die Investoren wollen nur noch raus aus Risikopapieren und rein in Sicherheit,“ konstatierte Paciorek.

Bewegung gab es am Donnerstag auch am Ölmarkt: Die Aussicht auf ein anhaltend hohes Überangebot schickte die Preise für Nordseeöl der Sorte Brent und das US-Leichtöl (WTI ) erneut in den Keller. WTI verbilligte sich um bis zu 3,4 Prozent auf ein Drei-Wochen-Tief von 26,52 Dollar je Fass. Die Analysten von Goldman Sachs gehen davon aus, dass die Preise angesichts der Ölschwemme und der schwächeren chinesischen Konjunktur bis zum zweiten Halbjahr im Keller bleiben dürften. Sie rechnen in den kommenden Monaten mit stark schwankenden Preisen zwischen 20 und 40 Dollar je Fass. Der Ölpreis ist in den vergangenen 18 Monaten um etwa 70 Prozent eingebrochen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Im Kosovo rächen sich jetzt alte Fehler des Westens
04.06.2023

Die jüngsten Ausschreitungen im Kosovo hatten zwar einen aktuellen Anlass. Doch die Lunte an das Pulverfass war schon viel früher gelegt....

DWN
Finanzen
Finanzen Amerikas Bankenkrise, Teil 2: Welche Schäden verursachen die Zinsanstiege?
04.06.2023

DWN-Finanzexperte Michael Bernegger beschreibt, welche strukturellen Gründe hinter der Bankenkrise in den USA stehen - und warum diese...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Diebstahl und Gewalt machen US-Einzelhandel unprofitabel
04.06.2023

Der US-Einzelhandel leidet unter der ansteigenden Kriminalität. Der massive Anstieg von Diebstahl und Gewalt vernichtet den Profit. Das...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietnomaden: So prüfen Vermieter die Bonität
04.06.2023

Die Qualität der Mieter hat großen Einfluss darauf, ob sich eine Mietimmobilie rechnet. Doch wie wählt man einen Mieter richtig aus? Wir...

DWN
Immobilien
Immobilien Die EU will ultimativ alle Häuser ruinieren
03.06.2023

Mit immer strengeren Vorschriften treibt die EU das Dämmen der Häuser voran. Selbst Strafen wie Wohn-Verbote werden diskutiert, damit die...

DWN
Immobilien
Immobilien Europas Immobilienmarkt droht weiteres Ungemach
03.06.2023

Die Immobilienunternehmen in Europa haben bereits historische Wertverluste hinnehmen müssen, doch wegen der steigenden Kreditkosten drohen...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktienmärkte: Unter der glitzernden Oberfläche brodelt es
04.06.2023

Oberflächlich betrachtet schlagen sich die US-Aktienmärkte gut. Das Fundament für den Aufschwung ist allerdings schwach. In vielen...

DWN
Finanzen
Finanzen Zinswende: Kommt eine zweite Inflationswelle – und wie schützen sich Anleger?
04.06.2023

Der Markt rechnet mit Zinssenkungen in diesem Jahr. Kritische Ökonomen befürchten eine Rezession und eine zweite Inflationswelle. Was...