Unternehmen

Chinas Industrie schrumpft: Millionen Jobs sollen wegfallen

Chinas Industrie verliert schneller an Fahrt als erwartet. Der Einkaufsmanagerindex sank im vergangenen Monat weiter auf 49,0 Punkte. Nun sollen fünf bis sechs Millionen Arbeitsplätze bei staatlichen „Zombie-Firmen“ wegfallen, die seit Jahren Verluste schreiben.
01.03.2016 10:33
Lesezeit: 1 min

Chinas Industrie ist im Februar so stark geschrumpft wie seit November 2011 nicht mehr. Der am Dienstag veröffentlichte offizielle Einkaufsmanagerindex sank auf 49,0 Punkte nach 49,4 Zählern im Vormonat. Damit entfernt sich das Barometer immer weiter weg von der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Es war der siebte Rückgang in Folge. Die Dienstleister legten zwar weiter zu, aber auch sie verloren spürbar Schwung. „In Bezug auf konjunkturelle Bremsspuren aus dem Reich der Mitte ist spätestens seit jetzt von einer erhöhten Alarmbereitschaft zu sprechen“, sagte Analyst und China-Experte Frederik Kunze von der NordLB. Zhou Hao von der Commerzbank geht davon aus, dass Chinas Zentralbank die Zinsen im ersten Quartal um einen viertel Prozentpunkt senkt und den Banken mehr Luft für die Kreditvergabe lässt.

Auch der private Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex signalisiert ein Schwächeln der Wirtschaft. Er fiel ebenfalls stärker als erwartet um 0,4 auf 48,0 Punkte. Die chinesischen Industrie-Unternehmen bauen demnach im schnellsten Tempo seit sieben Jahren Arbeitsplätze ab. Damit wachsen Zweifel, ob es der Regierung gelingt, die Überkapazitäten in der Industrie abzubauen, ohne gleichzeitig einen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit auszulösen.

Insidern zufolge sollen in den kommenden zwei bis drei Jahren fünf bis sechs Millionen Arbeitsplätze bei „Zombie-Firmen“ gestrichen werden, die seit Jahren Verluste schreiben. Die Jobs fielen im Zusammenhang mit dem verschärften Vorgehen der Behörden gegen Überkapazitäten und Umweltverschmutzung weg, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen zu Reuters. Erst am Montag hatte die Regierung in Peking angekündigt, zum Abschmelzen der Überkapazitäten in der Kohle- und Stahlindustrie 1,8 Millionen Arbeiter entlassen zu wollen. Ein Zeitplan dafür nannte sie nicht.

Anders als die Industrie konnte der Dienstleistungs-Sektor weiter leicht wachsen. Der offizielle Einkaufsmanager-Index für fiel im Februar auf 52,7 Zähler, das ist aber das langsamste Tempo seit 2008, dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise. Im Januar hatte das Barometer noch bei 53,5 gelegen. Dies sei ein „ernstzunehmendes Warnsignal“, sagte NordLB-Ökonom Kunze. „Nun richten sich die Augen auf den Nationalen Volkskongress am kommenden Wochenende.“ Dort könnte die Wachstumsprognose für 2016 auf 6,5 Prozent gesenkt werden. Bisher rechnet die Regierung mit einer Spanne 6,5 bis 7,0 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt stieg 2015 mit 6,9 Prozent so langsam wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Bulgarien bekommt den Euro - nicht alle freuen sich darüber
04.06.2025

Die EU-Kommission macht den Weg frei: Bulgarien darf 2026 den Euro einführen. Doch im Land regt sich massiver Widerstand. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell auf Rekordkurs: Doch deutsche Anleger bleiben zurückhaltend – die Gründe
04.06.2025

Der Goldpreis steigt erneut auf ein beeindruckendes Niveau – doch die deutsche Nachfrage sinkt. Was steckt hinter dieser paradoxen...

DWN
Politik
Politik Zinswende mit Risiko – Steuert Lagarde Europa in die Deflation?
04.06.2025

Christine Lagarde will am Donnerstag erneut die Zinsen senken – trotz globaler Unsicherheiten, Handelskonflikten und überraschend...

DWN
Politik
Politik NATO fordert 5 Prozent fürs Militär – doch Europas Regierungen spielen weiter auf Zeit
04.06.2025

Während Russland aufrüstet und zum Gegenschlag bereitsteht, warnt die NATO vor einem historischen Sicherheitskollaps – doch viele...

DWN
Politik
Politik Grenzkontrollen: Dobrindt und Frei verteidigen Linie der Bundesregierung
04.06.2025

Ein Gerichtsurteil stellt die Rechtmäßigkeit aktueller Grenzpraktiken infrage – doch Innenminister Dobrindt und Kanzleramtschef Frei...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Firmen vor Engpässen bei seltenen Erden aus China
04.06.2025

China verschärft seine Exportkontrollen bei strategisch wichtigen Mineralien – mit direkten Folgen für die deutsche Industrie. Vor...

DWN
Politik
Politik Polens Präsident Nawrocki – Ein Trump-Statthalter in Warschau?
04.06.2025

Mit Karol Nawrocki zieht ein Hardliner in den Präsidentenpalast ein – unterstützt von Donald Trump und im offenen Konflikt mit der...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenheim kaufen: Wie der Traum vom eigenen Haus gelingen kann - die besten Tipps
04.06.2025

Der Wunsch, ein Eigenheim kaufen zu wollen, ist für viele Menschen in Deutschland tief verankert. Doch finanziell scheint dieses Ziel oft...