Politik

US-Bürger bewaffnen sich: Boom bei Handfeuerwaffen

In den USA kaufen die Bürger mehr Waffen als irgendwo sonst auf der Welt. Jeder zweite Amerikanern ist nach eigener Aussage bereits bewaffnet. Offenbar haben die Amerikaner ein doppelte Mißtrauen gegen ihren Regierung: Sie trauen ihr nicht zu, dass er sie ausreichend schützt - und sie rechnen damit, dass sie selbst ins Visier des Polizeistaats geraten könnten. Außerdem sind Waffen im Moment gerade so billig zu haben wie schon lange nicht.
05.12.2012 14:58
Lesezeit: 1 min

Die Militärausgaben der US-Regierung sind im letzten Jahr um 13 Prozent gestiegen (hier), doch auch die amerikanischen Bürger selbst rüsten weiter massiv auf. Nirgendwo auf der Welt sind die Bürger so gut mit Waffen ausgerüstet wie in den USA. Einer aktuellen Umfrage zufolge besitzen sie 41 Prozent der 650 Millionen in Bürgerhand befindlichen Schusswaffen. Fast die Hälfte der Erwachsenen besitze privat eine Schusswaffe, so viele wie seit 1993 nicht. Ein Großteil dieser Waffen wird in den USA produziert. Mithilfe von 3D-Druckern können die Bürger sich demnächst ihre Waffen auch selbst herstellen (mehr hier).

Sowohl bei den weltweiten Importen von Handfeuerwaffen als auch bei den Exporten sind die USA mit Abstand vorn. Allein 2011 exportierte das Land Handfeuerwaffen im Wert von 336,5 Millionen Dollar. Das ist mehr als doppelt so viel wie der zweitgrößte Exporteur Italien, so CNBC. Weltweit seien 2011 Handfeuerwaffen im Wert von 8,5 Milliarden Dollar verkauft worden. Fünf Jahre zuvor waren es nur circa 4 Milliarden Dollar gewesen, so die Forschungsgruppe Small Arms Survey aus Genua.

Nach der Wiederwahl Barack Obamas war der Verkauf von Schusswaffen in den USA stark angestiegen, da für dessen zweite Amtszeit schärfere Gesetze befürchtet werden, die den Bürgern den Erwerb erschweren könnten. Bisher sind jedoch noch keine konkreten Pläne bekant geworden. Beschleunigt werden die Käufe offenkundig von einem weit verbreiteten Mißbehagen gegenüber dem Staat:Die Bürger fühlen sich nicht geschützt, weil es bei sozialen Unruhen oder Amok-Läufen meist zu spät gelingt, die Gewalt einzudämmen. Mehr noch aber sehen viele Amerikaner den Staats nicht mehr als ihren Beschützer, sondern als ihren Feind: Die massive Einschränkung der Bürgerrechte (hier) hat offenbar dazu geführt, dass die Amerikaner sich bewaffnen - auch, um im Eventualfall der Staatsgewalt entgegentreten zu können.

Abgesehen davon gibt es ganz profane Gründe: Die Zunahme der Waffenverkäufe in den USA sei nämlich weniger auf Neukunden zurückzuführen, sondern vor allem darauf, dass bereits bewaffnete Bürger weitere Waffen hinzukauften, erläutert Nic Marsh, Waffenexperte des Osloer Friedensinstituts. „Schusswaffen sind relativ billig“, so Marsh. Im November empfahl der Investor Marc Faber den US-Bürgern sogar im Scherz, sich Maschinenpistolen zu kaufen und ergänzte: „Ich brauche einen Panzer.“

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