Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hat eine gleichmäßige Verteilung der Schulden in Europa gefordert. Die Eurozone drohe auseinander zu brechen. Das wäre verheerend für Deutschland: „Irgendwie müssen wir dieses Ding retten“, sagte Bofinger einem Bericht von Bloomberg zufolge.
In einer Wirtschaftsdebatte, die die Sparpolitik gegen eine Politik ausspielt, die gezielt Anreize für Wirtschaftswachstum setzt, könnte die Position Bofingers sich nicht deutlicher von Bundeskanzlerin Merkels unterscheiden. Merkel will sparen und die Staaten der Schuldenkrise durch Reformen zur Verantwortung ziehen. Zumindest ist das die offizielle Position.
Bofinger fordert nun erstmals explizit eine Vergemeinschaftung der Schuldenlast in Europa. Ähnliches hat er jedoch bereits im Interview mit den DWN ankligen lassen (hier). Nach Bofingers Einschätzung müssen die starken Staaten ihren Teil zur Bekämpfung der Krise durch Garantien beitragen. Durch einen gemeinsamen Schuldentilgungsfonds seien die krisengeschüttelten Länder wie Spanien oder Griechenland zu retten, indem sie einfach ihre alten Schulden gegen neue Kredite eintauschten, die von allen Mitgliedstaaten der EU garantiert würden.
Die „Krise ist nicht nur ein Problem individueller Staaten. Sie ist ein systemisches Problem und dieses Problem verlangt nach einer systematischen Lösung“, sagte Paul Welfens vom Europäischen Institut der Universität Wuppertal.
Die Umsetzung eines „Schuldentilgungsfonds“, der einen Umfang von schätzungsweise 2,3 Billionen Euro haben müsste, war für die Kanzlerin bis vor kurzem noch als „vollkommen unmöglich“ bezeichnet worden. Der Vorschlag wurde daher im November vergangenen Jahres abgelehnt.
Stattdessen folgte ein Rettungspaket nach dem anderen für Griechenland, sowie die Bailout-Programme für Irland und Spanien. Schätzungen zufolge wird allein die Griechen-Rettung Deutschland bis zu 93 Milliarden Euro kosten (mehr hier). Bofinger glaubt indes, dass der Vorschlag für eine gemeinsame Umschuldung auf alle EU-Staaten wieder hervorgeholt werden muss.