Finanzen

Nervöse Bank-Kunden: Verstärkte Nachfrage nach Schließfächern

Die Niedrigzinsen der EZB sorgen dafür, dass die Nachfrage für private Schließfächer deutlich steigt. Selbst Banken prüfen bereits, ob es billiger wäre, das Geld in Tresoren zu lagern statt bei der EZB. DSGV-Präsident Georg Fahrenschon rechnet als nächstes mit Strafzinsen für die Guthaben von Unternehmen.
17.03.2016 02:19
Lesezeit: 1 min

Die Sparkassen stellen sich wegen der steigender Belastungen durch Niedrigzinsen auf härtere Zeiten ein. Georg Fahrenschon, Präsident des deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), kritisiert mit deutlichen Worten die Niedrigzins-Politik der EZB: „Die EZB-Politik ist falsch. Sie ist gefährlich. Sie ist nutzlos, weil keinerlei positive Effekten mehr erkennbar sind.“ Die EZB verfehle ihre eigenen Ziele und verführe daher zu einer sorglosen Risikopolitik.

Die Niedrigzinsen hätten sich bereits aufs Verhalten der Bank-Kunden ausgewirkt. „Die Kunden fragen verstärkt nach Schließfächern“, so Fahrenschon. „Stellenweise sind diese in einzelnen Gebieten bereits ausgebucht.“ Auch einige Sparkassen in Bayern haben bereits durchrechnen lassen, ob es Sinn macht, Geld in eigenen Tresoren zu bunkern statt es zur EZB zu tragen. Das lohne sich bei einem negativen Einlagezinssatz von aktuell 0,4 Prozent allerdings noch nicht, sagte Fahrenschon.

Doch alle Banken würden in den nächsten Jahren durch die Zinspolitik der EZB gefordert werden. Die Sparkassen verwahren für ihre Kunden Einlagen von mehr als 860 Milliarden Euro und spüren die Folgen der Niedrigzinspolitik besonders stark. Girokonten werden künftig nicht mehr kostenlos sein. Fahrenschon erwartet diesen Schritt nicht nur bei den Sparkassen: „Alle Marktteilnehmer müssen angesichts der falschen Zinspolitik neue Ertragsquellen erschließen.“

Zudem kündigte Fahrenschon bei der Bilanzpressekonferenz der Sparkassen am Dienstag Strafzinsen für gewerbliche Kunden an: „Ich rechne damit, dass wir im Markt bei großen Einlagenvolumina gewerblicher Anleger schon bald Verwahrgebühren sehen werden. Den Zeitpunkt der Einführung und die Höhe der Kosten für Girokonten und Strafzinsen würden die einzelnen Landesverbände der Sparkassen entscheiden. Momentan gebe es bereits rund 60 bis 70 Fälle, wo „Verwahrgebühren“ erhoben werden.

Die größere Belastung komme für die Bank-Kunden allerdings auf mittlerer und längerer Sicht: „Die fehlenden Zinsen und Zinseszinsen sind vor allem die Altersversorgungen der Kunden betroffen. Hier wird teilweise krass unterschätzt, welche Lücken sich hier im Alltag auftun werden. Davon werden viele betroffen sein, auch Institutionen wie die gesetzlichen und privaten Krankenversicherer, Pensionsfons, die Zusatzversorgung, die gesetzliche Rentenversicherung, Stiftungen und Industrie und Mittelstand bei nicht ausfinanzierten Pensionszusagen. Die Geldpolitik der EZB hat langfristig eine verheerende Wirkung. Sie belohnt die Schuldner und schädigt die Gläubiger. Es drohen mittelfristig in allen betroffenen Lebensbereichen höhere Beiträge. Spätestens dann ist die Niedrigzinspolitik der EZB in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Messerattacke: Aschaffenburg betrauert nach Gewalttat zwei Tote - was wir wissen
22.01.2025

Am Mittwochmittag wurde die Stadt Aschaffenburg von einer schrecklichen Gewalttat erschüttert. Ein 28-jähriger Mann attackierte nach...

DWN
Politik
Politik Wann greift Russland an? Geheimdienste rechnen mit 2028
22.01.2025

Russischer Angriff ab 2028? Geheimdienste warnen davor, dass Russland die EU in den kommenden Jahren an der Ostgrenze angreift. Laut...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank - Schwäche der deutschen Wirtschaft hält an, aber es gibt Hoffnungsschimmer
22.01.2025

Der Bundesbank zufolge ist ein Aufschwung in der deutschen Wirtshaft ist vorerst nicht in Sicht. Dafür gibt es mehrere Gründe. Doch etwas...

DWN
Politik
Politik YouGov-Wahlumfrage: AfD und SPD gleichauf - CDU rutscht ab
22.01.2025

In der neuesten Wahlumfrage von YouGov kann die SPD deutlich zulegen. Die AfD verliert dagegen. Beide Parteien liegen nun gleichauf. Auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mogelpackung des Jahres: Granini Trinkgenuss Orange enttäuscht Verbraucher - wie Sie Mogelpackungen erkennen
22.01.2025

Verbraucher fühlen sich getäuscht: Der "Granini Trinkgenuss Orange" wurde von der Verbraucherzentrale Hamburg zur "Mogelpackung des...

DWN
Politik
Politik Scholz in Paris bei Macron: „Europa wird sich nicht ducken“
22.01.2025

Zwei Tage nach der Vereidigung Trumps stimmen Scholz und Macron sich ab, wie sie mit dem Kurswechsel in der US-Politik umgehen wollen. Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verpackungssteuer Tübingen: Bundesverfassungsgericht bestätigt Rechtmäßigkeit
22.01.2025

Das Bundesverfassungsgericht hat die Verpackungssteuer Tübingen als verfassungsgemäß bestätigt. Die Abgabe, die seit Januar 2022 auf...

DWN
Technologie
Technologie Projekt "Stargate" - OpenAI und Trump setzen auf KI-Rechenzentren für die Zukunft
22.01.2025

OpenAI und bedeutende Technologie-Partner investieren 500 Milliarden Dollar in neue Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI). Das...