Nach acht Monaten Pause hat Ungarns Notenbank die Leitzinsen überraschend wieder gesenkt, wie Reuters meldet. Die Währungshüter entschieden am Dienstag, den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld auf 1,2 von zuvor 1,35 Prozent zu kappen. Zugleich folgte sie dem Vorbild der EZB und führte einen Strafzins für Banken ein, die über Nacht Geld bei der Notenbank parken. In Ungarn beträgt die Strafgebühr jedoch nur 0,05 Prozent, während die Europäische Zentralbank (EZB) den Einlagesatz jüngst auf minus 0,4 Prozent verschärft hat.
Die Notenbank in Budapest kündigte an, die Leitzinsen weiter zu senken, um ihr Inflationsziel zu erreichen. Sie rechnet erst für die erste Jahreshälfte 2018 damit, dass die angestrebte Teuerungsrate von drei Prozent in Sichtweite kommt. Notenbankchef György gilt als Gefolgsmann von Ministerpräsident Viktor Orban, der sich staatlichen Einfluss in den Leitungsgremien der Notenbank gesichert hat.
Mit dem Schritt tritt die ungarische Notenbank in den Kreis jener Zentralbanken ein, die negative Einlagenzinsen erheben. Die Einführung dieser Strafzinsen hat vermehrt zu Kritik geführt, weil sie die Renditechancen der Geschäftsbanken beschneidet. Befürchtet wird außerdem, dass Banken diese Kosten langfristig an ihre Kunden weitergeben werden, was die Möglichkeiten der Kapitalbildung von Sparern – die aufgrund der geringen Leitzinsen ohnehin geschwächt wurden – weiter erschwert.
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