Politik

Völkermord in Bosnien: Serbenführer Karadzic muss 40 Jahre in Haft

Der ehemalige bosnische Serbenführer Radovan Karadzic ist für den Völkermord in Srebrenica im Osten Bosniens schuldig gesprochen worden. Das UN-Kriegsverbrechertribunal verurteilte ihn zu insgesamt 40 Jahren Gefängnis. Das Massaker kostete 8000 muslimischen Männern und Jungen das Leben.
24.03.2016 16:26
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der ehemalige bosnische Serbenführer Radovan Karadzic (70) ist für Völkermord in Srebrenica im Osten Bosniens schuldig gesprochen und insgesamt zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Urteil verkündeten die Richter des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag am Donnerstag.

Der ehemalige Psychiater ist nach Ansicht des Gerichts einer der Hauptschuldigen des Massakers in der damaligen UN-Schutzzone. Serbische Einheiten hatten im Juli 1995 8000 muslimische Männer und Jungen ermordet. Karadzic wurde erst 2008 nach 13 Jahren auf der Flucht festgenommen.

Doch trotz 100 000 Toten, noch viel mehr Vertriebenen und den schlimmsten Verbrechen seit dem Zweiten Weltkrieg in Europa ist sich der bosnische Serbenführer im Bürgerkrieg (1992-1995) keiner Schuld bewusst. «Radovan bereut nichts», sagte dessen Nachfolgerin an der Spitze des serbischen Teilstaates, Biljana Plavsic, am Donnerstag der größten serbischen Zeitung «Blic».

Der Schaffung eines großserbischen Staates auf dem Gebiet des früheren Jugoslawien hat der heute 70-Jährige alles untergeordnet. Und so sind für ihn die Kriegsgräuel zu akzeptierende «Kollateralschäden» geblieben.

Auch heute sieht Karadzic die Serben als von Gott erwähltes «himmlisches Volk», das den muslimischen Bosniaken zivilisatorisch überlegen ist.

Nach der serbischen Niederlage musste er 1996 auf Druck der USA abtreten. Seiner späteren Festnahme entging er zwölf Jahre lang mit Hilfe des serbischen Geheimdienstes durch seine Metamorphose zum Wunderheiler Dr. Dabic.

Der von heimischen Psychologen als Narzisst beschriebene Karadzic lebte mit schlohweißem Rauschbart und mächtigem Haarknoten unbehelligt öffentlich in Belgrad. Vor dem UN-Tribunal in Belgrad hat er sich selbst verteidigt.

Der ehemalige EU-Sonderkoordinator des Stabilitätspakts für Südosteuropa hat eine Versöhnung von Serben und Bosniern auch nach einem Urteil im Völkermord-Prozess von Srebrenica bezweifelt. Der Prozess habe nicht viel zum Versöhnungsprozess zwischen den Menschen beigetragen, sagte Erhard Busek am Donnerstag im Deutschlandradio. Der serbische Nationalismus sei ungebrochen. «Der heutigen Generation sind die Geschehnisse von damals nicht mehr präsent», sagte Busek, der im Rahmen des Stabilitätspakts in den 90er-Jahren zwischen beiden Gruppen vermittelte.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...

DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...