Die EU hat 250 Millionen Euro an Agrar-Subventionen an die reichsten Großgrundbesitzer in Spanien verteilt. Mindestens 60 der 200 reichsten Familien in Spanien bekamen seit 2008 rund 1,1 Millionen Euro an Subventionen pro Betrieb. Dies belegen Zahlen des spanischen Garantiefonds für die Landwirtschaft FEGA und der Seite Farmsubsidy laut einem Bericht der spanischen Zeitung El Diario.
Demnach bekam etwa die andalusische Familie Mora Figueroa mit einem geschätzten Mindestvermögen von 800 Millionen Euro insgesamt rund 50 Millionen Euro an EU-Geldern für ihre zahlreichen landwirtschaftlichen Betriebe.
Besonders interessant ist die Familie Domecq wegen ihrer starken Verstrickung in die Politik: So ist etwa der aktuelle EU-Kommissar für Klima und Energie sowie der frühere Landwirtschaftsminister Spaniens Miguel Arias Cañete mit einer Domecq verheiratet. Die Familie erhielt knapp 37 Millionen an EU-Subventionen, verteilt auf die 42 landwirtschaftlichen Betriebe der weit verzweigten Aristokratenfamilie mit einem Schätzvermögen von mindestens 400 Millionen Euro.
Die Familie des Ministers selbst erhielt allein während seiner Amtszeit als Landwirtschaftsminister 1,8 Millionen Euro an Subventionen, wie die Zeitung El Confidencial enthüllte. Cañetes anschließende Ernennung zum EU-Energie- und Umweltkommissar wurde heftig kritisiert, da seine Familie zudem in mehrere Erdölprojekte verstrickt ist und Anteile an zwei Ölfirmen hält.
Der Vorwurf von El Diario lautet daher, die EU subventioniere mit Steuergeld den Reichtum weniger Familien. Gerade große Familienkonzerne wie Mercadona oder Nutrexpa (Colacao, Nutella, Cuétara) haben großzügige Zuschüsse empfangen. Nach Berechnungen von Eldiario erhielten die landwirtschaftliche Unternehmen der 60 reichsten Familien im Schnitt jeweils 1,1 Millionen Euro in sechs Jahren. Sie werden überproportional stark gefördert, während die kleinen Landwirte kaum von den Hilfsgeldern profitieren. Von den 900.000 spanischen Bauern, die sich im selben Zeitraum für diese Hilfen bewarben, bekam im Schnitt jeder Betrieb rund 44.000 Euro. Insgesamt entfielen rund 250 Millionen Euro der Agrar-Subventionen aus diesem Zeitraum auf die 60 reichsten Großgrundbesitzer.
Das aktuelle System verteilt also weiter die meisten Hilfsgelder an diejenigen, die sie am wenigsten benötigen, und das obwohl es bereits seit Jahren kritisiert wird: So informierte die Organisation Tierärzte ohne Grenzen bereits 2011 in einem Aufklärungsvideo (siehe Video am Anfang des Artikels): „Wieso überschwemmen wir die Aristokratie der Großgrundbesitzer mit Millionen von Euro an Steuergeldern?“
Die meisten dieser Zuschüsse wurden durch die Betriebsprämienregelung gewährt. Es handelt sich dabei um Direktzahlungen, die von der Produktion abgekoppelt sind. Bezogen auf die besessene Grundfläche dienten die EU-Agrar-Beihilfen daher vor allem dazu, das Einkommen der großen spanischen Landbesitzer weiter zu vergrößern.
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