Finanzen

Erfolg auf Griechisch: EU muss für Schuldenkauf 1,3 Milliarden Euro draufzahlen

Der griechischen Schuldenrückkauf wurde von Athen und Brüssel als großer Erfolg gefeiert. Nun stellt sich heraus: Die europäischen Steuerzahler müssen noch einmal mehr als eine Milliarde Euro drauflegen, damit die Rechnung wirklich aufgeht.
12.12.2012 14:12
Lesezeit: 1 min

Aktuell

Banker: Bargeld muss abgeschafft werden, um die Zivilisation zu retten

Nachdem das Angebot der griechischen Schuldenagentur zum Rückkauf der Anleihen mehrmals verlängert wurde, schien der Schuldenrückkauf tatsächlich zu gelingen. Griechen und EU-Retter jubelten bereits. Insgesamt erhielt Griechenland Angebote für Anleihen im ursprünglichen Wert von 31,9 Milliarden Euro: Deutlich mehr als der geplante Umfang von 30 Milliarden Euro.

Doch nun erweist sich die Aktion als teurer Spaß für die europäischen Steuerzahler: Denn die Sache hat einen Haken. Der Durchschnittspreis, den die griechische Schuldenagentur für die Anleihen zahlen müsste, liegt mit 33,8 Cent je Euro Nennwert höher als ursprünglich geplant zum Statement der Agentur - hier). Damit würden dem Land 1,29 Milliarden Euro fehlen, um alle angebotenen Schuldtitel zurückkaufen zu können. Bisher haben die internationalen Geldgeber lediglich zehn Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. 11,29 Milliarden Euro werden aber insgesamt benötigt, um die zum Rückkauf Angebotenen Anleihen im Wert von ursprünglich 31,9 Milliarden Euro zurückzukaufen.

Durch den höheren Durchschnittspreis ist Griechenland gezwungen, tatsächlich alle Angebote in Höhe von 31,9 Milliarden Euro anzunehmen. Würde die Schuldenagentur nur so viele Angebote annehmen, bis der ursprünglich angepeilte Bonds-Rückkauf im Umfang von 30 Milliarden Euro erreicht ist, würde der nun höhere Durchschnittspreis nicht die gewünschte Reduzierung der Schulden Griechenlands ermöglichen. Um 11 Prozent sollte der Bonds-Rückkauf die Schulden des Landes bis 2020 reduzieren. Erhielte aber Griechenland nicht die nun notwendigen zusätzlichen 1,29 Milliarden Euro, um alle Angebote annehmen zu können, würden sich die Schulden lediglich um 9,5 Prozent bis 2020 verringern.

Das Problem hierbei: Der IWF hatte den Schulden-Rückkauf zur Reduzierung der griechischen Schulden um 11 Prozent bis 2020 zur Voraussetzung für eine weitere Beteiligung am Rettungspaket gemacht. Insofern wird sich die Eurogruppe bei ihrer heutigen Zusammenkunft nicht nur über die Bankenunion, sondern auch über Griechenland noch einmal unterhalten müssen. Geben sie dem Land nicht weitere 1,29 Milliarden Euro für den Bonds-Rückkauf, war dieser nicht erfolgreich und könnte ein Nein zu weiteren Hilfen durch den IWF bedeuten.

Weitere Themen

Griechenland: Rechtsradikale Politiker wollten Waffen ins Parlament schmuggeln

Merkel-Plan zerbröselt: Auch Schweden steigt aus Banken-Union aus

US-Geheimdienste: Staaten müssen Kampf gegen Einzelpersonen verschärfen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.