Politik

Journalistin aus den Niederlanden nach Erdogan-Kritik verhaftet

Lesezeit: 1 min
25.04.2016 01:17
Eine niederländische Journalistin ist in der Türkei festgenommen worden. Der Grund waren offenbar eine kritische Kolumne über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sowie verschiedene Nachrichten, die die Niederländerin via Twitter verbreitet hatte. Die Festnahme sorgte für massive Kritik in den sozialen Medien.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Wegen kritischer Äußerungen über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist eine niederländische Journalistin in der Türkei festgenommen worden. Ebru Umar, die türkischer Abstammung ist, wurde nach eigenen Angaben in der Nacht zum Sonntag aus ihrer Wohnung in der westlichen Küstenstadt Kusadasi von der Polizei abgeführt. In den Niederlanden löste der Fall große Empörung in den sozialen Medien aus.

„Polizei vor der Tür. Kein Witz“, schrieb Umar im Kurzmitteilungsdienst Twitter am Abend. Als sie ihr Haus verlassen musste, textete sie: „„Ich bin nicht frei, wir fahren zum Krankenhaus“ zu einer medizinischen Untersuchung, bevor sie dem Staatsanwalt vorgeführt werden solle.

Die niederländische Website Geenstijl teilte mit, Umar habe in einer SMS geschrieben, dass sie noch am Sonntag einem Richter vorgeführt werden solle. Sie sei festgenommen worden, nachdem jemand ihre Twitterbotschaften einer von türkischen Behörden eingerichteten Hotline gemeldet habe.

Die Journalistin hatte jüngst für die niederländische Zeitung „Metro“ eine sehr kritische Kolumne über Erdogan verfasst. Auszüge daraus verbreitete sie anschließend über Twitter. In dem Text ging es um ein Schreiben des türkischen Konsulats in Rotterdam an Türken in der Region Rotterdam, die darin aufgefordert wurden, jede mutmaßliche Beleidigung Erdogans in den sozialen Netzwerken zu melden.

Das Schreiben hatte für heftige Kritik gesorgt. Das Konsulat sprach anschließend von einem „Missverständnis“. Angeblich wurde das Schreiben demnach von einem Konsulatsmitarbeiter verschickt, der „eine unglückliche Wortwahl“ gebraucht habe. Der niederländische Regierungschef Mark Rutte kündigte an, von Ankara Aufklärung in dem Fall zu verlangen.

Rutte twitterte am Sonntag, die niederländische Botschaft stehe in „engem Kontakt“ mit Umar, um ihr beizustehen. Bildungsministerin Jet Bussemaker sagte dem Fernsehsender WNL, eine Festnahme wegen eines Tweets sei „absurd“. Das Außenministerium teilte mit, es verfolge den Fall genau und stehe mit den zuständigen Behörden in der Türkei in Verbindung. Diese waren zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Festnahme sorgte in den sozialen Medien in den Niederlanden für großes Aufsehen. der Hashtag #freeebru verbreitete sich rasant. Politiker und Journalisten forderten die Freilassung Umars.

In der Türkei ist derzeit ein starker Anstieg von Prozessen gegen Kritiker des seit 2014 amtierenden und zunehmend autoritär herrschenden Erdogan zu beobachten. Derzeit laufen rund 2000 Verfahren, viele gegen Künstler, Journalisten und Intellektuelle, aber auch gegen Privatleute.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...