Politik

Österreich: Ex-Kanzler wünscht sich einen schönen Job in Brüssel

Lesezeit: 1 min
09.05.2016 22:37
Kaum zurückgetreten, wünscht sich der österreichische Ex-Bundeskanzler einen schönen Job bei der EU in Brüssel. Genau diese Attitüde treibt die EU in den Abgrund. Sie erscheint als Selbstbedienungsladen der Parteien, die sich einen schönen Lebensabend auf Kosten der Steuerzahler machen wollen.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Unmittelbar nach seinem Rücktritt gab Werner Faymann sein erstes Telefoninterview. Und dort sagte er, dass er einen neuen Job in Brüssel bei der EU anstrebe. Faymann sagte für die Zeitung Österreich auf die Frage: Wie sieht denn Ihre Zukunft aus?:

Ganz ehrlich – darüber hab ich noch nicht nachgedacht. Jetzt werd ich mich mal zwei, drei Monate von all dem Stress erholen und gar nichts machen. Nachdenken. Neue Ziele überlegen. Und dann werde ich überlegen, ob ich etwas im Rahmen der EU in Brüssel mache. Angebote dafür hat es in der Vergangenheit genug gegeben  mal schauen, ob mich da was reizt. Lust, auf europäischer Ebene politisch aktiv zu werden, hätte ich schon.

Die Wertschätzung für die EU scheint in Österreich nicht besonders ausgeprägt. Die Zeitung Die Presse schreibt in einem Leitartikel zum Rücktritt:

Wir wünschen Werner Faymann alles Gute – vor allem bei der Suche nach einer neuen Tätigkeit. Es wäre einer gut entwickelten Demokratie würdig, könnte die Republik ehemalige Spitzenrepräsentanten nicht versorgen, aber für das Land richtig einsetzen. Für Faymann sollte sich eine Aufgabe auf EU-Ebene finden lassen.

Viele Leser kommentieren den Wunsch, nach dem Scheitern nun in Brüssel versorgt zu werden, mit heftiger Ablehnung. Und das zu Recht: Das Problem der SPÖ in Österreich besteht nämlich darin, dass sich die Parteien alles unter den Nagel gerissen haben, war ihren eigenen Netzwerken nützt – auch die EU.

Diese Tendenz sieht man in allen Mitgliedsstaaten. Während für einen Beamten-Posten bei der EU hohe Anforderungen gestellt werden und sich eine echte Top-Bürokratie herausgebildet hat, werden der Verwaltung ständig abgehalfterte Politiker vorgesetzt, für die man nach dem nationalen Scheitern ein Ausgedinge braucht.

Gut möglich übrigens, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel die Ambitionen von Faymann unterstützt. Er folgte ihr lange in der Flüchtlingspolitik und wurde von ihr sehr geschätzt – nach außen. Die dpa schreibt am Abend nach dem Rücktritt, Merkel hätte über den Österreicher gesagt, er komme bei EU-Verhandlungen in Brüssel ohne Meinung herein und gehe mit ihrer wieder hinaus.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Händler setzen auf Apps und Bonusprogramme: So sparen Verbraucher mit digitalen Treueangeboten
23.12.2024

Die großen Handelsketten wie Lidl, Rewe und Penny gehen neue Wege, um Kunden langfristig an sich zu binden. Mit Apps und Treueprogrammen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr 2025: Neue Regierung bis Ostern?
23.12.2024

Kurz, kalt und knackig: So wird der Wahlkampf 2025. Wie lange es danach dauert, bis Deutschland wieder gut regiert wird, ist schwer...

DWN
Politik
Politik Steuerverschwendung: Regierung verschleudert massiv Steuergelder auch ans Ausland - ohne jede Prüfung
23.12.2024

Angeblich muss die Politik künftig unbegrenzt Schulden machen, weil der Staat zu wenig Geld hat: Doch Deutschland hat kein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Stromnetz als Supergau - Dunkelflaute macht Wahnsinnspreise kurzfristig real
23.12.2024

Der Strompreis an der Pariser Strombörse erreichte letzte Woche einen außergewöhnlich hohen Stand. Wie Energieexperten dies erklären -...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ex-VW-Chef Winterkorn lehnt Richter als befangen ab
23.12.2024

Im Strafverfahren zur Dieselaffäre hat der frühere VW-Chef Martin Winterkorn den Vorsitzenden Richter für befangen erklärt. Er...

DWN
Panorama
Panorama Russland: Ölkatastrophe könnte 200.000 Tonnen Boden verseuchen
23.12.2024

Zwei Tanker sind vor mehr als einer Woche im Schwarzen Meer verunglückt, seither läuft Öl aus. Die Folgen für die Umwelt zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen EU: 13,5 Milliarden Euro für Deutschland
23.12.2024

Mehr saubere Energie und Digitalisierung: Deutschland erhält 13,5 Milliarden Euro aus Brüssel – und weitere Finanzhilfen könnten...

DWN
Panorama
Panorama Privater Gebrauchtwagenmarkt: Diese Vorteile bieten Privatkäufe für Käufer und Verkäufer
23.12.2024

In einer aktuellen Analyse haben die Experten des Internetportals AutoScout24 den Privatmarkt für Gebrauchtwagen untersucht. Laut einer...