Politik

Krise in Österreich: Neuwahlen nicht mehr auszuschließen

Lesezeit: 1 min
10.05.2016 13:26
In Österreich sind Neuwahlen nicht mehr auszuschließen: Die Regierungsparteien könnten versuchen, den Rücktritt des erfolglosen Bundeskanzlers Faymann als Neuanfang zu verkaufen. Tatsächlich wäre es nur logisch, bei derart gravierenden Veränderungen in der Regierung die Wähler nach ihrer Meinung zu befragen.
Krise in Österreich: Neuwahlen nicht mehr auszuschließen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der amtierende österreichische Regierungschef Reinhold Mitterlehner schließt nach dem Rücktritt von Bundeskanzler Werner Faymann vorgezogene Neuwahlen nicht aus. Allerdings rechne er damit, dass die Koalition mit der SPÖ fortgesetzt werde, sagte der ÖVP-Chef am Dienstag in Wien. Mitterlehner hob die Grundsätze hervor, die der Nachfolger Faymanns respektieren müsse: Es sei eine gemeinsame Linie gefunden worden und daran solle festgehalten werden. Zudem müsse auch die Opposition in die umstrittene Asylpolitik einbezogen werden. Mitterlehner hatte bereits am Montag gesagt, dass es keinen „Automatismus“ gäbe, wonach der nächste Bundeskanzler derjenige sei, den die SPÖ vorschlägt.

Faymann hatte am Montag seinen Rückzug als Bundeskanzler und als SPÖ-Chef wegen mangelnder Unterstützung aus seiner Partei bekanntgegeben. Die SPÖ hat bis auf eine bei allen Wahlen in den vergangenen Jahren verloren.

Man werde jetzt die Vorschläge des sozialdemokratischen Koalitionspartners abwarten und dann weitersehen, erklärte Mitterlehner. Er betonte, in der Flüchtlingspolitik müsse der eingeschlagene Kurs fortgesetzt werden. Faymann hatte in der Flüchtlingskrise eine Kehrtwende vollzogen und ließ die Grenzen des Landes weitgehend schließen. Der SPÖ-Politiker schlug den restriktiven Kurs in der Flüchtlingspolitik auch unter dem Eindruck der Wahlerfolge der rechtsgerichteten Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) ein. Die hatte bei Regionalwahlen mit einer gegen Flüchtlinge gerichteten Politik deutlich zugelegt. Zuletzt holte ihr Kandidat bei den Präsidentschaftswahlen die meisten Stimmen, der SPÖ-Kandidat kam nicht einmal mehr in die Stichwahl, die am 22. Mai stattfindet.

Gegen Faymanns neuen Kurs opponierte auch der linke Flügel seiner Partei. Bei Neuwahlen müssten sowohl SPÖ wie auch die konservative ÖVP mit deutlichen Verlusten rechnen. Die SPÖ will sich binnen einer Woche auf einen Nachfolger für Faymann einigen. Als Kandidaten stehen der Medienmanager und frühere RTL-Chef Gerhard Zeiler und ÖBB-Chef Christian Kern zur Diskussion.

In der SPÖ gibt es durchaus einen Flügel, der für Neuwahlen eintritt: Man könne den Bonus eines neue Obmanns nutzen, um vor der ÖVP ins Ziel zu kommen. Die ÖVP hätte dann den Malus des Regierungschefs von Faymann übernommen. Allerdings ist auch nicht auszuschließen, dass die ÖVP in diesem Fall den Obmann wechselt. Als aussichtsreichster Kandidat gilt Außenminister Sebastian Kurz. Die FPÖ führt aktuell alle Umfragen haushoch an. Mitterlehner ist selbst angeschlagen und musste erst kürzlich tatenlos zusehen, wie der mächtige Landeshauptmann Erwin Pröll die Ablösung der Innenministerin erzwang, weil Pröll einen Parteifreund zu versorgen hatte.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Ostasien: „Shangri-La“ im Zeichen der Konfrontation
08.06.2023

Der Machtkampf der USA mit China prägt die Sicherheitskonferenz Shangri-La Dialogue in Singapur. Für Ostasien steht viel auf dem Spiel....

DWN
Politik
Politik Rundfunkgebühr: Ministerpräsidenten erteilen neuen Geldforderungen klare Absage
08.06.2023

Die Forderung des SWR-Intendanten und derzeitigen Vorsitzenden der ARD, Kai Gniffke, nach einer Erhöhung der Rundfunkgebühren, stößt...

DWN
Finanzen
Finanzen Schweizer Parlament gibt grünes Licht für Credit-Suisse-Untersuchung
08.06.2023

Das Schweizer Parlament macht den Weg frei für eine Untersuchung zum Zusammenbruch der Credit Suisse. Nun müssen Bankmanager fürchten,...

DWN
Politik
Politik Faeser: „Müssen das Europa der offenen Grenzen retten“
08.06.2023

Vor dem Treffen der EU-Innenminister hat sich Nancy Faeser (SPD) für eine Reform des Asylsystems stark gemacht. Grüne und Linke warnen...

DWN
Politik
Politik Trump wegen Geheimunterlagen-Affäre im Visier der Ermittler
08.06.2023

Seit Monaten untersucht ein Sonderermittler den Fund streng geheimer Geheimdienstunterlagen bei Ex-Präsident Trump. Über den Stand der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmensinsolvenzen: Vor allem junge Firmen sind betroffen
08.06.2023

Laut Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) sind derzeit vor allem junge Unternehmen von der Pleite betroffen. Insgesamt ging rund ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands hohe Öl-Exporte riskieren Streit mit OPEC
07.06.2023

Russland hat eigentlich eine Drosselung seiner Rohöl-Förderung angekündigt. Doch die Exporte auf dem Seeweg sind weiter stark. Nun...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitaler Euro: Rechtsrahmen steht noch in diesem Monat
07.06.2023

Die Einführung eines digitalen Euro nimmt immer mehr an Fahrt auf. Dabei will die Europäische Kommission noch in diesem Monat Vorschläge...