Politik

Russland warnt die EU vor Erdogans Plänen in Syrien

Lesezeit: 2 min
18.05.2016 01:20
Russland warnt die EU vor einer militärischen Eskalation in Syrien durch die Türkei. Tatsächlich mehren sich die Anzeichen, dass die Türkei bald noch aktiver werden könnte. Präsident Erdogan kündigte an, im Alleingang in Syrien tätig zu werden. Offiziell soll es gegen den IS gehen. Tatsächlich kämpft die Türkei vor allem gegen die Kurden.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Russland hat die EU vor einer Unterstützung der Türkei bei einer Einrichtung so genannter Sicherheitszonen für Flüchtlinge in Syrien gewarnt. Moskaus EU-Botschafter Wladimir Tschischow sagte der Welt, es sei äußerst zweifelhaft, dass derartige Zonen humanitären Zwecken dienten.

„Ich fordere die EU auf, die Pläne der Türkei für Sicherheitszonen nicht zu unterstützen“, sagte der Moskauer Diplomat. „Es ist wahrscheinlicher, dass sie zu Rückzugsgebieten für militante Islamisten gemacht werden, wo diese wiederbewaffnet und versorgt und dann zurück in den Krieg geschickt werden. Dies würde das Blutbad in Syrien noch mehr verlängern.“

Die Unterstützung der Europäer für Sicherheitszonen dürfe auch kein „Tauschgeschäft werden für Ankaras Hilfe beim Stopp der Migrationsströme in die EU“. Tschischow warnt vor den Konsequenzen von Sicherheitszonen: „Es verletzt die Souveränität und territoriale Integrität Syriens, wenn man der Türkei bei der Errichtung von sicheren Enklaven hilft. Das wird kaum dazu beitragen, den Anspruch der EU, im Mittleren Osten als unabhängiger und verantwortlicher Akteur aufzutreten, zu festigen.“

Die Türkei macht sich seit Jahren dafür stark, auf syrischer Seite der Grenze zur Türkei gegen Angriffe geschützte Zonen einzurichten. Dort sollen nach diesen Überlegungen Lager für die Vertriebenen des Bürgerkriegs eingerichtet werden.

Tatsächlich könnten sich die russischen Vorahnungen schon bald bewahrheiten: Nach monatelangem Raketenbeschuss der türkischen Grenzstadt Kilis durch die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien droht die Türkei mit einem Alleingang gegen die Islamisten. „Wir werden das Problem allein lösen, wenn wir keine Hilfe dabei bekommen, Kilis vor Raketeneinschlägen zu schützen“, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstag in einer live im türkischen Fernsehen übertragenen Rede. „Wir werden den IS besiegen.“ Seine Regierung habe sich immer wieder für eine Sicherheitszone an der südlichen Landesgrenze eingesetzt, dafür aber keine Verbündeten gefunden.

Bei Raketenangriffen im Syrien-Konflikt auf Kilis starben in den vergangenen Monaten 21 Menschen. Die Türkei und die US-geführte Allianz reagieren auf die Attacken mit Militärschlagen, bei denen Dutzende IS-Kämpfer im Norden Syriens getötet wurden. Die USA erklärten jüngst, der IS sei in der Defensive und werde zurückgedrängt. Doch die türkische Regierung betont, sie benötige bei der Verteidigung ihrer Grenze umfangreichere Hilfe. In der Türkei wächst zudem die Sorge vor IS-Anschlägen im gesamten Land. Für einen Feiertag am Donnerstag gibt es landesweit Warnungen. In diesem Jahr ist es bereits zu einer Reihe von Selbstmordanschlägen gekommen, von denen zwei in Istanbul dem IS zur Last gelegt werden. Zu zwei weiteren in Ankara bekannten sich kurdische Extremisten.

Offiziell kämpft die Türkei gegen den IS. Doch am Montag bekräftigte der russische Außenminister Sergej Lawrow den Vorwurf, dass die Türkei von Geschäften mit dem IS profitiere. Tatsächlich will Erdogan die Kurden in Syrien schwächen. Er behauptet, dass die Kurden eine Allianz mit der PKK hätten. Weil der Westen dieser Einschätzung nicht folgt, hat Erdogan die EU mehrfach beschimpft: Sie unterstütze Terroristen. Er werde genau deshalb die Terror-Gesetze des Landes nicht entschärfen. In der Türkei selbst hat der Kampf der Regierung gegen die PKK mittlerweile militärische Ausmaße angenommen.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...

DWN
Politik
Politik NATO-Gipfel: Schutz für Ostsee-Infrastruktur geplant
14.01.2025

Nato schützt sich künftig besser vor Sabotageakten gegen wichtige Infrastruktur wie Kabel und Pipelines. Deutschland steuert mit...

DWN
Panorama
Panorama Stasi-Akten sichern: Der historische Moment der Besetzung der Stasi-Zentrale
14.01.2025

Am 15. Januar 1990 stürmte das Volk die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg und sicherte wertvolle Stasi-Akten für die spätere...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW verkauft weniger Autos in China
14.01.2025

VW verkauft weniger Autos. Sorgen bereitet dem Konzern vor allem der wichtige Absatzmarkt China. Sinkende Zahlen bei E-Autos und die...