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24.05.2016 09:29
Die Räumung des Flüchtlingslagers Idomeni hat am Dienstag ohne größere Gewalt-Aktionen begonnen. Die meisten Flüchtlinge haben offenbar eingesehen, dass die Balkan-Route dicht bleibt.

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Vassilis Kyriakoulis von AFP berichtet:

Drei Monate lang war es das Sinnbild für Chaos und Flüchtlingselend in der EU - am Dienstag schließlich begann die Räumung des griechischen Lagers Idomenian der Grenze zu Mazedonien. Rund tausend der verbliebenen 8400 Menschen wurden bis zum Mittag in Bussen in Auffanglager bei Thessaloniki gebracht, wie die Behörden mitteilten. 700 Sicherheitskräfte riegelten das Gelände ab, ein Hubschrauber kreiste am Himmel.

Die Räumung startete kurz nach Sonnenaufgang und verlief am ersten Tag zunächst „ruhig und langsam“, die Sicherheitskräfte mussten keine Gewalt anwenden, wie Regierungssprecher Giorgos Kyritsis sagte. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen bestätigte den ruhigen Verlauf, beklagte aber, es würden viele Helfer blockiert, was die Versorgung der verbleibenden Flüchtlinge erschwere. Am Mittag begannen Bagger mit der Entfernung von Zelten.

Auf das Gelände wurden nur Vertreter von Staatsmedien gelassen. Auf ihren Bildern war zu sehen, wie sich lange Schlangen vor den Reisebussen bildeten. Viele Flüchtlinge trugen ihre Habseligkeiten in riesigen Müllsäcken herbei, andere schoben vollbepackte Kinderwagen. Ein Junge mühte sich in einem Rollstuhl über die zerfurchte Wiese zu den Bussen.

Das Lager war im vergangenen Jahr von Hilfsorganisationen als Provisorium für höchstens 2500 Menschen eingerichtet worden: So lange die Balkanroute offen war, verbrachten die Flüchtlinge aus Syrien und anderen Krisenregionen nur kurze Zeit dort, bis sie ihre Reise Richtung Deutschland oder Schweden fortsetzten. Mitte Februar machte Mazedonien seine Grenze dicht, um nicht selbst zur Endstation der Flüchtlinge zu werden.

In den dramatischen Wochen bis Anfang April stauten sich bis zu 12.000 Menschen in Idomeni, hausten bei Kälte und Regen in Zelten auf matschigen Feldern. Trotzdem weigerten sich die meisten Flüchtlinge, sich in andere Lager im Landesinneren bringen zu lassen, weil sie noch auf eine Chance zur Weiterreise Richtung Nordwesteuropa hofften - zu ihren Männern oder Vätern, die es schon geschafft hatten. Immer wieder kam es zu verzweifelten Versuchen, die Grenze zu überqueren, mehrfach drängte die mazedonische Polizei die Menschen mit Tränengas zurück.

Binnen zehn Tagen soll das Lager nach Angaben der griechischen Behörden nun vollständig geräumt werden. Die Flüchtlinge sollen in neuen Auffanglagern bei Thessaloniki untergebracht werden, der zweitgrößten griechischen Stadt etwa 80 Kilometer südlich von Idomeni. Vorrang haben Kinder und Familien mit nur einem Elternteil. 6000 Plätze sollen bereitstehen.

Die Organisation Save the Children appellierte an die Behörden, besonders die Kinder zu schützen. Vor allem diejenigen, die allein unterwegs seien, hätten schon zu viel Stress und Leid durchgemacht.

„Die Räumung muss vor allen Dingen im Sinne der Kinder umsichtig gehandhabt werden, damit die Mädchen und Jungen nicht noch weiter traumatisiert werden“, erklärte Teamleiterin Amy Frost. Auch in den neuen, offiziellen Camps fehlte es an Toiletten, Wasch-, Schutz- und Spielräumen sowie an Unterkünften für allein reisende Kinder.

In ganz Griechenland sind laut Regierung noch 54.000 Flüchtlinge gestrandet. Allerdings hat sich seit Inkrafttreten des EU-Türkei-Flüchtlingspaktes Anfang April die Lage leicht entspannt. Seitdem nimmt Ankara alle neu auf den griechischen Ägäis-Inseln ankommende Flüchtlinge zurück - so lange der Pakt hält. Im Hafen von Piräus, dem nach Idomeni zweiten Brennpunkt, ist die Zahl der wild campierenden Flüchtlinge von 5000 auf 1500 zurückgegangen.

Allerdings steigt die Zahl der Migranten, die sich von der libyschen Küste Richtung Italien auf die gefährliche Reise machen, offenbar wieder deutlich an: Am Montag waren rund 2000 Menschen von seeuntüchtigen Booten gerettet worden. Am Dienstag fing die libysche Marine vier Schlauchbote westlich von Tripolis ab und brachte 550 Menschen zurück an Land.


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