Deutschland

Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Ex-Porsche Chef Wendelin Wiedeking

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat Anklage gegen die ehemaligen Porsche-Vorstände Wendelin Wiedeking und Holger Härter wegen des Verdachts der informationsgestützten Marktmanipulation erhoben. Das Ermittlungsverfahren bezüglich des Vorwurfs der Untreue wird dagegen eingestellt.
19.12.2012 22:43
Lesezeit: 2 min

Aktuell

Nach Milliarden-Überweisung: Athen warnt vor Staatspleite

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat nach umfangreichen, mit dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg durchgeführten Ermittlungen gegen die ehemaligen Porsche-Vorstände wegen des Vorwurfs der informationsgestützten Marktmanipulation gemäß Anklage zur Großen Wirtschaftsstrafkammer beim Landgericht Stuttgart erhoben. Den Angeschuldigten wird vorgeworfen, in von ihnen im Jahr 2008 veranlassten öffentlichen Erklärungen des Unternehmens in Bezug auf den Beteiligungserwerb an der Volkswagen AG unrichtige Angaben gemacht zu haben.

Die Begründung der Staatsanwaltschaft:

Porsche hatte im Zeitraum 10.03. bis 02.10.2008 in mindestens fünf öffentlichen Erklärungen eine bereits bestehende Absicht zur Aufstockung seiner Beteiligung an der Volkswagen AG auf 75 % dementiert. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen hatten die Angeschuldigten jedoch spätestens im Februar 2008 die Absicht gefasst, die Beteiligung Porsches an der Volkswagen AG in Vorbereitung eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags noch im ersten Quartal 2009 auf 75 % des stimmberechtigten Kapitals zu erhöhen. Zugleich haben sie spätestens ab März 2008 damit begonnen, diese Beteiligungserhöhung insbesondere durch den Erwerb entsprechender Kauf-Optionen auf VW-Stamm- und Vorzugsaktien konkret vorzubereiten. Die verfahrensgegenständlichen Dementi haben tatsächlich auch auf den Börsenpreis der Volkswagen-Stammaktie eingewirkt: Konkrete Anleger wurden dadurch zur Veräußerung bereits gehaltener Stammaktien und zur Tätigung von Leerverkäufen in Volkswagen-Stammaktien veranlasst.

Die 13. Kammer des Landgerichts Stuttgart hat nun über die Eröffnung des Hauptverfahrens und die Anberaumung der Verhandlungstermine zu entscheiden.

Eingestellt wurde das Ermittlungsverfahren gegen die Beschuldigten demgegenüber hinsichtlich des Vorwurfs der Untreue. Zwar haben die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bestätigt, dass sich aus den von Porsche bis Oktober 2008 erworbenen Optionen auf Volkswagen-Stamm- und Vorzugsaktien im Falle eines Kursverfalls der Volkswagen-Aktie zu diesem Zeitpunkt Zahlungsverpflichtungen in einer Größenordnung ergeben hätten, die die liquiden Mittel Porsches um ein Vielfaches überstiegen. Nicht mit der erforderlichen Sicherheit nachgewiesen werden kann den Beschuldigten nach den durchgeführten Ermittlungen allerdings, dass bereits der Erwerb der Optionen – unter Berücksichtigung des bei derartigen unternehmerischen Entscheidungen zuzubilligenden weiten Ermessensspielraums – zu dem damaligen Zeitpunkt evident pflichtwidrig war und zu einem nachweis- und bezifferbaren Schaden Porsches geführt hat.

Insbesondere lässt sich im Hinblick auf die damalige gesamtwirtschaftliche Lage nicht mit der erforderlichen Sicherheit nachweisen, dass ein für Porsche existenzgefährdender Kursverfall der Volkswagen-Aktie bereits zu Beginn des untersuchten Optionsaufbaus hinreichend wahrscheinlich war. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Kurseinbruchs erhöhte sich nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft zwar im Laufe des untersuchten Zeitraums zunehmend. Allerdings war ein kurz- bis mittelfristiger Ausstieg aus den Optionsgeschäften zu dem Zeitpunkt, zu dem ein solcher Kursverfall nachweislich hinreichend wahrscheinlich war, aufgrund der Größe des bereits gehaltenen Optionsbestandes nicht mehr möglich.

Weitere Themen

Der nächste Schlag: Italienisches Gericht verurteilt Deutsche Bank wegen Betrugs

Think Tank: „Im EU-Parlament herrscht eine grauenhafte Art des Einheitsdenkens“

EZB: Bundesbank muss Griechen-Bonds wieder als Sicherheiten akzeptieren

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...