Politik

UN: Hunderte Flüchtlinge ertrinken im Mittelmeer

Lesezeit: 2 min
30.05.2016 00:25
In den vergangenen Tagen sind im Mittelmeer mindestens 700 Flüchtlinge bei der Überfahrt von Libyen nach Italien ertrunken. Im Ärmelkanal wurden Flüchtlinge aus einem sinkenden Schlauchboot gerettet.
UN: Hunderte Flüchtlinge ertrinken im Mittelmeer

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Binnen weniger Tage sind vermutlich mehr als 700 Menschen bei dem Versuch umgekommen, mit Schlepperbooten von Nordafrika nach Italien zu gelangen. Die Zahlen gründeten auf Aussagen von Überlebenden, sagte Carlotta Sami vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Rom. Es seien drei Schiffsuntergänge vom Mittwoch, Donnerstag und Freitag berücksichtigt.

Von einem am Donnerstag gekenterten Boot würden 550 Menschen vermisst, sagte Sami. Etwa 100 könnten im Rumpf eines am Mittwoch gesunkenen Schiffes gefangen sein. Bei einem Schiffbruch am Freitag sei die Zahl der Opfer unklar. Überlebende hätten auch von Vermissten anderer Flüchtlingsboote berichtet. „Wenn wir diese düsteren Zahlen zusammenführen, so schätzen wir, dass es mindestens 700 Opfer gibt – ohne Sicherheit in Bezug auf die Zahlen und die Identität der Opfer“, sagte Sami.

Seit vergangenem Montag erreichen wieder mehr Migranten Italien auf dem Seeweg. Mit Hilfe der Küstenwache konnten rund 13.000 Menschen gerettet sowie 50 Todesopfer geborgen werden. Knapp 1700 Flüchtlinge sind der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zufolge zudem an der Küste gelandet. Zuletzt waren in der Nacht zum Sonntag 40 Menschen „nach einer schwierigen Suche“ von einem Schlauchboot nahe der Insel Lampedusa gerettet worden, wie die Küstenwache auf Twitter mitteilte.

Nach der Schließung der Balkanroute über Griechenland und die Türkei ist Italien zum Hauptzugangsweg für Migranten nach Europa geworden. IOM-Zahlen zufolge erreichten im Zeitraum vom 19. bis 26. Mai nur 272 Flüchtlinge Griechenland; 5674 kamen nach Italien. Die meisten brechen von Libyen auf. Dort warten laut IOM zwischen 100.000 und 200.000 Menschen auf die Überfahrt nach Europa.

Die Mehrzahl der Ankömmlinge in Italien stammen laut Sami vom Horn von Afrika sowie vom südlichen Teil des Kontinents. Einige kämen auch aus Algerien, Ägypten, Marokko und Syrien.

Mehr als 70 Schlepperboote hätten in der vergangenen Woche in Libyen abgelegt, meldete die Nachrichtenagentur ANSA unter Berufung auf Kreise des italienischen Innenministeriums. Einige seien auch aus ägyptischen Häfen gekommen. Viele Boote seien kaum seetüchtig.

Die EU rechnete bereits im April mit einem verstärkten Zustrom von Migranten über das Mittelmeer. Der Auswärtige Dienst denkt deshalb über die Einrichtung von Internierungslagern in Libyen nach.

Im Ärmelkanal sind 20 Personen aus einem sinkenden Schlauchboot gerettet worden. Bei 18 von ihnen handelt es sich Sky News zufolge um Albaner. Sie und die beiden Briten würden nun befragt. Wie die Küstenwache am Sonntag mitteilte, ging der Notruf gegen Mitternacht ein. In den frühen Morgenstunden sei das Boot vor der Küste der Grafschaft Kent von Hubschraubern und Rettungskräften gefunden worden.

Flüchtlinge versuchen oft auch in seeuntüchtigen Schiffen nach Europa zu gelangen. Im Mittelmeer sind allein in der vergangenen Woche Hunderte bei dem Versuch umgekommen, von Libyen nach Italien zu gelangen. Die Route über den Ärmelkanal haben bislang jedoch sehr wenige genutzt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die größten Kostenfallen: So sparen Sie bei Fonds, Aktien und Co.
01.05.2024

Viele Anleger unterschätzen die Wirkung von Anlagekosten. Dabei sind Fondsgebühren, Orderkosten und Co. auf lange Sicht enorm...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...